Untitled
das genauer«, sagte Spampinato, und zwar so angespannt, daß er halb von seinem Stuhl auf gestanden war.
»Also, das erste, was er zu mir sagte, war »spaiato« oder auch »sparato«.«
»Das haben Sie bereits gesagt.«
»Dann erfaßte er meine Hand und sagte: Moro, fu moro cuscinu. Ich konnte darin keinen Sinn erkennen. Ich fragte ihn nochmal und er…« Giovanni unterbrach sich.
»So reden Sie doch weiter, Herr nochmal!«
»Und er sagte zu mir, ich solle mich zum Teufel scheren, vielleicht war er völlig verzweifelt, weil ich nichts von dem begriffen hatte, was er sagen wollte.«
»Sind Sie sicher?« fragte der Polizeiamtsleiter und verdrehte die Augen.
»Na ja, völlig sicher nicht. Aber es klang irgendwie wie vaffanculo. Jedenfalls, auf dem Weg hierher, als ich darüber nachdachte, was man mir über das gespannte Verhältnis zwischen dem Pfarrer und seinem Vetter Moro erzählt hatte, habe ich begriffen, daß er mir sagen wollte, daß sein Cousin Moro ihn umgebracht hat.«
»Wo hat sich die Tat ereignet?« fragte Spampinato, ohne sich seine Besorgnis anmerken zu lassen. »Versuchen Sie, möglichst klar zu sein.«
Giovanni erklärte es ihm. Dann fügte er hinzu: »Kann ich nach Hause gehen und mich umziehen?« Spampinato gab ihm keine Antwort.
»Mellùso!« rief er laut.
Ein Polizist trat ein.
»Halte dich zur Verfügung von Signor Bovara. Kauf ihm, was er will. Aber unter gar keinen Umständen darf er von hier weg.«
Während der Polizeiamtsleiter zum Kleiderständer hinüber ging, wo der Überwurfmantel und die Mütze hingen, trat sein Bruder Gnazio völlig verstört ein. »Padre Carnazza…«
Bei dem strengen Blick, den ihm der Polizeiamtsleiter zuwarf, erstarrte er. Gemeinsam gingen sie hinaus. Auf der Straße sagte Gnazio seinem Bruder, im Ort würde das Gerücht umlaufen, daß der Pfarrer erschossen worden sei. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, waren sich beide einig, daß man über diese Angelegenheit zu allererst Advokat Fasùlo in Kenntnis setzen müsse, der dann dem Zuständigen berichten würde.
»Ach, ja? Sie haben aber lange gebraucht«, war die Reaktion von Advokat Fasùlo, als Spampinato ihm die Nachricht über die Erschießung des Pfarrers brachte. Jetzt war der Advokat ruhig, eine halbe Stunde mit Don Cocò, der ein wahrer Gott auf Erden war, hatte alles geregelt. Für den Augenblick mußte er nichts weiter tun, als die Dinge den Verlauf nehmen zu lassen, den sie nehmen sollten, allenfalls hier und da ein bißchen lenkend eingreifen.
Und so wußte er auch, wie zu reagieren war, wenn der Polizeiamtsleiter ihm berichten würde, daß Padre Carnazza, im Augenblick des Todes, versucht habe, Bovara zu sagen, daß der Schuß von seinem Cousin Don Memè Moro abgefeuert worden war.
»Nein, so nicht! Dieser Signor Bovara, seines Zeichens Hauptinspekteur der Mühlen, saugt sich die Geschichte doch aus den Fingern! Er neigt zu Hirngespinsten! Erinnern Sie sich, Signor Polizeiamtsleiter, wie er die Geschichte mit der Geistermühle hervorgekramt und versucht hat, unseren höchst ehrenwerten Don Cocò Afflitto mit Dreck zu bewerfen? Mit dieser Sache, Signor Polizeiamtsleiter, hat Don Memè Moro nichts zu schaffen. Das kann ich zuverlässig bestätigen! Ich habe erfahren, daß er heute morgen mit vierzig Grad Fieber im Bett gelegen hat. Das hat mir vor nicht einmal einer Stunde Dottor Landolina gesagt, der ihn auf dem Land besucht hat. Wollen wir etwa das Wort eines so angesehenen Mannes wie Dottor Landolina in Zweifel ziehen? Als der Pfarrer umgebracht worden ist, konnte Don Memè gar nicht aus dem Bett aufstehen, nicht einmal zum Pinkeln. Ist das klar?«
»Absolut klar«, sagte der Polizeiamtsleiter. »Und was soll ich jetzt weiter tun?«
»Das fragen Sie mich? Ihre Pflicht sollen Sie tun! Sie fahren mit einer Kutsche zu der angegebenen Stelle, laden den armen Pfarrer auf, tot oder lebendig, ganz gleich, und bringen ihn ins Hospital.«
Vor Müdigkeit war er halbtot, er hatte keinen Appetit, obwohl Mittag schon längst vorüber war, er hatte Brot, Käse und ein Glas Wein verweigert, das der Polizist Mellùso ihm gebracht hatte. Doch im Kopf fühlte er sich völlig klar.
Gegen eins kam Spampinato zurück, mit finsterem Gesicht, und bei ihm war jemand, den Giovanni nicht kannte.
»Das hier ist La Mantìa, mein Stellvertreter«, stellte Spampinato ihn vor.
Giovanni war alarmiert. Sicher war der hier derselbe La Mantìa, der mit Advokat Fasùlo in
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