Untitled
drei schlimme Nächte. Donna Caterina legt ihm morgens, als er mit diesem völlig verstörten Gesicht vor ihr erscheint, die Hand auf die Stirn, um zu sehen, ob ihr Sohn nicht etwa Fieber hat.
Am vierten Tag bringt Don Stefano einen Freund von Porto Empedocle zum Essen mit nach Hause, den Kommandanten eines Dampfschiffs, auf dem Waren transportiert werden. Diesen Mann hatte Luigino ins Herz geschlossen, jedesmal, wenn er in Porto Empedocle anlegte, wurde er eingeladen und brachte immer ein kleines Geschenk für Don Stefanos Kinder mit.
Während des Essens erfuhr Luigino zwei Dinge. Das erste war, daß Don Stefano am nächsten Morgen bei Tagesanbruch nach Caltanissetta reisen mußte, weil er dort geschäftlich in einer Mine zu tun hatte. Das zweite war, daß das von dem Gast kommandierte Schiff mit einer für Como bestimmten Ladung Schwefel am nächsten Tag nach dem Mittagessen um drei in Richtung Genua auslaufen würde.
Auch in dieser Nacht macht Luigino kein Auge zu, diesmal allerdings, um die Einzelheiten der Flucht von Zuhause auszuarbeiten, die ihm als die einzige Lösung des Problems vorkommt.
Am nächsten Morgen, nachdem er sich von seiner Mutter verabschiedet hat, geht er zur Schule, doch dann nimmt er die Abkürzung, die ihn in einer halben Stunde zu Fuß nach Porto Empedocle führt.
Um halb zehn steht er vor dem Freund der Familie, dem Kommandanten, und bittet ihn, ihn an Bord zu nehmen, er wolle nach Genua reisen und Verwandte besuchen, die die Pirandellos dort hatten.
Der Kommandant erwidert, daß er nichts dagegen habe und die Sache arrangiert werden könne, doch:
»Ist dein Vater einverstanden?« fragt er.
»Mein Vater weiß nichts davon«, antwortet Luigino. »Und er darf davon auch nichts wissen. Ich will ihn überraschen.«
Der Kommandant schaut ihn sprachlos an.
»Was fällt dir denn ein? Wie kannst du glauben, daß ich so etwas tue, ohne mit Don Stefano zu reden, der doch mein Freund ist?«
Es war nichts zu machen. Luigino konnte ihn nicht umstimmen. Er mußte wieder die Abkürzung nach Girgenti nehmen, die unentwegt anstieg, und diesmal wurde ihm der Anstieg schwerer als sonst. Doch genau auf diesem Weg fiel ihm eine mögliche Lösung ein. Da feststand, daß die Flucht von Zuhause der einzige Weg war, gab es noch eine andere Möglichkeit, auch wenn sie noch gewagter war.
Er aß mit der Familie bei Tisch, so wie an allen anderen Tagen auch. Und wie an allen anderen auch, lernte er nach dem Mittagessen. Dann aß er zu Abend und legte sich schlafen. Während der Nacht stand er auf, steckte in einen kleinen Koffer einen Anzug und ein bißchen Unterwäsche, öffnete die Wohnungstüre, stieg die Treppe im Dunkeln hinunter, versteckte den kleinen Koffer in einem Kabuff unter der Treppe, kehrte wieder zurück und legte sich hin.
Bevor Don Stefano sich auf die Reise machte, hatte er ihm den wöchentlichen Betrag vorausgezahlt, und Luigino hatte eisern das Geld gespart, das der Vater ihm an den vorausgegangenen Tagen gegeben hatte.
Am nächsten Tag verließ er das Haus so wie immer, um zur Schule zu gehen, in dem Kabuff unter der Treppe tauschte er die Bücher gegen das Köfferchen aus und eilte zum Bahnhof. Dort gab es einen Zug, der innerhalb der nächsten halben Stunde nach Palermo fahren sollte. Er kaufte ein Billett und verschwand in einer Toilette, aus Angst, er könnte jemanden treffen, der seine Familie kannte.
Er hatte mindestens fünf Stunden vor sich, bevor man
seine Flucht zu Hause bemerken würde: gerade so viel Zeit, wie er brauchte, um nach Palermo zu kommen, wo er vorher nur ein einziges Mal gewesen war, als kleiner Junge.
Gleich vor dem Bahnhof von Palermo machen ihm der Verkehr der Fuhrwerke und die Stimmen der Menschen einigermaßen Angst, er hat den Mut eines Esels und den eines Löwen, er weiß nicht, ob er mit dem nächsten Zug wieder nach Girgenti zurückfahren oder weiter auf seiner Flucht bleiben soll. In seiner Phantasie taucht sein Vater wie der homerische Polyphem auf, der ihn lebendig verschlingt. Er fragt, in welcher Richtung der Hafen liege: er weiß, daß das Schiff des befreundeten Kommandanten, das von Porto Empedocle in See gestochen ist, in Palermo Zwischenstation machen muß.
Er läuft die Kais ab, schließlich sieht er das Schiff, das gerade in diesem Augenblick eingelaufen ist. Es wird noch am selben Abend weiterfahren: dies ist die letzte Gelegenheit, die ihm verbleibt, er muß das Spiel jetzt gut
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