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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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eine Richtung, und bereits in diesen Briefen wird sichtbar, was Luigi meinte, als er zu De Gubernatis sagte, daß er aus seiner Gattin eine richtige Frau m achen würde.
      Antonietta wurde von den Vincenzschwestern erzogen, sie weiß nichts über das Leben, sie ist naiv, ihre Bildung bestand allenfalls aus ein paar Büchlein über das Leben von Heiligen. Ohne jede Rücksichtnahme fängt Luigi an, ihr leidenschaftliche Briefe zu schreiben, die sich mit anderen abwechseln, die Giudice als »terroristisch« bezeichnet hat.
       Wir werden niemals etwas wissen, wir werden niemals vom Leben eine genaue Vorstellung haben, sondern nur ein Gefühl, mithin veränderlich und vielgestaltig, traurig oder fröhlich, ganz dem Zufall des Glücks entsprechend. Nichts Absolutes mithin. Was ist das Rechte? Was das Unrechte? Ich fand in diesem Labyrinth keinen Ausweg… Oh, in was für eine schreckliche Nacht, meine Antonietta, war mein Geist eingehüllt! Meine Träume von Ruhm waren ein jäh verdunkeltes Aufleuchten: und vergebens flehte ich um Licht, vergebens um Sonne… Nun ist die Sonne für mich aufgegangen! Nun bist du meine Sonne, und du bist mein Frieden und mein Ziel: nun trete ich aus dem Labyrinth heraus und sehe das Leben anders.
    Und weiter:
       Der Morgendämmer meines neuen Lebens hat für immer die Nebel vertrieben, die meinen Verstand hemmten. Jetzt öffnet sich hell vor mir die Zukunft. Ich habe endlich diese beiden höchsten Ideale miteinander verbinden können: Liebe und Kunst.
    Doch er schreibt ihr auch:
    In mir sind gewissermaßen zwei Personen. Eine von ihnen kennst du bereits; die andere kenne nicht einmal ich gut. Ich pflege zu sagen, daß ich aus einem großen Ich und einem kleinen Ich bestehe: diese beiden Herren liegen fast ständig miteinander im Krieg, der eine ist dem anderen oft außerordentlich unsympathisch. Der erste ist schweigsam und ständig in Gedanken versunken, der zweite spricht mit Leichtigkeit, macht Scherze, ihm ist weder das Lachen fremd noch das Zumlachenbringen. Wenn dieser etwas Törichtes sagt, geht jener zum Spiegel und küßt ihn. Ich bin ständig zwischen diesen beiden Personen auf gespalten. Bald herrscht die eine, bald die andere. Ich gebe natürlich sehr viel um die eine, womit ich mein großes Ich meine; ich richte mich mit der zweiten ein und bedauere sie, die im Grunde ein Wesen wie jedes andere ist, mit seinen allgemeinen Vorzügen ebenso wie seinen allgemeinen Fehlern. Welche dieser beiden Personen wirst du mehr lieben, meine Antonietta?
      Im Zweifel enthält Antonietta sich einer Antwort. Und sie antwortet nicht einmal auf die anderen Briefe des Verlobten, wenn er ihr schreibt, daß es in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer eine Ecke geben wird, die ein nicht enthüllbares Geheimnis enthält oder andere Rätsel dieser Art. Antonietta schweigt, sie ist ganz sicher verwirrt, wenn nicht gar entsetzt. Wenn er sie bedrängt, erklärt sie Luigi, daß sie nicht einmal mehr schreiben kann. Und vielleicht stimmt das auch, in Antonietta ist bereits eine Art Regression im Gange. Doch Luigi beharrt erbarmungslos.
       Stimmt das wirklich, um mir zu schreiben, tust Du Dir Gewalt an? Das ist unmöglich! Es stimmt doch gar nicht, daß Du nicht zu schreiben verstehst. Wie kommt es, daß Du mir gar nichts zu sagen weißt?
      Schon während der Verlobungszeit überzeugt sich Luigi davon, daß Antonietta ihm nicht folgen können wird auf diesem außerordentlich noblen Weg, auf den das Schicksal mich hat stellen wollen: den Weg der Kunst.
    Nichts zu machen, seine ganze beharrliche Pädagogik wird notwendigerweise an der Mauer der Abwehr zerschellen, die Antonietta verzweifelt aufgerichtet hat.
    Verzweifelt. Sciascia schreibt:
      »Aber es war ja kein Weg: es war ein Labyrinth. Und das war es bereits, noch bevor sich Antonietta davon zurückzog, bevor sie sich - in einem gewissen Sinne - davor rettete. Schon Balzac hatte gesagt: ›Gott bewahre die Frauen davor, einen Mann zu heiraten, der Bücher schreibt.‹ Und über einen Mann, der Bücher schreibt, von dem hat Pirandello geschrieben?«
      Luigi hörte nicht auf, mit Portolano aneinanderzugeraten (»Luigi geriet insgesamt zweimal mit Portolano aus Gründen der Eifersucht aneinander«, schreibt Antonietta an Lina in einem Bericht über einen Tag, und heiratet am 27. Januar 1894, zunächst auf dem Standesamt, danach in der Kirche, und es ist eine Ehe, das erfahren Antonietta und Luigi, die unter dem Zeichen der beiderseitigen

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