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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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ihr Vater Libertino, ein bekannter Augenarzt und Freund Pirandellos, nach Rom umzog. Luigi schätzte die Themenbehandlung sehr. Und von da an hatte er sozusagen häusliche Beziehungen zur Alajma, die er dann sogar viele Jahre später der Schauspielerin Marta Abba mit den Worten vorstellte : Sie ist eine der intelligentesten Studentinnen gewesen, die ich an der Lehranstalt hatte.
      »Leopardi lag ihm am Herzen, vor allem der Zibaldone. Wenn er über Leopardi sprach, nahm er sowohl in seiner Haltung als auch im Ton, im Tonfall der Worte, etwas an, das… wir heute als romantischen Gestus bezeichnen könnten. Ich erinnere mich, wie er einige Gesichtspunkte der Gedichte, aber auch über Leopardi selbst herausstellen konnte, die sich im Zibaldone finden.«
    »Wenn er uns dann an bestimmten Tagen Übungen
    eigener Wahl ausführen ließ, dann kam hierin seine ganze Genialität zum Ausdruck. Niemals hat er wirklich auf sein eigenes Werk hingedeutet__«
      »Allerdings, wenn er die Arbeit von einer von uns kritisierte, dann kam es ganz selten wohl auch vor, daß er völlig beiläufig auf die eine oder andere seiner Novellen verwies; so als wollte er sozusagen Momente der Kunst, wie er sie behandelt hatte und wie sie vielleicht auch in unglücklicher Weise von einer von uns behandelt worden war, gegenüberstellen. Ihm gefielen die Seiten, in denen die Studentin sich einfach ihren Erinnerungen oder den Ausdrucksweisen ihrer Welt überließ.«
      »Er haßte alles Mechanische, alles Manieristische, alles, was gelegentlich den Luftzug des Moralisierenden an sich hatte, ohne jemals eine Entsprechung im wirklichen Leben zu finden.
      Manchmal allerdings verschloß er sich, erstarrte er auch angesichts des menschlichen Verständnisses, das in seinen Novellen so lebendig ist. Manchmal kam es einem wirklich vor, als mangele es ihm daran, und zwar in seiner Eigenschaft als Mensch, als Professor, als Prüfer, von Mann zu Mann, von Person zu Person. Dann war es, als würde das Katheder mehr aus einer Lebensnotwendigkeit da sein als für seine leidenschaftlichen Ausbrüche.«
      Auch bei seinen anderen Professorenkollegen schien er keine lebendigen Freundschaftsbezeigungen zu äußern. Er stand immer ein bißchen abseits. Nicht daß dies eine Pose gewesen wäre, vielmehr war ja seine gesamte Haltung einzigartig.
      »Auch die Art, wie er sich kleidete und wie er sprach… Er hielt sich in den Fluren mit den Pedells auf, und er sprach sehr bescheiden mit ihnen.«
    Jede Bemerkung einfachen Personen gegenüber, jeder
    Hinweis auf eine bescheidene Geistigkeit brachte ihn immer gleich in Fahrt.
      »Er kleidete sich, wenigstens zu dieser Zeit, immer grau. Sehr distinguiert. Im übrigen verlieh seine schlanke Figur ihm etwas Distinguiertes. Der breitkrempige Hut, die Zigarre, die er stets im Mund hatte, die immer halb geschlossenen, fernen Augen.
      Er zog es vor, sich mit Handbewegungen zu helfen. Er bediente sich viel des Daumens, beinahe wie ein Bildhauer…«
    Maria Alajmo hat angemerkt, Luigi habe gelegentlich
    gezeigt, daß er, wie eine für einen Augenblick eintretende Unachtsamkeit, »mehr aus einer Lebensnotwendigkeit als wegen seiner leidenschaftlichen Ausbrüche« auf dem Katheder stand. So war es ja auch. Und dennoch mußte er lange um die Anerkennung kämpfen, die ihm als Lehrer zukam. 1908 schrieb er an Massimo Bontempelli, daß er nach elf Jahren Dozententätigkeit immer noch außerplanmäßiger Professor war, ohne mein Gehalt auch nur um einen Soldo erhöht bekommen zu haben. Und Gogol hätte die absurde Situation erfinden können, in der er sich mit der Ministerialbürokratie befand: wenn zufällig sein Antrag auf eine planmäßige Professorenstelle nicht berücksichtigt werden würde, müßte er als außerplanmäßiger Professor wieder an der Stellenausschreibung um eine außerplanmäßige Professorenstelle teilnehmen.
      Bei seinen Studentinnen war er sehr beliebt: »Jede Studentin fühlte, daß ihr Herz für ihn brach«, erklärte die Schriftstellerin Paola Boni-Fellini, die seine Studentin war. Die Studentinnen machten sich für ihn besonders hübsch, sie putzten sich für ihn richtig heraus.
    »Es war wirklich die Zurückhaltung dieses Mannes nötig, seine Seriosität, sein Verantwortungsbewußtsein, damit sich diese Vorlesung nicht in einen ›Liebeshof‹ verwandelte.«
      Noch einmal ist es Paola Boni-Fellini, die uns einige Episoden dieses kollektiven Verliebtheitswahns berichtet, auf die Luigi,

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