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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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gutmachen.«
      »Die Duschgeschichte?«
      »Noch eine ganze Menge mehr. Wenn das alles wäre, könnte ich es gut sein lassen. Aber das geht ja schon seit der Grundschule so. Ich hab’ nicht bei vielen Streichen mitgemacht, aber bei manchen schon. Und wenn ich in Carries Gruppe gewesen wäre, hätte ich noch öfter mitgemacht. Es war wie... wie ein großes Gelächter. Mädchen können da grausam sein, Jungen verstehen das gar nicht. Die Jungen hätten Carrie eine Weile geneckt und es dann vergessen, aber die Mädchen... das geht weiter und weiter und weiter, und ich kann mich nicht einmal erinnern, wann es angefangen hat. Wenn ich Carrie wäre, ich würde mich nirgends mehr blicken lassen. Ich würde mir einen großen Felsbrocken suchen und mich darunter verstecken.«
      »Ihr wart Kinder«, sagte er. »Kinder wissen nicht, was sie tun. Kinder wissen nicht einmal, daß sie anderen Leuten wirklich weh tun können. Sie haben kein, eh, kein Einfühlungsvermögen. Kapiert?«
      Es fiel ihr schwer, den Gedanken auszudrücken, der in ihr aufstieg, denn er erschien ihr plötzlich ganz grundlegend zu sein und sich über dem Ereignis im Duschraum aufzutürmen wie Wolken über dem Gebirge.
      »Aber kaum jemand kommt darauf, daß sie anderen Leuten wirklich weh tun! Die Menschen werden nicht besser, sie werden nur empfindlicher. Wenn man empfindlicher wird, hört man zwar nicht auf, den Fliegen die Flügel auszureißen, man sucht nur nach guten Gründen, es zu tun. Eine Menge Kinder sagen, Carrie tut ihnen leid - meistens Mädchen, und das ist wirklich ein Witz —, aber ich wette, keine von ihnen versteht, wie es ist, Carrie zu sein. Jede Sekunde eines jeden Tages. Und es ist ihnen auch gleichgültig.«
      »Und du?«
      »Ich weiß es auch nicht!« schrie sie. »Aber jemand sollte es versuchen und sich auf eine Weise entschuldigen, die zählt...
    auf eine Weise, die etwas bedeutet.«
    »Also gut. Ich werde sie fragen.«
    »Du tust es?« Das hätte sie nicht gedacht.
      »Ja. Aber ich denke, sie wird nein sagen. Du hast meinen Theater-Sex-Appeal überschätzt. Dieses Beliebtheitsgerede ist Quatsch. Da hast du dir was in den Kopf gesetzt.«
      »Danke«, sagte sie, und es klang seltsam, so als bedanke sie sich bei einem Inquisitor für die Folter.
      »Ich liebe dich«, sagte er.
      Sie sah ihn an, überrascht. Er sagte das zum erstenmal.

    Aus: Mein Name ist Susan Snell (S. 6):
      »Eine Menge Leute — meistens Männer — ist gar nicht überrascht, daß ich Tommy bat, Catrie zum Frühlingsball mitzunehmen. Was sie erstaunlich finden, ist, daß er es gemacht hat, was nun wieder zeigt, daß die Männer nicht sehr viel von der Selbstlosigkeit ihrer Geschlechtsgenossen halten.
      Tommy nahm sie mit, weil er mich liebte und weil ich das wollte. Wie, fragt der Skeptiker, wußten Sie, daß er Sie liebte? Weil er mir das gesagt hat, Mister. Und wenn Sie ihn kennen würden, wüßten sogar Sie, daß er es ernst meinte...«

    Er fragte sie am Donnerstag nach dem Lunch und war so nervös wie ein Kind, das zu seiner ersten Geburtstagsparty geht.
      Sie saß in der fünften Stunde im Arbeitsraum einige Reihen vor ihm. Als der Unterricht vorbei war, bahnte er sich durch die Menge der davoneilenden Schüler einen Weg zu ihr. Am Lehrerpult stopfte Mr. Stephens, ein großer Mann mit dem Ansatz zur Fettleibigkeit, gerade seine Papiere in die Aktentasche.
      »Carrie?«
      »Wa?«
      Sie sah von ihren Büchern hoch, als erwarte sie einen Schlag. Es war ein trüber Tag, und das elektrische Deckenlicht schmeichelte ihrem Teint nicht besonders. Aber er sah zum erstenmal (weil es das erstemal war, daß er sie überhaupt ansah), daß sie alles andere als abstoßend war. Ihr Gesicht war eher rund als oval, und ihre Augen waren so dunkel, daß sie Schatten zu werfen schienen. Ihr Haar war dunkelblond, leicht gelockt und zu einem Knoten zusammengefaßt, der ihr gar nicht stand. Sie hatte volle, beinahe sinnliche Lippen und weiße Zähne.
      Ihr Körper, jedenfalls das meiste davon, war undefinierbar. Ein viel zu weiter Pullover verbarg ihre Brüste, man sah nur die Andeutung von zwei Hügeln. Der Rock war farbig, aber trotzdem scheußlich: Er fiel nach der Mode von 1958 bis zur Mitte der Schienbeine in einer unschönen A-Linie. Die Waden waren kräftig und rund (der Versuch, sie unter gestrickten Kniestrümpfen zu verstecken, war bizarr, aber wenig erfolgreich) und hübsch.
      Sie sah hoch mit einem Ausdruck, der

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