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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Mann am Drücker bei einer Katastrophe. Eine Frage bleibt noch immer offen: Hat er das wissentlich oder unwissentlich getan?
      Susan Snell sollte nach ihren eigenen Angaben eigentlich von Ross zu dem Frühlingsball begleitet werden. Sie behauptet, sie habe Ross vorgeschlagen, er solle Carrie mitnehmen, um diese Dusch-Geschichte wiedergutzumachen. Diejenigen, die diese Behauptung anzweifeln, seit neuestem allen voran George Jerome von Harvard, erklären demgegenüber, daß dies entweder eine höchst romantische Auslegung oder eine ausgemachte Lüge ist. Jerome argumentiert mit großer Leidenschaft und Eloquenz, daß es für Jugendliche im High-School-Alter kaum typisch ist, daß sie das Gefühl haben, für irgend etwas ›büßen‹ zu müssen — schon gar nicht wegen eines Angriffs auf einen Schulkameraden oder eine Schulkameradin, die bereits von bestehenden Cliquen ausgeschlossen war.
      ›Es wäre gar zu schön, wenn wir glauben könnten, daß Jugendliche von Natur aus imstande seien, zumindest den Stolz und das Selbstbewußtsein des untergeordneten Vogels in der Hackordnung durch eine derartige Geste zu beweisen‹, schrieb Jerome neulich in einer Ausgabe von The Atlantic Monthly, ›aber wir wissen es besser. Der unterlegene Vogel wird nicht von seinen Kameraden sanft hinausgedrängt — er wird vielmehr rasch und ohne Gnade erledigt‹.
      Jerome hat natürlich vollkommen recht — jedenfalls in bezug auf die Vögel —, und seine Beredsamkeit ist zweifellos zum großen Teil verantwortlich dafür, daß sich die Theorie vom ›Witzbold‹, zu der sich die White-Kommission nur teilweise bekannte, immer mehr durchsetzt. Diese Theorie geht von der Annahme aus, daß Ross und Christine Hargensen (siehe S. 1018) im Mittelpunkt einer Verschwörung standen, die das Ziel hatte, Carrie White zum Frühlingsball zu locken und dann dort ihre Demütigung zu vollenden. Einige Theoretiker (meistens Kriminalschriftsteller) behaupten auch, daß Sue Snell ein aktives Mitglied dieser Verschwörung war. Das wirft auf den geheimnisvollen Mr. Ross das schlechteste Licht. Er hätte somit ein unsicheres Mädchen in eine extreme Streßsituation manövriert.
      Der Autor dieser Abhandlung glaubt nicht daran, denn es paßt nicht zu Mr. Ross’ Charakter. Dies ist ein Gesichtspunkt, der von seinen Verleumdern nicht berücksichtigt worden ist, die ihn als einen ziemlich dummen Vereinsmeier und Sportler zeichneten.
      Es ist richtig, daß Ross ein Sportler mit überdurchschnittlichen Leistungen war. Seine beste Sportart war Baseball, und er war Mitglied der Baseballmannschaft von Ewen. Dick O’Connell, Generalmanager der Boston Red Sox, hat betont, daß man Ross einen ziemlich hohen Bonus für die Unterschrift eines Vertrages gezahlt hätte, wenn er noch lebte.
      Aber Ross war auch ein Schüler im A-Zug (was kaum zum Bild des ›dummen Sportlers‹ paßt), und seine Eltern sagten beide, er habe beschlossen, mit dem Baseball bis nach der Beendigung seines Englisch-Studiums zu warten. Seine Interessen galten auch der Dichtkunst, und ein Gedicht, das er sechs Monate vor seinem Tod geschrieben hat, wurde in einer angesehenen kleinen Zeitschrift namens Everleaf veröffentlicht. Siehe dazu auch Anhang V.
      Seine noch lebenden Klassenkameraden stellen ihm ebenfalls die besten Zeugnisse aus, und das ist bemerkenswert. Nur zwölf Menschen haben das von der Boulevardpresse vielzitierte Ballnacht-Massaker überlebt. Nicht anwesend waren vor allem die unbeliebten Schüler der Junior- und Senior-Klassen. Wenn diese ›Außenstehenden‹ sich an Ross als an einen freundlichen, gutmütigen Burschen erinnern (viele sprechen von ihm als von einem ›irre duften Typ‹), bricht dann Professor Jeromes These nicht in sich zusammen?
      Ross’ Schulleistungen — leider ist es gesetzlich verboten, hier Fotokopien seiner Zeugnisse zu zeigen — ergeben zusammen mit den Schilderungen der Klassenkameraden und den Erklärungen von Verwandten, Nachbarn und Lehrern das Bild eines ungewöhnlichen jungen Mannes. Das ist eine Tatsache, die sich absolut nicht mit Professor Jeromes Vorstellung vom verschlagenen Tunichtgut vereinbaren läßt. Er war offensichtlich ausgesprochen unempfindlich gegen üble Nachreden und so unabhängig vom Urteil seiner Kameraden, daß er Carrie auffordern konnte, mit ihm zu gehen. Tatsächlich scheint Thomas Ross eine Rarität gewesen zu sein: ein sozial empfindender, bewußt denkender junger Mann.
      Es soll hier keine Heiligsprechung

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