Untitled
Schulscherzen zu tun. Das ist ein Verbrechen, weißt du? Die verdonnern dich nicht nur zu einer Geldbuße. Die stecken dich ins Gefängnis und werfen den Schlüssel weg.«
Das war eine enorm lange Rede für ihn.
Ihre Augen starrten ihn nur an, voller Zorn.
»Kapiert?«
»Ja.«
»Also gut. Wenn die Eimer runterfallen, laufe ich los. Sobald ich am Auto bin, fahre ich weg. Wenn du da bist, gut. Wenn nicht, fahre ich ohne dich. Wenn ich dich aber stehenlasse und du einen Ton ausspuckst, bringe ich dich um. Glaubst du mir?«
»Ja. Nimm deine Dreckspfoten weg.«
Das tat er. Ein finsteres Lächeln verzerrte sein Gesicht.
»Okay. Wird schon schiefgehen.«
Sie stiegen aus dem Auto.
Es war beinahe neun Uhr dreißig.
Vic Mooney, der Präsident der Senioren-Klasse, rief gut gelaunt in die Menge: »Also, meine Damen und Herren! Nehmen Sie bitte Ihre Plätze ein. Es ist Zeit für die Wahl. Wir werden den König und die Königin wählen.«
»Dieser Wettbewerb benachteiligt die Frauen!« rief Myra Crewes unbeholfen.
»Er benachteiligt die Männer genauso!« rief George Dawson zurück, und ein allgemeines Gelächter brach aus. Myra schwieg. Sie war ihren symbolischen Protest losgeworden.
»Setzen Sie sich, bitte!« Vic lächelte ins Mikrophon, lief rot an und befummelte einen Pickel an seinem Kinn. Der riesige Gondoliere auf dem Gemälde hinter ihm schaute ihm verträumt über die Schulter. »Zeit für die Wahl!«
Carrie und Tommy setzten sich. Tina Blake und Norma Watson verteilten Wahlzettel, und als Norma einen an ihrem Tisch abgab und flüsterte: »Viel Glück«, griff Carrie danach und studierte ihn gründlich. Ihr Mund öffnete sich.
»Tommy, wir sind drauf.«
»Ja, das hab ich schon gesehen«, sagte er. »Die Schule wählt einzelne Kandidaten, und ihre Begleitung wird gewissermaßen gewaltsam angeheuert. Willkommen an Bord! Sollen wir ablehnen?«
Sie biß sich auf die Lippe und sah ihn an. »Willst du ablehnen?«
»Zum Teufel, nein«, sagte er fröhlich. »Wenn man gewinnt, braucht man bloß während des Schulliedes dort zu sitzen, einen Tanz tanzen, ein Szepter schwingen und wie ein verdammter Idiot auszusehen. Man wird für das Jahrbuch fotografiert, damit jeder sehen kann, daß man wie ein verdammter Idiot aussieht.«
»Wen wählen wir denn?« Sie blickte verzweifelt von dem Wahlzettel zu dem winzigen Bleistift neben ihrer Gondel mit Nüssen. »Es ist ja eher deine Clique, als meine.« Sie mußte unwillkürlich lachen. »Ich habe eigentlich gar keine Clique.«
Er hob die Schultern. »Wählen wir uns doch selbst. Zum Teufel mit der falschen Bescheidenheit.«
Sie lachte laut auf, dann schlug sie sich die Hand vor den Mund. Ein solcher Ton war ihr fast völlig fremd. Bevor sie es sich richtig überlegt hatte, hatte sie schon ihre Namen eingekreist, die dritten von oben. Der winzige Bleistift zerbrach in ihrer Hand, und sie erschrak. Ein Splitter hatte sie in die Fingerspitze geritzt, ein kleines Blutströpfchen quoll hervor.
»Hast du dir wehgetan?«
»Nein.« Sie lächelte, aber plötzlich fiel es ihr schwer, zu lächeln. Der Anblick des Blutes ekelte sie. Sie wischte es mit ihrer Serviette ab. »Aber ich habe den Bleistift zerbrochen, und er war doch ein Andenken. So was Dummes.«
»Du hast ja noch das Boot«, sagte er und schob es ihr hin.
»Tuut, tuut!« Die Kehle wurde ihr eng, sie fürchtete, weinen zu müssen und sich dann zu schämen. Sie weinte nicht, aber ihre Augen schimmerten wie Prismen, und sie senkte den Kopf, damit er es nicht sehen konnte.
Die Band spielte einen langweiligen Pausenfüller, während die Wahlzettel eingesammelt wurden. Man brachte sie zum Tisch der Lehrer, wo Vic und Mr. Stephens und die Lublins sie zählten. Miß Geer überwachte alles mit grimmigen, bebrillten Augen.
Carrie spürte eine ungeheure Spannung in sich wachsen, und ihr Magen verkrampfte sich. Sie hielt Tommys Hand ganz fest. Es war natürlich blödsinnig. Niemand würde für sie stimmen. Für den Hengst vielleicht aber nicht, wenn er mit einer Kuh zusammengespannt war. Man würde Frank und Jessica wählen oder vielleicht Don Farnham und Helen Shyres. Oder ach, zum Kuckuck!
Zwei Stöße wurden größer als die anderen. Mr. Stephens war damit fertig, die Blätter auseinanderzufalten, und alle vier machten sich daran, die beiden größeren Stöße zu zählen, die ziemlich gleich hoch
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