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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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einen irren Marionettentanz auf. Der weite Rock ihres Kleides ging plötzlich in Flammen auf, und sie fiel vornüber, noch immer schreiend.
      Vielleicht war es dieser Augenblick, in dem Carrie die Grenze überschritt. Sie lehnte sich gegen die Tür, ihr Herz schlug zum Zerspringen, doch ihr Körper war kalt wie Eis. Ihr Gesicht war aschfahl, aber auf den Wangen glühten rote Fieberflecken. In ihrem Kopf pochte es wie wild, und sie konnte nicht mehr klar denken.
      Sie zog sich von den Türen zurück, hielt sie noch immer geschlossen, ohne nachzudenken, ohne Plan. Drinnen breitete sich das Feuer aus, und sie ahnte dumpf, daß das Wandgemälde inzwischen in Flammen stehen mußte.
      Auf der obersten Stufe brach sie zusammen, ließ den Kopf auf die Knie sinken und versuchte, zu Atem zu kommen. Sie versuchten wieder, durch die Türen ins Freie zu gelangen, aber sie hielt sie geschlossen, das allein bedeutete keinerlei Anstrengung. Irgendein seltsames Gefühl sagte ihr, daß ein paar von ihnen durch die Feuertüren nach draußen entkommen konnten, aber sie ließ sie. Sie würde sie später erwischen. Sie würde sie alle bekommen. Bis zum letzten.
      Langsam ging sie die Treppe hinunter und zum Haupteingang hinaus, während sie die Türen zum Turnsaal noch immer geschlossen hielt. Es war einfach. Man brauchte sie sich nur bildhaft vorzustellen.
      Plötzlich heulte die Feuersirene auf dem Dach des Rathauses auf, Carrie schrie auf und schlug für einen Augenblick die Hände vors Gesicht. Dabei verlor sie die Türen aus ihrem geistigen Auge, und einige der Eingeschlossenen wären beinahe entkommen. Nein, nein. Böse. Sie schlug sie wieder zu, quetschte die Finger von irgend jemandem — sie fühlten sich nach Dale Norbert an — im Türspalt ein und trennte einen ab.
      Sie ging schwankend über den Rasen, eine Gestalt wie eine Vogelscheuche mit hervorquellenden Augen, und auf die Main Street zu. Zu ihrer Rechten war die Stadt — das Lagerhaus, Kellys Fruchthalle, der Schönheitssalon und der Friseur, Tankstellen, Polizei, Feuerwehrgebäude —
      (die löschen mein Feuer)
      Aber das würden sie nicht schaffen. Sie begann zu kichern, und es war ein abscheulicher Laut: triumphierend, verloren, siegesbewußt, entsetzt. Sie kam zum ersten Hydranten und versuchte, mit ihrer besonderen Kraft den großen Verschluß an der Seite aufzuschrauben.
      (uuuh)
      Es war schwer. Es war sehr schwer. Metall zog sich zusammen, um sie zu hindern. Machte nichts.
      Sie drehte kräftiger und spürte, wie der Verschluß nachgab. Dann die andere Seite. Dann die Spitze. Dann drehte sie an allen drei Verschlüssen zur gleichen Zeit und trat zurück. Und sie lösten sich blitzschnell. Wasser stürzte heraus, nach oben und nach unten, einer der Verschlüsse wurde mitgerissen und knallte auf die Straße, flog hoch in die Luft und war verschwunden. Wasser schoß mit weißen Schaumkronen in Kreuzform aus dem Hydranten.
      Lächelnd, taumelnd, ihr Puls ging mit über zweihundert Schlägen in der Minute, begab sie sich zur Grass Plaza. Sie bemerkte gar nicht, daß sie sich ihre blutigen Hände an ihrem Rock abzuwischen versuchte, wie Lady Macbeth. Sie merkte nicht, daß sie gleichzeitig weinte und lachte, noch daß ein verborgener Teil ihres Ichs wehklagte über die völlige und endgültige Zerstörung.
      Denn sie würde sie alle mitnehmen, und ein großes Feuer würde alles verbrennen, bis das ganze Land erfüllt war von seinem Gestank.
      Sie öffnete den Hydranten an der Grass Plaza, und dann ging sie zu Teddys Amoco. Zufällig war dies die erste Tankstelle, zu der sie kam, aber es war nicht die letzte.
    Auszug aus der beeidigten Zeugenaussage von Sheriff Otis Doyle vor der Staatlichen Untersuchungskommission von Maine (aus: Report der White-Kommission, S. 29-31):
      »Frage: Sheriff, wo waren Sie in der Nacht des siebenundzwanzigsten Mai?
      Antwort: Ich habe auf der Route 179, der sogenannten Old Bentown Road, einen Autounfall aufgenommen. Eigentlich ist das jenseits der Stadtgrenze von Chamberlain und gehört zu Durham, aber ich habe Mel Crager assistiert, der für Durham zuständig ist.
      F: Wann wurden Sie darüber informiert, daß in der Ewen High School etwas los ist?
      A: Ich erhielt eine Durchsage von Officer Jacob Plessy um
    22.21 Uhr. F: Wie lautete die Durchsage? A: Officer Plessy sagte, in der Schule sei irgend etwas los, aber er wußte nicht, ob es ernster Natur sei. Er sagte, man höre lautes Rufen

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