Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
Vom Netzwerk:
unter mir herab, schlugen hinter mir gegen mein Ruderhaus. Während dieser ganzen Zeit blieben der Fluß, das Ufer, die Wälder sehr still – vollkommen still. Ich konnte nur den schweren, klatschenden Schlag des Heckrades und das Prasseln dieser Dinger hören. Wir entgingen dem treibenden Baumstamm mit knapper Not. Pfeile, mein Gott! Wir wurden beschossen! Ich trat eilig hinein, um den Fensterladen auf der Uferseite zu schließen. Dieser närrische Rudersmann zog, während er die Hände an den Spaken hatte, seine Knie in die Höhe, stampfte mit den Füßen auf und bewegte seine Kiefer wie ein fest in den Zügeln gehaltenes Pferd.
      Zum Teufel mit ihm! Und wir schwankten keine zehn Fuß weit vom Ufer dahin. Ich mußte mich weit hinauslehnen, um den schweren Laden herbeizuziehen, und ich erblickte zwischen den Blättern in der Höhe meiner Augen ein Gesicht, das mich sehr grimmig und unentwegt ansah; und dann plötzlich, gleichsam als sei ein Schleier von meinen Augen fortgezogen worden, gewahrte ich in der verschlungenen Düsternis nackte Oberkörper, Arme, Beine, starrende Augen – das Dickicht wimmelte von sich bewegenden, gleißenden, bronzefarbenen Gliedmaßen.
      Das Gezweig zitterte, schwankte und raschelte, die Pfeile flogen daraus hervor, und dann schwang der Laden zu. ›Halt das Schiff auf geradem Kurs‹, sagte ich zu dem Rudersmann.
      Er blickte mit hocherhobenem Kopf starr geradeaus; aber seine Augen rollten, er hörte nicht auf, die Füße hochzuziehen und wieder auf den Boden zu setzen, sein Mund geiferte ein wenig. ›Ruhe!‹ befahl ich aufgebracht. Ich hätte ebensogut einem Baum verbieten können, im Wind zu schwanken. Ich rannte hinaus. Unter mir auf dem Eisendeck hörte ich großes Füßegetrappel; ein Durcheinander von Rufen; eine Stimme schrie: ›Können Sie umdrehen?‹ Ich erblickte eine V-förmige Kabbelung voraus auf dem Wasser. Wie? Noch ein Baumstamm! Unter meinen Füßen brach Gewehrfeuer los. Die Pilger hatten das Feuer mit ihren Winchester-Flinten eröffnet und streuten Blei in das Dickicht. Ein verteufelter Rauchschwaden quoll herauf und zog langsam nach vorne. Ich fluchte. Jetzt vermochte ich die Kabbelung nicht mehr zu sehen und auch den Baumstamm nicht. Ich stand in der Türöffnung, spähte nach vorne, und die Pfeile flogen in Scharen. Möglicherweise waren sie vergiftet, doch sie sahen aus, als könnten sie keine Katze umbringen. Der Busch begann zu heulen. Unsere Holzfäller stimmten ein Kriegsgeschrei an; das Krachen eines Gewehrs unmittelbar hinter mir machte mich taub. Ich blickte über meine Schulter zurück, und das Ruderhaus war noch erfüllt von Lärm und Rauch – und da stürzte ich auch schon ans Steuerrad. Der Negerschwachkopf hatte alles liegen und stehen gelassen, um den Laden aufzustoßen und jenes geladene Martini-Henry-Gewehr abzufeuern. Er stand vor der weiten Öffnung und starrte hinaus, und ich schrie ihn an, er solle zurücktreten, während ich das Schiff nach dem plötzlichen Abdrehen wieder auf Kurs brachte. Es wäre kein Raum zum Wenden gewesen, selbst wenn ich gewollt hätte; der Baumstamm war irgendwo vor uns in diesem verdammten Rauch. Es war keine Zeit zu verlieren, so hielt ich direkt auf das Ufer zu – direkt auf das Ufer, wo, wie ich wußte, das Wasser tief war.
      Langsam schoben wir uns in einem Gestöber von zerbrochenen Zweigen und fliegenden Blättern unter den überhängenden Büschen vorwärts. Das Gewehrfeuer unten hörte, wie erwartet, auf, als die Knarren leer waren. Mein Kopf fuhr zurück, als ein flimmerndes Gezisch das Ruderhaus durchzuckte – bei der einen Fensterladenöffnung herein und bei der anderen hinaus.
      Als ich an jenem verrückten Rudersmann vorüberblickte, der das leergeschossene Gewehr schwang und zum Ufer hinüberbrüllte, bemerkte ich undeutliche Menschengestalten, die geduckt dahinrannten, sprangen, glitten, deutlich hervortretend, halb verdeckt, verschwindend. Etwas Großes tauchte in der Luft vor dem Fensterladen auf, das Gewehr ging über Bord, und der Mann trat geschwind zurück, blickte mich in einer außerordentlichen, abgründigen, vertraulichen Weise über die Schulter an und brach über meinen Füßen zusammen. Seine Schläfe schlug zweimal gegen das Steuerrad, und das eine Ende dessen, was ein langes Bambusrohr sein mochte, schwang klappernd herum und ließ einen kleinen Stuhl umstürzen.
      Es sah aus, als habe er bei der Anstrengung, jemandem am Ufer dieses Ding zu entwinden, das

Weitere Kostenlose Bücher