Untitled
Wölfen gezogen, deren Pfoten gelegentlich auf dem Eis ausglitten.
Eine starke Windbö wehte plötzlich aus westlicher Richtung und kippte den Schoner, trotz gründlicher Verankerung, leicht nach Steuerbord über. Arflane brauchte nicht das Kommando zu geben, die Taue fester anzuziehen, denn mehrere Leute waren schon damit beschäftigt. Er kommandierte eine größere Mannschaft als üblich, aber er mußte selbst in seiner schlechten Laune zugeben, daß die Disziplin der Leute ausgezeichnet war. Die Schlittenwölfe hielten dicht neben der Bordwand des Eisschoners. Arflane stieg fluchend von der Brücke, ging zur Reling und beugte sich hinüber.
»Nicht so nahe herankommen!« rief er dem Fahrer zu. »Weg von den Vertäuungspfosten! Wer hat Sie auf die Idee gebracht, an ein Schiff dieser Größe so nahe heranzukommen?« Ein vermummter Kopf schob sich durch das Seitenfenster. »Wir sind da, Kapitän Arflane! Manfred Rorsefne und die Ulsenns!«
»Sagen Sie Ihrem Fahrer, er soll zurücksetzen!« Eine neue Windbö drückte gegen den Schoner und schob ihn einige Zentimeter zur Seite, bis die Ankertaue sich gestrafft hatten. Der Fahrer ließ es sich nicht zweimal sagen und lenkte hastig sein Wolfsgespann herum. Arflane lächelte grimmig.
Manfred Rorsefne und die Ulsenns stiegen aus, standen un
schlüssig herum und blickten, nach Arflane suchend, zum
Schiff hinauf.
Arflane kehrte indessen zur Brücke zurück.
Fydur, der Bootsmannsmaat, baute sich vor ihm auf und fragte: »Soll ich den Befehl geben, die Passagiere an Bord zu holen, Sir?«
Arflane schüttelte den Kopf. »Die sollen allein an Bord kommen«, sagte er. »Aber Sie können einen Landungssteg hinunterlassen, wenn Sie wollen.«
Kurze Zeit später sah er Janek Ulsenn, der, von zwei Leuten gestützt, an Bord kam. Gleich hinter ihm kam Ulrica Ulsenn, völlig in Pelze eingehüllt. Einmal blickte sie zur Brücke hinauf. Er sah kurz ihre Augen unter der Kapuze. Manfred schlenderte hinter ihnen her und winkte Arflane fröhlich zu, aber er war gezwungen, sich an einer Leine festzuhalten, weil das Schiff schon wieder schwankte.
Nach einer Viertelstunde kam er auf die Brücke und erklärte Arflane: »Ich habe meiner Cousine und ihrem Mann die Kabinen gezeigt und mich selber wohnlich eingerichtet. Wenigstens sind wir nun bereit – nicht wahr?«
Arflane grunzte etwas, ging an der Reling entlang nach Steuerbord und versuchte, dem jungen Mann auszuweichen. Manfred schien nicht davon Notiz zu nehmen; er folgte ihm einfach, schlug seine Hände zusammen und blickte herum. »Sie kennen Ihr Schiff, Kapitän. Ich dachte, die Ice Spirit würde so flott wie kein anderes aussehen – bis Sie das Kommando übernahmen. Ich bin sicher, daß wir unterwegs keinerlei Schwie
rigkeiten haben werden.«
Arflane drehte sich langsam nach ihm um. »Das nehme ich auch nicht an. Ich hoffe, Sie machen Ihre Angehörigen darauf aufmerksam, daß ausschließlich ich das Kommando habe, sobald der Schoner sich in Bewegung gesetzt hat.«
»Ihre Erklärung ist überflüssig, Kapitän«, sagte Rorsefne lächelnd. »Natürlich akzeptieren wir Ihre Anweisungen. Das ist das Gesetz des Eises. Kein Grund, sich in Einzelheiten zu ergehen. Sie sind der Kapitän. Wir tun, was Sie befehlen.« »Sind Sie sicher, daß das auch Janek Ulsenn begreifen wird?« fragte Arflane.
»Ganz sicher. Er wird Sie nicht attackieren. Abgesehen davon, machen ihm seine Beine Schwierigkeiten. Ich glaube nicht, daß er sich in der nächsten Zeit auf Deck blicken läßt.« Manfred ließ eine Pause folgen und trat näher an Arflane heran. »Sie haben sich irgendwie verändert, Kapitän. Seit Sie das Kommando übernommen haben … Ist irgend etwas nicht in Ordnung? Treten Sie diese Reise nur ungern an?«
»Sie wissen, daß ich das Kommando übernommen habe«, grunzte Arflane.
»Nun, Ihre Privatangelegenheiten gehen mich nichts an«,
sagte Manfred, seine Lippen schürzend.
»Dafür danke ich Ihnen.«
»Mir scheint, die Sicherheit eines Schiffs ist in erster Linie vom Kapitän abhängig. Wenn Sie schlechter Laune sind, Kapitän, dann sollten wir die Reise vielleicht ein wenig aufschieben.«
Der Wind wimmerte in den Rahen. Arflane blickte unwillkürlich nach oben und sagte: »Ich bin nicht schlechter Laune.« »Ich dachte, ich könnte Ihnen helfen …«
Arflane hob das Megaphon an seine Lippen und bellte Hinsen auf dem Achterdeck an: »Hinsen! Schicken Sie ein paar Leute den Besanmast hinauf. Da flattert ein Stück Segeltuch
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