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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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mit einer völlig neuen Takelung und neuen Segeln ausgerüstet worden. Arflane persönlich inspizierte jeden Knoten und jede Leine und interessierte sich auch für den belanglosesten Teil der Gesamtausrüstung. Hatten die Männer ihm zuerst zugerufen, wenn er an Bord kam, so gingen sie ihm sehr bald aus dem Wege, und die abergläubischen Walfänger tuschelten, es würde schon jetzt ein Fluch über dem Unternehmen schweben. Trotzdem blieben sie auf dem Schiff.
    Eines Tages stand Arflane auf der Brücke und sah Petchnyoff die Arbeit eines Mannes inspizieren, der gerade die Leinen am Hauptmast gesichert hatte. Er ging auf die beiden zu, zerrte an den Leinen und prüfte die Haltbarkeit der Knoten. Einer davon war nicht so fest, wie Arflane sich das vorstellte.
    »Nennen Sie das einen Knoten, Petchnyoff?« fragte er her
ausfordernd. »Ich denke, Sie sollen die Arbeiten beaufsichtigen
und nicht nur beobachten …«
»Ich führe die Aufsicht, Sir!«
    »Ich möchte mich aber gern auf meine Offiziere verlassen können«, sagte Arflane mit einem sarkastischen Unterton. »Ich hoffe, Sie sorgen in Zukunft dafür.«
    Er marschierte weiter. Petchnyoff warf wütend ein Befestigungsholz auf das Deck und verfehlte nur um Haaresbreite den Fuß des verdutzten Matrosen.
    An diesem Abend war Petchnyoff drauf und dran, endgültig von Bord zu gehen, ehe Hinsen Gelegenheit hatte, ihn umzustimmen. Aber wieder gelang es Hinsen, ihn zum Bleiben zu bewegen.
    Die Wochen vergingen. Arflanes Laune hatte sich nicht im mindesten gebessert. Er hatte wegen vier geringfügiger Vergehen Prügelstrafen verhängt. Es war, als wolle er jeden Mann von Bord ekeln, bevor das Schiff die Segel setzte. Doch immer noch waren die Männer von seiner Persönlichkeit fasziniert. Auch die Tatsache, daß Urquart zur Besatzung zählte, trug
    einiges zu ihrer Langmütigkeit bei.
    Gelegentlich kam Manfred Rorsefne an Bord, um mit Arflane Rücksprache zu halten. Ursprünglich hatte Arflane behauptet, es würden zwei Wochen bis zum Auslaufen des Schoners vergehen. Aber er hatte den Termin immer weiter und weiter hinausgeschoben und sagte Rorsefne, daß er mit diesem und jenem noch immer nicht restlos zufrieden sei. Er erinnerte ihn daran, daß der Schoner für eine derartige Fahrt so perfekt wie nur irgend möglich hergerichtet sein müsse.
    »Das ist natürlich sehr wichtig«, meinte Manfred Rorsefne, »aber dann geht uns der Sommer verloren.«
    Arflane furchte die Stirn und sagte, er könne bei jedem Wetter segeln. Seine übertriebene Sorgfalt auf der einen und seine angebliche Verwegenheit auf der anderen Seite überzeugten Manfred Rorsefne nicht sehr; aber er sagte nichts dazu.

    Schließlich gab es an Bord des Schoners absolut nichts mehr zu tun. Er befand sich in einem überragend guten Zustand. Alles blitzte vor Sauberkeit. Die Segel der vier Masten waren eingerollt, das Takelwerk war straff, die Beiboote schwangen in den Davits, jedes Hölzchen war an Ort und Stelle. Die barbarisch wirkenden Walschädel am Bug blickten nach Norden, als würden sie den Gefahren, die das Schiff erwarteten, ihren Rachen bieten. Die Ice Spirit war zum Auslaufen bereit. Arflane zögerte noch immer, seine Passagiere herbeizubeordern. Er stand schweigend auf der Brücke und betrachtete das Schiff. Für einen Moment kam ihm der Gedanke, einfach auszulaufen und die Ulsenns und Manfred Rorsefne zurückzulassen. Schneewolken zogen über das Eis und am Bug des Schoners vorbei; der Himmel war grau und schwer. Arflanes behandschuhte Hände umklammerten die Reling. Seufzend wandte er sich Kristoff Hinsen zu, der neben ihm stand. »Schicken Sie jemanden zu den Rorsefnes, Hinsen. Sagen Sie ihnen, wenn der Wind sich nicht ändert, segeln wir morgen
    früh.«
    »Aye, aye, Sir.« Hinsen zögerte kurz. Skeptische Falten erschienen auf seinem wetterzerfurchten Gesicht. »Morgen früh, Sir?«
    Arflane krauste die Stirn und erwiderte seinen Blick. »Morgen früh, sagte ich, jawohl, Hinsen.«
    »Aye, aye, Sir.« Hinsen verschwand eilig von der Brücke.
    Arflane wußte, weshalb Hinsen gestutzt hatte. Das Wetter war schlecht und würde noch schlechter werden. Morgen war mit einem Schneesturm zu rechnen, die Sicht würde schlecht sein, und die Mannschaft würde Schwierigkeiten mit den Segeln haben. Aber Arflane hatte seinen Entschluß gefaßt. Er blickte zur Seite und in Bugrichtung.

    Zwei Stunden später kam ein Schlitten im Verdeck über das Eis geglitten. Er kam vom Tor der Stadt und wurde von lohfarbenen

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