Untitled
…«
»Hab ich nicht«, sagte Jones erregt. »Sie sollte da nicht hingehen.«
»Ach, dann sind sie und Gina also nur zum … ja, was? … zum Shoppen nach Hamburg geflogen?«, fragte Max.
Jules’ komplettes Team war kurz davor, schon wieder über dieses verfluchte Lampenkabel zu stolpern.
»Zurück«, befahl er mit zusammengebissenen Zähnen. »Schluss jetzt. Lass mich mit Peggy reden und danach regeln wir das hier.« Max rührte sich immer noch nicht. »Das war keine Bitte, Max.«
Wunder über Wunder, der Mann gehorchte tatsächlich. Er ließ Jones los, begleitet von nur minimalem Alphamännche n gerangel.
Dann standen sich die beiden gegenüber und beäugten sich mit offensichtlichem Missfallen.
Jules schaltete das Mikrofon seines Telefons wieder ein. »Tut mir leid, Peg. Machen Sie weiter.«
Schon möglich, dass das mit dem »Dream-Team« vielleicht eine klitzekleine Übertreibung war.
12
Pulau Meda, Indonesien
Genaues Datum: unbekannt
Gegenwart
Molly blinzelte in das plötzliche, grelle Licht, als der Container, in dem sie und Gina während der vergangenen fünfzehn Stunden gesessen hatten, endlich geöffnet wurde.
Die frische Luft war ein Gottesgeschenk, und beide Frauen sogen sie tief ein.
Ihr Entführer hielt sich mit entschuldigender Miene ein Taschentuch vors Gesicht. »Die Einlagen haben nicht so viel genützt, wie ich gehofft hatte.«
»Nein«, sagte Gina, »das haben sie nicht.« Vor allem nicht auf dem letzten Abschnitt ihrer Reise, als sie seekrank g e worden war.
»Ach, na ja, einen Versuch war es wert.«
Der Italiener, der sie mit vorgehaltener Waffe hier in diesen Container gesperrt hatte, war schlank und elegant mit grauen Schläfen und sprach perfektes Englisch mit einem kaum wahrnehmbaren Akzent. Er legte immer noch genau dieselbe entschuldigende Höflichkeit an den Tag wie in Hamburg.
»Meiner Freundin geht es auch nicht gut«, sagte Gina. »Sie braucht ein Ginger Ale oder eine Cola – irgendwas, womit sie ihren Magen beruhigen kann.«
Molly war bereits jenseits aller Übelkeit, und der Hunger setzte ihr so zu, dass ihr schwindelig war. Das war keine gute Kombination. Es war ein Wunder, dass sie sich nicht auch noch übergeben hatte.
Aber das konnte ja noch kommen.
»Oje«, sagte der Mann. »Wir rufen gleich den Zimme r service.«
Sie war so durcheinander, dass sie nicht einmal wusste, ob er Gina damit auf den Arm nehmen wollte oder es ernst meinte. Obwohl es natürlich nicht einfach war, einem Mann zu trauen, der zwei erwachsene Frauen einfach in einen Container sperren konnte, um sie dann mit einem Schiff nach …
Molly wusste nicht, wohin sie gebracht worden waren, nur, dass es hier sehr viel wärmer war als in Deutschland. Und auch sonniger, obwohl das Licht, das sie geblendet hatte, von einer nackten Glühbirne stammte, die von der Decke hing.
Dann schaute ein anderer Mann zu ihnen herein – jünger, dunkelhäutiger, kleiner, aber untersetzter. Er hielt noch immer das Stemmeisen in der Hand, mit dem er den Container au f gemacht hatte. Molly half Gina auf die Füße. Oder vielleicht half Gina auch Molly. Es war schwer zu sagen, welche von ihnen weniger wackelig auf den Beinen war.
Der ältere Mann sagte in scharfem Ton etwas zu dem jüngeren. Es klang italienisch und war ohne Zweifel eine Warnung, auf das Auto aufzupassen, das neben dem Container parkte. Ein marineblauer Chevrolet Impala, der noch aus jener Zeit stammte, als größer gleich besser war. Für sein Alter war er in ausgezeichnetem Zustand – genau wie sein Besitzer.
»Wir brauchen eine Dusche und frische Kleider«, sagte Molly so würdevoll, wie es die Umstände erlaubten.
Sie befanden sich in einer Garage mit Rollläden vor den Fenstern und einem Betonboden. Beton, der mit kleinen Muschelstückchen versetzt war – so ähnlich wie auf Parawati Island.
»Alles in Ordnung?«, flüsterte Gina Molly zu.
»Ich werd’s überleben.« Neben ihrem revoltierenden Magen hatte Molly auch noch lauter blaue Flecke an den Fersen. Sie hatten versucht, Aufmerksamkeit zu erregen, i n dem sie gegen die Metallwände ihres Gefängnisses getreten hatten. Und außerdem war sie heiser von den vielen Hilf e rufen.
Niemand hatte sie gehört. Zumindest niemand, den es g e kümmert hätte.
Der Ältere brachte sie ins Haus, einen Flur entlang und in ein hübsch möbliertes Zimmer. Ein riesiges Bett. Ein Bambussofa. Sogar ein Fernseher, aber wie standen die Chancen, dass er funktionierte?
Eine offen stehende
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