Untitled
Nämlich, dass du in Sicherheit bist und am Leben und Teil meines Lebens.«
Etliche lange Augenblicke blieb sie stumm. Doch dann sagte sie: »Gute Antwort. Falls wir morgen sterben sollten …«
»Wir werden morgen nicht sterben«, fiel Max ihr ins Wort.
»Ja, schon, aber falls doch«, beharrte sie, und ihm war klar, dass sie wirklich mit dieser Möglichkeit rechnete, »dann hatten wir zumindest diese Nacht.«
Sie gab der Tür einen Stups mit dem großen Zeh, sodass sie mit einem Klick ins Schloss fiel.
Dann reichte sie ihm das Fernglas. Und lächelte ihn auf ihre ganz spezielle Weise an.
»Gina.«
»Pschscht. Ich muss nach deinem Verband sehen«, sagte sie, während ihre Hände sich an seinem Hosenbund zu schaffen machten. »Ich bin ganz vorsichtig, versprochen.«
Und Max entdeckte, dass es tatsächlich eine gewisse Herausforderung war, die ganze Zeit die Augen offen zu halten.
23
Jules hatte den mit Abstand brutalsten Kater seines gesamten Lebens.
Das Erste, was er sah, nachdem er die Augen au f geschlagen hatte, war Licht. Viel zu viel davon.
Kerzen, die ohne Zweifel eine Art romantisches Arrang e ment bilden sollten, aber irgendwie kamen sie ihm viel zu hell vor. Er musste die Augen die meiste Zeit geschlossen halten. Wie durch ein Gitter, damit das Hirn nicht zersplitter.
Dieser Reim musste doch besser hinzukriegen sein, aber sein Kopf dröhnte und sein Magen – oh Gott, tat der weh. Seine ganze Seite stand in Flammen.
Er befand sich in einem Zimmer, das er nicht kannte, in einem Bett, an das er sich ebenfalls nicht erinnern konnte. Was, zum Teufel, war eigentlich los mit ihm? Diesen Leben s stil hatte er doch kurz nach dem College aufgegeben.
Stimmen. Gelächter, weit entfernt – wie aus einem anderen Zimmer oder vielleicht … Draußen? Lief die Party denn immer noch?
Da rührte sich etwas neben ihm, und er drehte den Kopf, aber, aaah, ver flucht, es tat so verdammt weh, dass er die Augen schließen musste, bis sein Gehirn sich wieder ein bis s chen beruhigt hatte.
Langsam, gaaanz langsam machte er die Augen auf, nur ein winziges bisschen …
Wer, zum Teufel, war denn … sie?
Er schlug die Augen noch weiter auf, was seinen Schädel um ein Haar in zwei Teile gespalten hätte, aber er musste wirklich noch einmal genauer nachsehen, denn das, was hier bei ihm im Bett lag, war definitiv ein Mädchen.
Ja, und wahrscheinlich das schönste Mädchen, das er je g e sehen hatte: Lange, dunkle Haare, fein geschnittene, indonesische Züge, aber vor allem war sie nicht nur weiblich, sondern auch so ungefähr sechzehn Jahre alt, allerhöchstens …
Schlagartig, sodass es schweinemäßig wehtat, kehrte seine Erinnerung zurück.
Er konnte sich wieder daran erinnern, wie dieses Mädchen sich mit besorgter Miene über ihn gebeugt hatte, während sie mit den Männern sprach, die ihn trugen. Doch ihre Sprache hatte Jules nicht verstanden.
Als sie ihn ins Bett legten, hatte sie ihm die Haare zurüc k gestrichen, um ihm ins Gesicht zu sehen, und dabei ununte r brochen weitergeredet. Sie erteilte den Männern Befehle, kein Zweifel. Doch dann hatte sie bemerkt, dass er die Augen g e öffnet hatte. Zumindest weiter geöffnet als bisher. Und sie hatte gelächelt.
»Jetzt wird alles gut«, hatte sie in annähernd perfektem Englisch gesagt.
Er konnte sich an Füße erinnern, Gesichter. Einen Indonesier mit Schnurr- und Ziegenbart.
Der Unfall, das Auto, das den Abhang hinunterstürzt.
Emilio.
Sein Todessturz.
Emilios, nicht Jules’. Die Schmerzen, die er jetzt fühlte, waren der Beweis dafür, dass er immer noch ziemlich lebendig war.
Er hatte sich bei diesem Unfall, der eigentlich gar kein U n fall gewesen war, den Fuß gebrochen und den Schädel a n geschlagen. Er hatte sich eine Kugel aus Emilios Pistole ei n gefangen.
Ja, genau. Deshalb hatte er solche Schmerzen.
Er erinnerte sich noch an Max. In Emilios Garage. Max würde sich Sorgen um ihn machen.
Das heißt, falls es ihm und Gina und den anderen gelungen war, Emilios Falle zu entkommen.
Falls sie nicht schon tot waren.
Jules merkte, dass seine Lederjacke mitsamt seinem Handy und seiner Waffe verschwunden war. Genau wie seine Hose. Sogar die Unterwäsche, die er trug, gehörte jemand anders.
Oh Gott, er konnte nur hoffen, dass die Nachwuchs-Miss-Indonesien ihn nicht als Riesen-Ken zum Spielen benutzt hatte. Nicht um seinetwillen, sondern um ihretwillen. Was machte sie eigentlich hier mit ihm im Bett?
Okay, sie schlief. Auf der Decke,
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