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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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scharf.«
    Das meinte sie nicht ernst. Es sollte ein Witz sein. Ein Scherz. Er wusste es, aber trotzdem bekam er einen trockenen Mund.
    Und blickte ihr mit einem Mal aus allernächster Nähe in die Augen.
    Und begehrte sie. Sehr. Oh ja, Doktor Yao hatte Recht. Er fing definitiv an, sich wieder sehr viel mehr wie er selbst zu fühlen.
    Es kostete ihn alles, was er an Selbstbeherrschung besaß, um nicht die Hände nach ihr auszustrecken.
    Alles.
    Das Gute war, dass sie durch die plötzliche, fast schon sichtbare sexuelle Energie, die sie beide umgab, genauso durcheinander war wie er.
    Sie wandte sich ab. Stand auf und stellte sich ans Fenster, um hinauszuschauen.
    Durcheinander und verletzlich.
    Sie hatten sich nicht einmal geküsst seit jener Nacht, bevor er angeschossen worden war, jener Nacht, in der sie … in der sie …
    Korrigiere … Gina hatte ihn ständig geküsst, als er im Krankenhaus gewesen war, erst in Florida und dann auch, als er nach D.C. verlegt worden war. Aber das waren alles »Bis-später«-Küsse gewesen. Ganz anders als die Küsse in jener Nacht.
    Nicht, dass sie irgendeine Gelegenheit zu innigen Küssen gehabt hätten, solange er an all diese Schläuche und Apparaturen angeschlossen gewesen war. Nicht bei dem B e trieb, der Tag und Nacht in seinem Krankenzimmer g e herrscht hatte.
    Jetzt betrachtete er sie, wie sie den Kopf an den Fenste r rahmen lehnte. Sein Einzelzimmer war klein, aber mit einem schönen Blick auf die umgebende Landschaft. Schöner jede n falls als der schmuddelige Hinterhof-Container, der vor dem Schlafzimmerfenster seiner Wohnung in Washington stand.
    »Mein Bruder hat angerufen. Victor. Einfach so.« Gina warf Max einen Blick über die Schulter hinweg zu. »Er landet heute Abend. Er war noch nie in Washington, hat den Klassenausflug in der siebten verpasst. Halsentzündung.“ »Du musst unbedingt mit ihm zum World War Two Memorial gehen«, sagte Max und war froh, dass sie das Thema g e wechselt hatte. Er hatte schon befürchtet, sie würde den anderen Weg einschlagen. Ihn konfrontieren. Ihn fragen: Hast du vorhin daran gedacht, mich zu küssen? Ich hatte nämlich sehr stark das Gefühl.
    Und was hätte er dann sagen sollen? Liebling, ich denke den ganzen Tag lang an nichts anderes als daran, dich zu küssen … Ja, klar, genau das Richtige.
    »Hab ich auf der Liste«, erwiderte Gina und wandte ihm endlich das Gesicht zu. Sie saß auf der Fensterbank, und ihr Rock flatterte im Luftstrom der Klimaanlage. Sie musste ihn festhalten. »Wir haben einen ganzen Tag für die diversen Sehenswürdigkeiten eingeplant. Vietnam Wall, das Holocaust Museum, das Mahnmal für die Veteranen des Koreakrieges, das Lincoln Memorial …« Sie zählte sie einzeln an den Fingern auf. »Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er in erster Linie kommt, um nach mir zu sehen. Ich glaube, meine ganze Familie ist ein bisschen durcheinander. Du weißt schon, weil ich bei Jules wohne.«
    Wie durcheinander wären sie wohl, wenn Max sich für eine ambulante Reha entschieden hätte, wenn er, anstatt hie r her zu kommen, in seine Wohnung zurückgekehrt wäre. In dem Fall wäre Gina mitgekommen, um dafür zu sorgen, dass er alles hatte, was er brauchte, und schon zehn Minuten später wären sie wieder im Bett gelandet. Weitere zehn Minuten später hätte sie ihren Koffer ausgepackt und ihre Kleider in seinen Schrank gehängt.
    Denn die Wahrheit war, dass Max nur eine sehr kurze Zeit lang in der Lage war, den Abstand zu ihr zu wahren. Wenn sie nachgehakt hätte und versucht hätte, dieses »Stoische Männer machen mich scharf«-Ding nicht nur als Witz zu betrachten, er wäre erledigt gewesen. Er brachte ihr gegenüber null Widerstandskraft auf. Er hoffte inständig, dass sie niemals dahinterkam. Denn falls doch …
    Obwohl, sicher. Hier war nicht ganz so viel los wie im Krankenhaus, aber trotzdem konnte jederzeit irgendjemand an seine Zimmertür klopfen. Sie würde ihn auf keinen Fall hier besteigen. Auf gar keinen Fall.
    Und das war der zweite Grund, weshalb er sich für eine stationäre Reha entschieden hatte.
    Also war Gina, anstatt bei Max einzuziehen, bei Jules Cassidy untergeschlüpft. Die Eigentumswohnung des jungen Agenten lag relativ dicht an der Reha-Klinik. Außerdem hätte Max niemals zugelassen, dass Gina ohne ihn bei ihm zu Hause übernachtete. Sein Viertel war nicht ungefährlich. Nicht für eine allein wohnende junge Frau.
    In den vergangenen zehn Monaten war zweimal bei ihm eingebrochen

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