Untitled
zu zweifelhaften Vergnügungen bei Madame Collet gewesen."
Das stimmte. Madame Collet gehörte zur Galaktischen Abwehr, und einige ihrer Mädchen arbeiteten für sie, allerdings ohne zu ahnen, daß sie damit eine terranische Geheimorganisation unterstützten. Wenn die Freunde in Madame Collets Haus gingen, dann nur deshalb, um einen unsoliden Lebenswandel vorzutäuschen und in einem abhörsicheren Raum zu debattieren.
"Vielleicht läßt sich einiges an deiner Vollprothese ändern, Ken", überlegte
Tekener laut.
Sinclair M. Kennon winkte verächtlich ab.
"Bist du sicher, daß ich so etwas will?"
"Aber du fühlst doch normal!" entgegnete Tekener.
"Laß mich damit zufrieden, verstehst du!"
Kennon hatte sich blitzschnell umgedreht und seinen Freund an den Schultern
gepackt. Ronald Tekener stöhnte unter dem erbarmungslosen Griff der
Roboterfäuste.
Er war bleich, als Kennon ihn endlich losließ.
"Schon gut", flüsterte er heiser. "Ich werde nicht mehr davon anfangen. Beinahe hättest du mir die Schlüsselbeine gebrochen." Kennon grinste, schon wieder versöhnlicher gestimmt.
"Ich habe nur einem natürlichen Gefühl freien Lauf gelassen, mein Lieber. Komm trinken wir einen Versöhnungsschluck."
Er deutete auf die zuckende Lichtreklame einer Bar, die alle denkbaren Attraktionen versprach.
Dann hakte er den Freund unter und führte ihn über die Straße. Ein ertrusischer Portier musterte sie herablassend, als sie an ihm vorbeigingen. "Nun, meine terranischen Vettern?" fragte er höhnisch. "Wollt ihr eure kümmerlichen Körper mit Alkohol stärken?" Er lachte, als hätte er einen guten Witz zum besten gegeben.
Kennon ballte die Fäuste. Am liebsten hätte er dem Ertruser bewiesen, wie sehr er sich in zumindest einem der kümmerlichen terranischen Vettern verschätzt hatte. Der Mann war sicher ein Verbrecher, der von Ertrus geflohen war, denn normalerweise mieden die Umweltangepaßten von Ertrus das Sündenbabel von Lepso. Ronald Tekener bemerkte den Zorn des Freundes und zog ihn rasch weiter. Sie schwangen sich auf Barhocker und sahen sich neugierig um. In diesem Etablissement waren sie noch nicht gewesen. Es mußte neu sein. Angetrunkene Männer und Frauen hingen auf den anderen Hockern. Sie schienen, ihrem Äußeren nach zu urteilen, sämtliche wohlhabend zu sein.
Im Hintergrund rumorte eine exotische Kapelle. Die Musik war für terranische Ohren unerträglich laut. Den Lepsonen schien sie zu gefallen.
Nach einem Tusch sprangen ein Mann und eine Frau auf die gläserne Tanzfläche. Der Ansager kündigte sie als Gijou und Larbo an, das "be-
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rühmte Tanzpaar der Galaxis".
Die Freunde wandten sich angewidert ab, als das Tanzpaar sich in unästhetischen Verrenkungen über den Boden wälzte.
Neben ihnen war ein neuer Gast auf den Hocker gestiegen. Er lächelte den beiden Terranern ironisch in die Gesichter und fragte leise: "Nicht ganz nach Ihrem Geschmack, wie?"
Ronald Tekener kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, als er in ihrem Barnachbar den Anti Urbta-Noce erkannte, einen Mann, mit dem sie bereits mehr als genug zu tun gehabt hatten.
Urbta-Noce war noch jung, aber von einer Sicherheit, die nur von großem Selbstvertrauen herrühren konnte.
Und dieses Selbstvertrauen war bei ihm durchaus gerechtfertigt, denn der Ba'alol-Priester verfügte nicht nur über einen ungewöhnlich hohen Intelligenzgrad, sondern war außerdem Chef der Condos Vasac auf Lepso. "Ihrer vielleicht?" entgegnete Tekener trocken. Es ärgerte ihn, daß er zu dem hochgewachsenen Anti aufblicken mußte.
Urbta-Noce musterte Ronald Tekener mit spöttischer Gelassenheit. "Nein, meiner ist es ebenfalls nicht, Tekener." Er legte eine seltsame Betonung auf den Namen. "Diese kleine Tänzerin kann vielen anderen Frauen nicht das Wasser reichen. So sagt man doch auf Terra, nicht wahr?"
Er spielte mit dem farbigen Glas zwischen seinen Händen und nahm einen winzigen Schluck.
Sinclair Kennon bestellte zwei neue Bourbon. Danach blickte er den Anti erwartungsvoll an. Ihm war klar, daß Urbta-Noce nicht zufällig hier aufgetaucht war. Der Anti tat nichts ohne triftigen Grund.
"Sie sind sicher kaum hierhergekommen, um über Halbweltdamen zu sprechen?"
fragte er lauernd.
Der Condos-Vasac-Chef verzog die Lippen.
"Nicht über Halbweltdamen, sondern über Damen von Welt, der ganz großen Welt
sogar."
Erneut musterte er Tekener.
"Wenn beispielsweise Mory Rhodan dort 'spielte', würde das Ihr Blut in Wallung bringen ...?"
Ronald Tekener
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