Untitled
mit völlig leidenschaftsloser Stimme. Seine schwarzen Augen bewegten sich dabei ruckartig, als spähe er nach Beute aus.
Tekener machte eine kaum erkennbare Handbewegung, und die Ichatolier verschwanden lautlos. Jammuns Leibwächter blieben. Doch darüber regten sich die beiden USO-Spezialisten nicht auf. Ehret Jammun hatte zahllose Feinde: Freunde oder Verwandte seiner Opfer - und ihm waren viele intelligente Wesen zum Opfer gefallen, denn Jammun war mehr als nur Chef des lepsonischen Geheimdienstes: Er war vor allem geheimer Verbindungsoffizier der Condos Vasac.
"Ein schönes Schiff haben Sie da mitgebracht, Tekener ...", sagte Jammun mit lauerndem Unterton. "Es gefällt mir beinahe besser als die SPACELADY." "Für die Sie mir noch immer 622 Millionen Solar schulden, Mr. Jammun!" erklärte Kennon mit schneidender Stimme.
In Jammuns faltigem Gesicht zuckte kein Muskel. Gelassen ging er die Schaltpulte ab, musterte vor allem die Schaltungen und Skalenschirme und nickte dann zufrieden.
"Stärker automatisiert als die SPACELADY. Meinen herzlichen Glückwunsch - Tradino ...!"
Sein Kopf war bei dem letzten Wort ruckartig herumgeflogen. Die lange, fleischige Nase des Geheimdienstchefs zuckte in Kennons Richtung. Sinclair Marout Kennon machte sein undurchdringlichstes Pokergesicht. "Soviel Tekener mir sagte, hat die MARSQUEEN sogar nur sechzig Mann Besatzung - einundsechzig, wenn man den Kapitän mitrechnet. Sie scheint auch Ihnen zu gefallen."
"Lassen Sie doch diese primitiven Ausflüchte, Mr. Tradino!" Ehret Jammun winkte lässig ab. "Auf dem Hafenamt wurde die MARSQUEEN unter dem Besitzer Rabal Tradino registriert. Offenbar hat Tekener es nur in Ihrem Auftrag gekauft und nach Lepso übergeführt. Ich frage mich, woher Sie die Milliarde Solar für dieses Schiff haben, Tradino ..."
"Milliarden?" protestierte Kennon. "Genau 622 Millionen Solar habe ich dafür bezahlt und...!"
Er holte erschrocken Luft. Dann griff er nach einem leeren Whiskyglas und schleuderte es gegen die Wand.
Der lepsonische Geheimdienstchef rieb sich die Hände. Dabei lachte er auf seltsame Weise; es klang, als versuchte ein an Diphtherie erkrankter Hahn zu krähen.
Ronald Tekener schüttelte vorwurfsvoll den Kopf und blickte seinen Partner mißbilligend an.
"Wissen Sie, was Sie sind, Tradino: ein dummer, eitler Geck!" Er spie die Worte förmlich aus.
"Beruhigen Sie sich wieder", erklärte Jammun und ließ sich dazu herab, Tekener begütigend auf die Schulter zu klopfen. "Ich hätte es ohnehin herausgebracht." Kennon alias Tradino hieb mit der Faust auf den Kartentisch und funkelte den Geheimdienstchef böse an.
Kidnapping auf dem Mars 29
"Trotzdem kommen Sie nicht darum herum, mir die 622 Millionen Solar zu zahlen, die Sie mir noch für die SPACELADY schulden!"
Ronald Tekener füllte drei große Gläser mit Original-Bourbon. Er schob sie über die Tischplatte.
"Jammun pflegt seine Versprechungen zu halten, Tradino. Trinken wir auf die
MARSQUEEN."
Er beugte sich vor.
"Was ist, Jammun? Mögen Sie Ihre Spezialmarke nicht mehr?" Er hielt die Flasche so, daß der Geheimdienstchef das Etikett lesen konnte. "Original Jim Beam, über vierhundert Jahre alt. Cheers!"
Ehret Jammuns Gesicht verklärte sich. Er murmelte etwas von typisch terranischem
Snobismus, dann schlürfte er den Bourbon mit der Andacht einer rituellen
Handlung.
Als er das Glas absetzte, sagte er:
"Das tat gut! Ich wollte, ihr Terraner beschränktet euch auf die Herstellung von
Bourbon."
Tekener goß ihm nach und bemerkte trocken:
"Dann wären Sie vermutlich arbeitslos, mein Lieber."
Jammun, der eben dazu ansetzte, den Inhalt des Glases in sich hineinzugießen, verschluckte sich und rang nach Luft. Einer der Leibwächter eilte herbei, schlug seinem Chef auf den Rücken und wischte den vergossenen Bourbon mit einer Serviette ab.
Tekener sah, wie der Mann beim Geruch des uralten Getränks sehnsuchtsvoll die Augen verdrehte. In Gegenwart Jammuns konnte er sich natürlich nicht soweit erniedrigen, mit einem gewöhnlichen Bediensteten zu trinken, aber er merkte sich die Vorliebe des Wächters. Vielleicht konnte man später einmal etwas damit anfangen.
"Ihr Terraner seid schrecklich direkt", flüsterte der Geheimdienstchef mit
wundem Kehlkopf, nachdem er wieder normal atmen konnte. "Keine Lebensart, das
ist es."
Dennoch zögerte er keinen Augen-
30 ATLAN
blick, als Kennon ihm das nächste Glas einschenkte. Seine Augen erhielten einen eigentümlichen Glanz.
Erst
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