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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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darzulegen?»
    Seine alarmierte Wachsamkeit legte sich zwischen sie wie Nebel. Sie mußte immer noch ihre Schuld dafür abbezahlen, daß sie in den Flitterwochen geäußert hatte, es sei sicherlich nicht unbedingt erforderlich, daß ausgerechnet er die Leiche unten im Keller untersuchte. Sie hatten die Mißstimmung damals aus der Welt geschafft – das hatte sie zumindest angenommen –, aber hier schimmerte sie wieder auf, und er war auf der Hut.
    «Des Rätsels Lösung heißt ‹ noblesse oblige ›, oder?»
    Er brach in Lachen aus: «Der größte Teil des Adels wäre wohl erstaunt, das zu hören!»
    «Als ich klein war», begann sie, «da gab es bei uns einen großen, wuchtigen Mann, er war stark wie ein Ochse. Wie durch Zauberei war er stets zur Stelle, wenn irgendwo schwer geschuftet wurde. Wenn eine Achse gebrochen war oder der Tierarzt seine Mühe hatte, ein Rind auf den Laster zu bringen, wenn eine Karre im Graben gelandet war oder jemand Ziegelsteine auszuladen hatte, oder wenn eine dicke kranke Frau im Bauernhaus die Treppen hoch ins Schlafzimmer getragen werden mußte …»
    «Ich bin nicht ganz sicher, ob ich dir folgen kann», meinte Peter.
    «Daß er so kräftig war, das war seine noblesse », erklärte sie. «Er sah es als seine Pflicht an, anderen mit seiner Muskelkraft zu helfen.»
    «Und ich?»
    «Du siehst dich durch deinen Verstand und deine Stellung verpflichtet, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen. Ich glaube, so viel habe ich verstanden. Und, Peter, ich stimme dir nicht nur zu, daß du es tun solltest – ich bewundere dich dafür. Ich bin der Meinung, daß du recht hast, wenn du denkst, dein Rang bringt eine Verantwortung mit sich, und daß du sie wahr nimmst und nicht einfach in den Tag hineinlebst, macht mich stolz.»
    «Du würdest eine brillante Anwältin abgeben. Wenn ich selbst meine Verteidigung übernehme, kommt dabei regelmäßig ein wüstes Durcheinander heraus.»
    «Peter, du bist doch nicht angeklagt. Wer sollte dir irgend etwas zur Last legen?»
    «Wenn du es nicht tust, tut es mein geheimes Selbst.»
    «Und, Liebster, was lastet dein geheimes Selbst dir an? Kannst du dich überwinden, es mir zu sagen?»
    «Dir allein in der ganzen Welt», antwortete er. «Ich werfe mir vor, daß ich Titel, Rang und Privileg angenommen habe und sogar genieße – man zollt mir aufgrund meiner Geburt automatisch und ohne darüber nachdenken zu müssen einen Respekt, den ich nicht aufwiege. Ich werfe mir vor, daß ich meinen Anteil dazu nicht leiste.»
    «Davon kann ich dich freisprechen», erwiderte sie.
    «Der Angeklagte verläßt den Gerichtssaal ohne Makel. Und außerdem, Mylord, den Rang – die Titel, Throne und Gewalten – habt Ihr Euch nicht ausgesucht.»
    «Das ist wahr», sagte er und fügte hinzu: «Und das hätte ich auch nicht, Domina, wenn ich eine Wahl gehabt hätte. Ich hätte es bei weitem vorgezogen, den Wettlauf vom selben Startblock wie die anderen aus zu beginnen, oder gar dahinter. Aber so, wie die Dinge liegen, bin ich immer in einer falschen Position. Und was ich auch jemals erreichen werde, es geschieht in gewisser Weise durch eine Form von Betrug, es ist das Resultat der zufälligen Umstände meiner Geburt.»
    «Nun, immer ja nun auch nicht, Peter. Als du dich abgemüht hast, mich davon zu überzeugen, daß ich dich heiraten soll, da warst du gar nicht privilegiert.»
    «Stimmt», sagte er knapp. «Da lag ich einige Runden hinter
    dem Fleischer, dem Bäcker, dem Kerzenmacher und dem alten Onkel Tom Cobbleigh zurück. Aber wenn ich dich richtig verstehe, sagst du zumindest, daß ich als Behelfspolizist einen ehrlichen Dienst leisten kann. Du glaubst also nicht, daß der ‹große Detektiv› nur eine frivole Pose ist – die Spielerei eines reichen Mannes?»
    «Nein, ich halte es im Gegenteil für eine sehr ernste Sache. Schließlich geht es ja auch um Leben oder Tod. Was ich noch nicht verstanden habe, ist, wie das alles mit dem Krieg zusammenhängt. Ich glaube aber, es gibt da eine Verbindung, auf irgendeine verschlungene Weise.»
    «Wenn man Menschen hat sterben sehen», begann er, «wenn man gesehen hat, welchen entsetzlichen, widerwärtigen Preis England für Frieden und Sicherheit bezahlen mußte, und dann diesen Frieden aus reiner Niedertracht gestört sieht, Menschen sieht, die andere Menschen aus niederen und egoistischen Beweggründen umbringen …»
    «O ja, ich verstehe», unterbrach sie ihn. «Mein Geliebter, ich verstehe dich.»
    «Die Gerechtigkeit ist

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