Untitled
dann am Nachmittag wiederkommen, um den Tisch für das Abendessen herzurichten. Es ist ihr gesagt worden, sie würde am Nachmittag nur für etwa eine Stunde benötigt, und das Geschirr wüsche sie am besten am nächsten Morgen ab. Es klang so, als ob diese Anweisungen weder Rose noch Mrs. Chanter besonders überrascht hätten, da Mrs. Harwell sich bekanntlich nie selbst um etwas gekümmert hat.»
«Wenn aber die Harwells so selten dort waren, dann können Mrs. Chanter und ihre Familie sie doch gar nicht genug gekannt haben, um mit ihren Gewohnheiten vertraut zu sein?»
«Das ist möglich, Mylord. Ich hatte nicht die Gelegenheit, Rose selbst kennenzulernen, aber Mrs. Chanter geht die Angelegenheit nahe genug, um sehr aufgewühlt zu sein. Sie war zu dem Schluß gekommen, Mylord, daß das Verbrechen von einem Unhold begangen worden sein muß, der hier im Bezirk sein Unwesen treibt, und sie war deshalb von dem Gedanken sehr aufgeregt, daß Rose auch in Gefahr sein könnte. Dann aber tröstete sie die Idee, daß der junge Freund ihrer Tochter sicher gut auf sie aufpassen würde, da er sie stets nach Haus begleitet, wenn sie in der Dunkelheit unterwegs sind.»
«Sehr umsichtig von ihm», bemerkte Wimsey.
«Und neben Rose, Mylord, gibt es da noch einen Gärtner und Mädchen für alles, der einmal in der Woche hereinschaut und den Garten in Ordnung hält, ob die Harwells das Haus nun gerade bewohnen oder nicht. Wenn sie nicht da sind, macht Mrs. Chanter ihm immer eine Tasse Tee, die sie ihm am Vormittag hinüberbringt. Sie hält nichts davon, einen Mann den halben Tag lang arbeiten zu lassen, ohne daß er wenigstens Tee und Kekse in den Magen bekommt.»
«Sehr ehrenhaft. Sie hat nicht zufällig erwähnt, daß sie ein
ungewöhnliches Vorkommnis im Mondenschein der Nacht auf den siebenundzwanzigsten bemerkt hätte?»
«Ich habe mich danach erkundigt, Mylord. Aber Mrs. Chanter ist nicht in Mon Repos untergebracht, sie lebt außerhalb und kommt jeden Tag dorthin. Mit ihrem Mann und ihrer Tochter bewohnt sie eines dieser kleinen Reihenhäuser am unteren Ende der Straße. Wir sind daran vorbeigefahren, als wir auf dem Weg nach Rose Cottage waren. Vielleicht haben Eure Lordschaft sie bemerkt, sie lagen linker Hand.»
«Ich kann mich nicht erinnern, Bunter. Ich werde zunehmend unaufmerksam.»
«Nun, es war nichts daran, was Ihre Aufmerksamkeit hätte erregen können, Mylord. Jedenfalls wohnt Mrs. Chanter ganz außer Hörweite von Rose Cottage. Sie hat jedoch irgendwann in der Nacht einen Wagen vorbeifahren hören. Es hat den Anschein, Mylord, daß der Grad des Baum- und Buschbewuchses die Straße zu einem attraktiven Ziel für autofahrendes Jungvolk macht, das nach einem stillen Plätzchen Ausschau hält, wo man, von Straßenlaternen unbehelligt, eine Weile parken kann. Den Anwohnern ist diese Ruhestörung ein Dorn im Auge. Insofern es sich bei ihrer Straße um eine Sackgasse handelt, meinen sie, ein Anrecht darauf zu haben, sich nicht dem Lärm des ständigen Hin und Hers aussetzen zu müssen. Mrs. Chanter war ärgerlich, daß sie von einem Auto aufgeweckt worden war, aber sie hat nicht auf die Uhr gesehen und konnte mir keinerlei Hinweis auf die Zeit geben. Sie empfahl mir, mit Rose zu sprechen, aber bis ich mich auf den Weg machte, war Rose noch nicht erschienen. Im übrigen sollten wir nicht vergessen, Mylord, daß ein Auto, das an den Reihenhäusern vorbeifährt, praktisch jeden Punkt auf der Straße anvisieren kann, alles in allem steht da ein Dutzend Häuser.»
«Und es könnte auch nur umherschweifende Liebesleute transportiert haben, wie Sie schon sagten, auf der Suche nach einem lauschigen Parkplatz», warnte Wimsey.
«Wie auch immer, Bunter, wir sollten noch einmal nach Hampton schnurren und ein Schwätzchen mit Rose halten, meinen Sie nicht?»
«Es kann nicht schaden», gab Bunter zurück.
«Wie sind Ihre Abdrücke geworden?» fragte ihn Wimsey.
«Wenn Sie die Fingerabdrücke meinen, Mylord, sehr gut. Ich habe eine große Anzahl von sehr deutlichen Abdrücken, die von verschiedenen Stellen im Hause stammen; sie können mit denen, die die Polizei gemacht hat, verglichen werden. Was allerdings die Eindrücke in den Kissen angeht, Mylord, so ist die Lage da leider weniger gut. Der glänzende Satin hat auf den Bildern Verwaschungen hervorgerufen.»
«Versuchen Sie bitte nicht, mich mit Ihrem Fotografenlatein zu beeindrucken, Bunter, ich bin ohnehin schon vor Ihrem Können in Ehrfurcht erstarrt. Was ist eine
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