Untitled
Aylesbury. Heute kann man überall sein. Durch die Computer. Martin ist eigentlich derjenige, der Ihnen in Aylesbury helfen könnte, aber ich weiß zufällig, daß er heute die meiste Zeit unterwegs ist.«
»Ich überlege mir, ob ich nicht nach Aylesbury fahren sollte«, sagte Mr. Ransome, »einfach um nachzusehen, ob dort irgend etwas ist.«
Christine war nicht begeistert. »Ich kann Sie wirklich nicht davon abhalten«, sagte sie, »wir sind dort allerdings nicht auf Besucher eingerichtet. Es ist nicht wie in einem Hundezwinger«, fügte sie unerklärlicherweise hinzu.
Da Mr. Ransome erklärt hatte, die Lagerfirma befinde sich in einem Industriepark, stellte sich Mrs. Ransome, mit diesem Ausdruck nicht vertraut, vor, die Firma liege in angenehm pastoraler Umgebung; ein Park, war in der Tat ein Park und gehörte zu einem mehr oder weniger stattlichen Haus, das man einfühlsam den modernen Erfordernissen angepaßt hatte; auf dem Gelände befanden sich vielleicht Werkstätten; Büros, die sich diskret unter Bäume schmiegten. Im Mittelpunkt dieses Unternehmenszentrums stellte sie sich ein Landhaus vor, wo hochgewachsene Frauen mit Aktenordnern über Terrassen schritten und Stenotypistinnen in vergoldeten Salons unter bemalten Decken ihrer Arbeit nachgingen. Wäre sie auf die Idee gekommen, dieses Bild auf seine Ursprünge zurückzuverfolgen, wäre ihr aufgefallen, daß es aus Kriegsfilmen stammte, in denen französische Schlösser vom deutschen Oberkommando besetzt wurden und am Vorabend der alliierten Landung vor neuem Leben summten.
Sie war gut beraten, diese romantischen Erwartungen gegenüber Mr. Ransome für sich zu behalten, da er, als Syndikus mehrerer Firmen mit der Realität vertraut, damit kurzen Prozeß gemacht hätte.
Erst als sie über eine triste, baumlose Ringstraße gefahren wurde, wo sich kleine Fabriken aneinanderreihten und überall Beton und störrisches Gras wucherten, begann Mrs. Ransome, ihre Erwartungen zu revidieren.
»Hier sieht es nicht sehr ländlich aus«, bemerkte Mrs. Ransome.
»Warum sollte es?« fragte Mr. Ransome, der gerade durch ein keineswegs herrschaftliches Metalltor fuhr.
»Hier ist es«, sagte Mrs. Ransome und schaute auf den Brief.
Das Tor war in einen über zwei Meter hohen Zaun eingelassen, der von einer schrägen Blende aus Stacheldraht gekrönt wurde, so daß der Ort weniger wie ein Park denn wie ein Gefängnis aussah. An einem leeren Wachhäuschen war ein blaugelb gemaltes metallenes Diagramm angebracht, das die Lage der diversen Firmen auf dem Gelände anzeigte. Mr. Ransome stieg aus, um nach Gebäude 14 Ausschau zu halten.
»Sie befinden sich hier«, besagte ein Pfeil, allerdings hatte jemand der Pfeilspitze ein Paar grob gemalter Arschbacken aufgesetzt.
Gebäude 14 schien ein paar hundert Meter weit innerhalb der Umzäunung zu liegen, ziemlich genau dort, wo sich, wären die Arschbacken maßstabsgerecht weitergezeichnet worden, in etwa der Nabel hätte befinden müssen. Mr. Ransome stieg wieder in den Wagen und fuhr in der heraufziehenden Dämmerung bis zu einem breiten, flachen, hangarähnlichen Gebäude mit rot gestrichenen doppelten Schiebetüren, die keinerlei Kennung aufwiesen außer der Warnung, daß Wachhunde patrouillierten. Es gab keine anderen Fahrzeuge und nirgendwo irgendein Lebenszeichen.
Mr. Ransome zog an der Schiebetür, doch ohne Hoffnung, daß sie offen sein könnte. Was sie auch nicht war.
»Sie ist abgeschlossen«, sagte Mrs. Ransome.
»Was du nicht sagst«, murmelte Mr. Ransome vor sich hin und marschierte seitlich um das Gebäude herum, langsamer gefolgt von Mrs. Ransome, die sich zwischen Gerümpel und Ziegelsteinen und hartem Gras unsicher einen Weg suchte. Mr. Ransome spürte, wie sein Schuh auf etwas ausrutschte.
»Paß auf den Hundekot auf«, sagte Mrs. Ransome. »Er ist überall im Gras verteilt.« Stufen fährten zu einer Kellertür hinunter. Mr. Ransome versuchte auch diese. Sie war ebenfalls verschlossen; vielleicht handelte es sich um einen Heizungsraum. »Das sieht aus wie ein Heizungsraum«, sagte Mrs. Ransome.
Er kratzte sich an einer Stufe den Schuh ab.
»Man könnte doch eigentlich erwarten, daß sie sie dazu erziehen, ein Vorbild zu sein«, sagte Mrs. Ransome.
»Wen?« fragte Mr. Ransome und rieb seinen verschmutzten Schuh an dem dünnen Gras ab.
»Die Wachhunde.«
Sie hatten ihre Runde um den Hangar beinahe vollendet, als sie an ein kleines Milchglasfenster kamen, hinter dem ein
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