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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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und Zurückhaltung sie gebracht hatten. Das zu diskutierende Thema mochte noch so privat oder intim sein, keiner dieser eifrigen, lauten Menschen verfügte über so etwas wie Schamgefühl. Im Gegenteil, sie versuchten einander zu überbieten, indem sie mit Geständnissen von Verhaltensweisen aufwarteten, die in ihrer Grobheit und Unanständigkeit immer einfallsreicher wurden; ein unerhörtes Eingeständnis übertrumpfte das nächste, und die Zuschauer begrüßten jede neue Enthüllung mit wilden Freudenschreien und Gebrüll, schleuderten den Teilnehmern Ratschläge entgegen und feuerten sie an, ständig neue Laster zum besten zu geben.
    Es gab, das stimmte, seltene Gelegenheiten, wenn einige von den Zuschauern nicht ihrer Schadenfreude, sondern ihrer Empörung Luft machten, oder wenn sie, als Zeugen eines besonders ungeheuerlichen Geständnisses, sogar einen Moment lang wahrhaftig schockiert zu sein schienen; doch das geschah nur deshalb, weil die Moderatorin hinter dem Rücken des Redners zu den Zuschauern hinsah, das Gesicht verzog und so den Einsatz gab für deren Affront. Die Moderatorin war Komplizin, fand Mrs. Ransome, und kein bißchen besser als alle anderen, und sie überschlug sich sogar beinahe, die Teilnehmer daran zu erinnern, daß sie ihr vorher, in der mutmaßlichen Privatsphäre der Garderobe, noch einfallsreichere und unanständigere Taten anvertraut hatten. Wenn sie ihrem Gedächtnis auf die Sprünge half, führten sie eine kunstvolle Pantomime der Scham auf (verbargen den Kopf, schlugen die Hände vors Gesicht, schüttelten sich vor scheinbar hilflosem Gelächter), und das alles nur, um deutlich zu machen, daß sie nie damit gerechnet hätten, daß solche Geheimnisse öffentlich gemacht und, noch weniger, vor der Kamera ausgebreitet würden.
     Trotzdem hatte Mrs. Ransome das Gefühl, sie seien alle besser als sie. Denn keine dieser johlenden, kichernden (und häufig recht fettleibigen) Gestalten schien daran zu zweifeln, daß auf der elementaren Ebene dieser Programme die Menschen alle gleich waren. Es gab weder Scham noch Zurückhaltung, und so zu tun, als ob es anders wäre, hieß, verklemmt zu sein und ein Heuchler. Mrs. Ransome war der Meinung, sie selbst sei sicherlich ersteres und ihr Mann vermutlich letzteres.
     Der Inhalt der Wohnung war für 50000 Pfund versichert. Ursprünglich war es wesentlich weniger gewesen, doch als Anwalt und darüber hinaus als vorsichtiger Mann hatte Mr. Ransome darauf geachtet, daß die Prämie mit den Lebenshaltungskosten Schritt gehalten hatte. Demgemäß hatte diese bescheidene Anhäufung von Haushaltswaren, Möbeln, Einrichtungs- und Ausstattungsgegenständen im Laufe der Jahre stetig an Wert zugenommen; die Stereoanlage und die Küchenmaschine, der Besteckkasten, das versilberte Salatbesteck, die Deckchen und Tischsets und der ganze Apparat eines Lebens, für das die Ransomes die vollständige Ausrüstung hatten, das zu führen sie aber nie geschafft hatten; all dies hatte auf angenehme Weise mit dem Lebenshaltungskostenindex Schritt gehalten. Haltbare, schlichte, unprätentiöse Sachen, gekauft mit einem Auge für den Gebrauch und nicht als Zierat, kaum dezimiert durch Zerbrechen oder Verlust, im Laufe der Jahre pflichtbewußt abgestaubt und poliert, so daß sie sogar kaum Gebrauchsspuren zeigten – all dies hatte sich in aller Stille so fortgesetzt bis zu jener schrecklichen Nacht, als diese Truppe aus dem Hinterhalt überfallen und die ganze normale, unprätentiöse kleine Gemeinschaft offensichtlich ausgelöscht wurde; und was Mrs. Ransome bescheiden ›unsere Sachen‹ nannte, für immer verschwunden war.
     Zu diesem Schluß kam auch die Versicherungsgesellschaft, und zu gegebener Zeit traf über den gesamten Wert ein Scheck ein, inklusive einem unerwarteten Zuschlag, da keine früheren Ansprüche bestanden hatten; dieser Zuschlag sollte ihre Unannehmlichkeiten abfedern und sie für ihren Kummer entschädigen.
     »Die zusätzliche Summe ist für unser Trauma«, sagte Mrs. Ransome, als sie den Scheck betrachtete.
     »Ich ziehe es vor, von einer Unannehmlichkeit zu sprechen«, sagte Mr. Ransome. »Man hat bei uns eingebrochen, wir sind nicht von einem Bus überfahren worden. Trotzdem, die zusätzliche Summe kommt gerade recht.«
     Er arbeitete bereits an einem Plan für eine verbesserte Stereoanlage und einen moderneren CD-Spieler, kombiniert mit einer hochpräzisen Digital-Wiedergabe und einer UltraVerfeinerung des Klangs, was alles von einem Paar

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