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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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wissen.
     »Nur ein wenig«, sagte Martin und folgte ihnen ins Schlafzimmer. »Vielleicht wäre Gasstufe drei besser gewesen.«
     Mrs. Ransome nickte und bemerkte auf der Ankleidekommode das Stück Küchenpapier (sie erinnerte sich, daß ihnen die Kleenex-Tücher ausgegangen waren), mit dem sie vor drei Monaten ihren Lippenstift abgetupft hatte.
     »Die Küche«, sagte Martin, als würden sie den Weg nicht kennen, obwohl sie genau dort war, wo sie sein sollte, und auch genau so, außer daß der jetzt leere Schmortopf abgewaschen auf dem Abtropfbrett stand.
     »Ich wußte nicht genau, wo er hingehört«, sagte Martin entschuldigend.
     »Das ist in Ordnung«, sagte Mrs. Ransome, »er gehört hier hinein.« Sie öffnete den Schrank neben der Spüle und räumte den Topf weg.
     »Das dachte ich mir«, sagte Martin, »aber ich wollte es nicht riskieren.« Er lachte, und Mrs. Ransome lachte auch.
     Mr. Ransome schaute finster drein. Der junge Mann war zwar höflich, wenn auch zu vertraulich, doch das Ganze schien ein bißchen zu entspannt. Schließlich war ein Verbrechen begangen worden: diese Sachen waren gestohlen, was hatten sie hier zu suchen?
     Mr. Ransome fand, es sei an der Zeit, die Situation in die Hand zu nehmen.
     »Tee?« fragte Martin.
     »Nein, danke«, sagte Mr. Ransome.
     »Ja, bitte«, sagte seine Frau.
     »Dann«, sagte Martin, »müssen wir reden.«
     Diese Wendung hatte Mrs. Ransome im wirklichen Leben noch nie gehört, und sie betrachtete diesen jungen Mann mit anderen Augen: Sie wußte, was er meinte. Mr. Ransome ebenso.
     »Ja, in der Tat«, sagte Mr. Ransome entschlossen, setzte sich an den Küchentisch und wollte den Anfang machen, indem er diesen viel zu selbstzufriedenen jungen Mann fragte, was das alles sollte.
     »Vielleicht«, sagte Martin, als er Mrs. Ransome ihren Tee reichte, »vielleicht möchten Sie mir erzählen, was das alles soll. Bei allem Respekt, wie man so sagt.«
     Das war zuviel für Mr. Ransome.
     »Vielleicht«, explodierte er, »und bei allem Respekt, möchten Sie mir erzählen, warum Sie meine Strickjacke tragen.«
    »Du hast sie ganz selten getragen«, sagte Mrs. Ransome friedfertig. »Wunderbarer Tee.«
     »Das ist nicht der Punkt, Rosemary.« Mr. Ransome benutzte selten ihren Vornamen, und wenn, dann nur in Form einer stumpfen Waffe. »Und das ist mein Seidenschal.«
     »Den hast du überhaupt nie getragen. Du sagtest, du sähest damit aus wie ein Hochstapler.«
     »Das ist der Grund, weshalb er mir gefällt«, sagte Martin glücklich, »der Hochstapler-Effekt. Aber alles Gute findet einmal ein Ende, wie man so sagt.« Und ohne Eile (und ziemlich reuelos, fand Mr. Ransome) zog er die Strickjacke aus, knüpfte den Schal auf und legte beides auf den Tisch.
     Nachdem er es aus diesen schützenden Hüllen befreit hatte, gab Martins T-Shirt, dessen Botschaft bisher nur angedeutet gewesen war, furchtlos seine Botschaft preis: »Man(n) geht nicht mehr ohne«. Und in Klammern: »Zeichnung siehe Rückseite.« Während sich Mr. Ransome in seinem Stuhl nach vorne beugte, um seine Frau vor der unanständigen Illustration abzuschirmen, beugte sich Mrs. Ransome leicht nach hinten.
     »Übrigens«, sagte Martin, »wir haben ein oder zwei von Ihren Sachen getragen. Ich habe mit Ihrem braunen Mantel angefangen. Ursprünglich sollte es ein kleiner Scherz sein.«
     »Ein Scherz?« wiederholte Mr. Ransome, dem die humorvolle Seite des besagten Kleidungsstücks nie aufgefallen war.
     »Ja. Aber jetzt hänge ich ziemlich daran. Er ist toll.«
     »Aber er muß zu groß für Sie sein«, sagte Mrs. Ransome.
     »Ich weiß. Deshalb ist er ja so toll. Und Sie haben tonnenweise Schals. Cleo findet, Sie haben einen wirklich guten Geschmack.«
     »Cleo?« fragte Mrs. Ransome.
     »Meine Partnerin.«
    Dann, als ihm auffiel, daß Mr. Ransome vor Wut mittlerweile beinahe die Augen aus den Höhlen quollen, zuckte Martin die Achseln. »Schließlich sind Sie es gewesen, die uns grünes Licht gegeben haben.« Er ging ins Wohnzimmer und kam mit einem Ordner zurück, den er auf den Küchentisch legte.
     »Sagen Sie mir einfach«, sagte Mr. Ransome mit schrecklicher Ruhe, »warum unsere Sachen hier sind.«
     Und Martin erklärte es. Außer daß es keine richtige Erklärung war – und als er fertig war, waren sie nicht viel weiter als zuvor.
     Er war eines Morgens vor ungefähr drei Monaten zur Arbeit gekommen (»Am 15. Februar«, ergänzte Mrs. Ransome hilfsbereit), und als er die

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