Untitled
werden würden, sobald die Versicherung bezahlte und sie sich etwas Dauerhafteres zulegten, verringerte keineswegs Mrs. Ransomes stille Begeisterung bei ihrem Kauf. Außerdem würde sich letzteres wahrscheinlich etwas verzögern, da, mit all ihren anderen Dokumenten, auch die Versicherungspolice gestohlen worden war. Die Erstattung war unzweifelhaft, aber sie würde womöglich einige Zeit auf sich warten lassen. In der Zwischenzeit verlief ihr Leben in einer abgespeckten Version, was zumindest Mrs. Ransome als gar nicht so unangenehm empfand.
»Von der Hand in den Mund«, sagte Mr. Ransome.
»Aus dem Koffer«, sagte Croucher, sein Versicherungsagent.
»Nein«, erwiderte Mr. Ransome. »Wir haben keinen Koffer.«
»Sie glauben nicht«, fragte Croucher, »daß sich irgend jemand möglicherweise einen Scherz erlaubt hat?«
»Das fragen die Leute immer wieder«, sagte Mr. Ransome. »Die Scherze müssen sich seit meiner Jugend verändert haben. Ich dachte immer, Scherze sollten lustig sein.«
»Was für eine Stereoanlage war es denn?« fragte Croucher. »Oh, das Beste vom Besten«, sagte Mr. Ransome. »Das Neueste und Beste. Irgendwo habe ich die Quittungen… o nein, natürlich nicht. Ich vergesse das immer wieder.«
Obwohl dies ein echter Versprecher gewesen war, war es vielleicht doch ein Glück, daß die Quittungen mitsamt der dazugehörigen Anlage gestohlen waren, denn Mr. Ransome schwindelte ein bißchen. Seine Stereoanlage war nicht ganz das Beste vom Besten, welche Anlage war das schon? Die Klangwiedergabe ist nicht statisch; die Perfektion wird weiterentwickelt, und kaum eine Woche vergeht ohne technischen Fortschritt. Als begeisterter Leser von HifiMagazinen sah Mr. Ransome häufig Anzeigen von Verfeinerungen, die er zu gerne zu einem Teil seiner Hörerfahrung gemacht hätte. Der Einbruch, so verheerend er auch gewesen war, war seine Chance. Und so geschah es, daß dieser unbewegliche Mann, als ihm die potentiellen Vorteile seines Verlusts aufgingen, wenn auch widerwillig anfing, sein inneres Gleichgewicht zurückzugewinnen.
Auch Mrs. Ransome sah die guten Seiten, doch das tat sie eigentlich immer. Als sie geheiratet hatten, hatten sie sich mit allem ausgestattet, was notwendig zu einem gut funktionierenden Haushalt gehörte; sie hatten ein Speiseservice und ein Teeservice mit dazu passender Tischwäsche; sie hatten Dessertteller und Konfektschalen und Kuchenplatten in rauhen Mengen. Es gab Deckchen für die Ankleidekommode, Untersetzer für den Kaffeetisch, Läufer für den Eßtisch; Gästehandtücher mit dazu passenden Waschlappen für das Waschbecken, Toilettenvorleger und die dazu passenden Badematten. Sie hatten Torten-, Fisch- und andere Heber, zierliche Silber- und Elfenbeinschäufelchen, deren genaue Funktion Mrs. Ransome nie hatte ergründen können. Darüberhinaus gab es einen beeindruckenden Besteckkasten mit vielen Einsatzböden, der mit genügend Messern, Gabeln und Löffeln für ein Abendessen für zwölf Personen bestückt war. Mr. und Mrs. Ransome gaben keine Abendessen für zwölf Personen. Sie gaben überhaupt keine Abendessen. Sie benutzten selten Gästehandtücher, denn sie hatten nie Gäste. Mrs. Ransome dachte, daß sie diese Besitztümer zweiunddreißig Ehejahre lang völlig zwecklos mit sich herumgeschleppt hatten, und nun waren sie den ganzen Kram mit einem Schlag los. Als sie in der Spüle ihre beiden Tassen abwusch, fing Mrs. Ransome plötzlich an zu singen, ohne genau zu wissen, warum.
»Vermutlich ist es das beste«, sagte Croucher, »von der Annahme auszugehen, daß alles verschwunden ist und nicht wieder auftauchen wird. Vielleicht hatte jemand den Wunsch nach einem wohlausgestatteten Mittelschichthaushalt und hat einfach eine Abkürzung genommen.«
Er stand an der Tür.
»Ich werde Ihnen einen Scheck schicken, sobald ich kann. Dann können Sie anfangen, Ihr Leben wieder aufzubauen. Ihre Frau scheint es gut aufzunehmen.«
»Ja«, sagte Mr. Ransome, »aber sie verdrängt es.«
»Gab es auffälligen Schmuck oder etwas in der Art?«
»Nein. Sie hat sich nie wirklich etwas aus solchen Dingen gemacht«, sagte Mr. Ransome. »Glücklicherweise hat sie ihre Perlen in der Oper getragen.«
»Heute abend trug sie eine Halskette«, sagte Croucher. »Ziemlich auffällig, fand ich.«
»Ja?« Mr. Ransome war es nicht aufgefallen.
Als sie am Kartentisch ihr Abendessen zu sich nahmen, fragte Mr. Ransome: »Habe ich diese Kette schon einmal
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