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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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aussieht, so wünsche ich doch in jedem Falle, Ihnen für den wunderschönen Heiligen Abend zu danken, den Sie uns, Ihrer Tochter und mir, in Ihrem Hause bereitet haben, auch dank der auserlesenen Freundlichkeit Ihrer Gattin, Signora Lillina. Wenn ich mich beim Klang der Glocken zur Heiligen Christmette einem nicht mehr kontrollierbaren Weinen hingegeben habe, so war es deshalb, weil ich unvermittelt an meine lieben Dahingeschiedenen denken mußte. Über Jahre war ich darüber verzweifelt, nicht mehr die wärmende, tröstende Geborgenheit einer Familie wiederfinden zu können, die meine Jugend umgeben hat. Damals verkannte ich Unwissender deren Werth.
      Doch in jener Nacht, als das Jesuskind geboren wurde, haben Ihr güthiges Lächeln, die Aufmerksamkeiten von Signora Lillina und die Gerührtheit meiner Gattin Taninè die Dämme meines Widerstandes zum Einsturz gebracht. Und so habe ich mich den Wogen der Erinnerungen und des Schmerzes überlassen.
      Die Bereitwilligkeitserklärung für den Telephonanschluß müßten Sie mir innerhalb von höchstens sechs Tagen zukommen lassen.
      Erlauben Sie mir, Sie zu umarmen, Papà?

    Pippo

    KÖNIGLICHES POLIZEIPRÄSIDIUM VON MONTELUSA DER POLIZEIPRÄSIDENT

    An den Signor Tenente
Gesualdo Lanza‐Turò
Kommando der Kgl. Carabinieri
Vigàta

    Montelusa, am 13. Januar 1892
    Commendatore Corrado Parrinello, Stellvertretender Präfekt von Montelusa, hat mir freundlicherweise die Abschrift Ihres letzten, auf eigene Initiative verfaßten Informationsberichtes, Signor Genuardi Filippo betreffend, zukommen lassen.
      In diesem Informationsbericht vertreten Sie Ansichten, die von den Ergebnissen des mir von der Polizeidienststelle von Vigàta zugeleiteten Berichtes kraß abweichen.
      Auf Grund der ausdrücklichen Bitte des Commendatore Parrinello und aus eigenem Bedürfnis habe ich den Dienststellenleiter der Polizei von Vigàta, Antonio Spinoso, um weitere Nachforschungen gebeten. Gleichzeitig habe ich ihn auf die schwerwiegenden Strafmaßnahmen aufmerksam gemacht, deren er gewärtig sein müßte, sofern sich in seinem Berichte unstimmige Begründungen oder spekulative Schlußfolgerungen fanden. Ich schreibe Ihnen, ohne weiteren Kommentar, den mir vom Dienststellenleiter Spinoso zugeleiteten Bericht ab, welcher für diesen die volle Verantwortung übernimmt.
      »Aus dem Berichte von Polizist Mortillaro Felice, welcher die Aufgabe erhalten hatte, mit äußerster Diskretion die Bewegungen der drei Aufrührer (Rosario Garibaldi Bosco, Carlo Dell'Avalle, Alfredo Casati) während ihres Aufenthaltes in Vigàta zu beobachten, geht hervor, daß dieselben sich um 12 Uhr am Tage des 20. Januars des vergangenen Jahres gemeinsam in das Gebäude in der Via Cavour mit der Hausnummer 20 (zwanzig) begaben. Unter diesem Datum war Signora Verderame Antonietta, mütterlicherseits die Tante des Rosario Garibaldi Bosco und daselbst wohnhaft, nicht anwesend, da sie im Bürgerhospital von Montelusa lag. In Unkenntnis dessen fing der Garibaldi Bosco an, mehrmals an die Wohnungsthüre der Verderame zu schlagen, ohne eine Antwort zu erhalten. Durch den Lärm herbeigelockt (wie sie dem Polizisten Mortillaro auf Befragung sagte), öffnete Signora Posacane Edelmira, Mutter des Genuardi Filippo, ihre Wohnungsthüre und fragte vom unteren Treppenabsatz aus nach dem Grunde für diesen Krach. Ein großer, stämmiger Mann mit Bart, starkem catanesischem Dialekt und einer Narbe auf der Nase (es gibt niemanden, der darin nicht die besonderen Merkmale des Garibaldi Bosco erkennt) versicherte Signora Posacane, er sei gekommen, um Signora Verderame Antonietta zu besuchen. Die Posacane informierte ihn über die Einlieferung der Verderame ins Hospital von Montelusa, woraufhin die drei, nachdem sie gedankt und sich verabschiedet hatten, fortgingen.«
      Haben Sie einer derart minutiösen Rekonstruktion der Fakten etwas anderes entgegenzusetzen? Meine Loyalitätspflicht erfordert es, Sie darüber zu informieren, daß ich Ihren Vorgesetzten, Generale Carlo Alberto de Saint‐Pierre, Kommandeur der Königlichen Carabinieri auf Sizilien, über Ihre unerklärliche Verfolgungswuth (anders kann man das nicht nennen) hinsichtlich irgendeines beliebigen Bürgers wie des Genuardi unterrichtet habe.

    Der Polizeipräsident Monterchi

Gesagtes drei

    A
(Commendatore Longhitano – Pippo)

    »Commendatore Longhitano! Glücklich die Augen, die Sie erblicken! Sie sind frisch wie eine Blume! Vor Weihnachten habe ich

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