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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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ist.«
    »Sie haben um eine ehrliche Antwort gebeten«, sagte ich zu Nathan. »Sie wollten hören, was ich glaube. Und das bekommen Sie zu hören.«
    Nathan ging nickend zur Geschworenenbank. Er drehte sich zu mir um.
    »Schon in Ordnung. Ich bin mir sicher, daß Sie absolut ehrlich zu uns sein werden, Dr. Cross. Ob mir diese Ehrlichkeit gefällt oder nicht. Ob sie Gary Murphy gefällt oder nicht. Sie sind ein äußerst ehrlicher Mann. Ich werde Sie beim Vortrag Ihrer ehrlichen Meinung nicht unterbrechen, solange es die Anklage nicht tut. Bitte fahren Sie fort.«
    »Ich wollte den Kidnapper unbedingt fassen. Es war ein schlimmes Gefühl. Allen im Geiselrettungsteam ging es so. Die meisten von uns haben den Fall persönlich genommen.«
    »Sie haben den Kidnapper gehaßt. Sie wollten, daß der Täter, wer es auch sein mochte, die gesetzliche Höchststrafe bekommt?«
    »Ja. Das will ich immer noch«, antwortete ich.
    »Als Gary Murphy festgenommen wurde, waren Sie dabei. Er wurde angeklagt. Danach hatten Sie mehrere Sitzungen mit ihm. Was denken Sie im Augenblick über Gary Murphy?«
    »Ehrlich gesagt, im Augenblick weiß ich nicht, was ich denken soll.«
    Anthony Nathan entging nichts. »Dann haben Sie begründete Zweifel?«
    Mary Warner hinterließ allmählich Fußabdrücke auf den alten Dielenbrettern des Gerichtssaals. »Suggestivfrage. Beeinflussung des Zeugen.«
    »Die Geschworenen nehmen das nicht zur Kenntnis«, sagte Richterin Kaplan.
    »Sagen Sie uns, welche Gefühle Sie in diesem Augenblick für Gary Murphy empfinden. Tragen Sie uns Ihre berufliche Meinung vor, Dr. Cross«, sagte Nathan.
    »Bis jetzt kann ich noch nicht wissen, ob er Gary Murphy ist – oder Gary Soneji. Ich bin mir nicht sicher, ob in diesem Mann zwei Persönlichkeiten existieren. Ich glaube, es wäre möglich, daß er eine gespaltene Persönlichkeit hat.«
    »Und falls er eine gespaltene Persönlichkeit hätte?«
    »Falls es so wäre, könnte Gary Murphy wenig oder gar nichts über die Taten von Gary Soneji bewußt sein. Er könnte aber auch ein intelligenter Soziopath sein, der uns alle manipuliert. Sie auch.«
    »Okay. Das kann ich akzeptieren. So weit, so gut«, sagte Nathan. Er hatte die Hände vor der Brust, als hielte er einen kleinen Ball. Offenbar überlegte er, wie er eine genauere Definition aus mir herausbekam.
    »Diese Zweifel sind der Angelpunkt, nicht wahr?« fuhr er fort. »Das ist der springende Punkt. Ich möchte deshalb, daß Sie den Geschworenen dabei helfen, ihre wichtige Entscheidung zu treffen. Dr. Cross, ich möchte, daß Sie Gary Murphy hypnotisieren!« verkündete er.
    »Hier, in diesem Gerichtssaal. Lassen wir die Geschworenen selbst entscheiden. Und ich habe volles Vertrauen zu diesen Geschworenen und ihrer Entscheidung. Ich habe alles Vertrauen der Welt, daß die Geschworenen zur richtigen Entscheidung kommen werden, wenn ihnen die Beweise gezeigt worden sind. Meinen Sie das nicht auch, Dr. Cross?«

    62. Kapitel
     
    Am folgenden Morgen wurden für meine Sitzung mit Gary zwei schlichte rote Ledersessel hereingebracht. Damit er sich entspannen konnte, die Umgebung weniger stark wahrnahm, wurde die Beleuchtung gedämpft. Wir bekamen beide ein Mikrophon. Das waren die einzigen Ausnahmebedingungen, die Richterin Kaplan gestattete.
    Eine Alternative dazu wäre ein Videoband unserer Sitzung gewesen, aber Gary hatte gesagt, er glaube, er könne sich im Gerichtssaal hypnotisieren lassen. Er wollte es versuchen. Sein Anwalt wollte, daß er es versuchte.
    Ich hatte beschlossen, die Hypnose durchzuführen, als ob Soneji/Murphy in der Zelle wäre. Es war wichtig, die unvermeidlichen Störungen im Gerichtssaal auszuschalten. Ich hatte keine Ahnung, ob das funktionieren und was dabei herauskommen würde. Mein Magen war verkrampft, als ich mich auf den Sessel setzte. Ich versuchte, die Zuschauer nicht anzusehen. Ich bin ungern auf der Bühne, und jetzt war ich es besonders ungern.
    Beim ersten Versuch hatte ich Gary gegenüber eine einfache, verbale Suggestivtechnik angewendet. Hypnose ist nicht annähernd so schwierig, wie die meisten Leute glauben.
    »Gary«, sagte ich, »setzen Sie sich zurück, versuchen Sie, sich zu entspannen, dann werden wir sehen, was passiert.«
    »Ich tue mein Bestes«, sagte er und klang so aufrichtig, wie er aussah. Er trug einen marineblauen Anzug, ein gestärktes weißes Hemd und eine gestreifte Ripskrawatte. Er sah mehr nach einem Anwalt aus als sein Verteidiger.
    »Ich werde Sie wieder

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