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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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aufzuklären. Ich sage es Ihnen, Alex.«
     
    Ich wartete darauf, daß Soneji weitersprach. Ich dachte an die Erklärung über Gary Sonejis Badezimmerspiegel: Ich will jemand sein! Vermutlich war er von Anfang an auf den Ruhm ausgewesen.
    »Ich hatte immer geplant, beide Kinder zu ermorden. Ich konnte es nicht erwarten. Ich habe diese Haßliebe zur Kindheit, wissen Sie. Habe Brüste abgeschnitten und die Schamhaare abrasiert, damit meine erwachsenen Opfer kindlicher ausgesehen haben. Und es wäre sowieso der logische und sicherste Abschluß gewesen, die Bälger umzubringen.« Soneji lächelte wieder. Es war ein gespenstisches, unangemessenes Lächeln, als beichte er eine Notlüge. »Es interessiert Sie doch immer noch, warum ich mich für diese Entführung entschieden habe, nicht wahr? Warum ich Maggie Rosebud und ihren Freund Shrimpie Goldberg ausgesucht habe?«
    Er benutzte die Spitznamen, um zu provozieren – und aus Schnodderigkeit. Er liebte die Rolle des »bösen Jungen«. Er hatte im Lauf der Monate einen äußerst düsteren Sinn für Humor gezeigt.
    »Mich interessiert alles, was Sie zu sagen haben, Gary. Reden Sie weiter.«
    »Wissen Sie was«, sagte er. »Einmal habe ich ausgerechnet, daß ich über zweihundert Menschen getötet habe. Darunter viele Kinder. Ich mache, wozu ich aufgelegt bin. Was immer mir im Augenblick durch den Kopf geht.«
    Das schmierige, mechanische Lächeln war wieder da. Er war nicht mehr Gary Murphy. Nicht mehr der typische amerikanische Yuppie, Ehemann und Vater aus Wilmington, Delaware. Hatte er getötet, seit er ein Junge war?
    »Stimmt das? Versuchen Sie immer noch, mich zu schockieren?«
    Er zuckte die Achseln. »Warum sollte ich das versuchen? … Als ich ein Junge war, habe ich Bücher über den Entführungsfall Lindbergh gelesen. Dann Bücher über alle großen Verbrechen! Ich habe alle Zeitungsausschnitte kopiert, die ich in der Bücherei von Princeton finden konnte. Etliches davon habe ich Ihnen schon erzählt, nicht wahr? Wie ich fasziniert, absolut hingerissen, besessen davon war, Kinder zu entführen. Sie völlig in der Hand zu haben … Ich wollte sie quälen wie hilflose kleine Vögel. Ich habe mit einem Freund geübt. Ich glaube, Sie haben ihn kennengelernt. Simon Conklin. Bloß ein kleiner Psychopath, Doktor. Ihre Zeit nicht wert … kein Partner. Kein Komplize. Mir gefällt besonders, daß ein Kidnapping die Eltern so aufregt. Sie vernichten andere Erwachsene, aber Gott bewahre, wenn jemand ein Kind umbringt. Undenkbar! Unaussprechlich! schreien sie. Was für ein Quatsch. Was für eine Heuchelei. Denken Sie darüber nach. In Bangladesch sterben eine Million dunkelhäutige Kinder, Dr. Cross. Niemand kümmert sich darum. Niemand eilt ihnen zu Hilfe.«
    »Warum haben Sie die schwarzen Familien in den Siedlungen ermordet? Wo ist da der Zusammenhang?«
    »Wer sagt denn, daß es einen Zusammenhang geben muß? Hat man Ihnen das am John Hopkins beigebracht? Vielleicht waren das meine guten Werke. Wer sagt, ich habe kein soziales Gewissen? Jedes Leben muß ausgeglichen sein. Das glaube ich. I Ging. Denken Sie an die Opfer, die ich ausgesucht habe. Hoffnungslos drogensüchtig. Ein Mädchen, ein Teenager, das schon eine Prostituierte war. Ein kleiner Junge, der schon verloren war.«
    Ich wußte nicht, ob ich ihm glauben konnte. Er hob ab. »Haben Sie ein Herz für uns?« fragte ich ihn. »Ich finde das wirklich rührend.«
    Er beschloß, meine Ironie zu ignorieren. »Ich hatte mal eine schwarze Freundin, ja. Ein Hausmädchen. Eine Frau, die sich um mich gekümmert hat, wenn Sie das wissen wollen, während sich mein Vater von meiner Mutter scheiden ließ. Die hieß Laura Douglas. Sie ist aber nach Detroit zurückgegangen, hat mich im Stich gelassen. Ein großes, fettes Weib mit einer brüllenden Lache, von der ich hingerissen war. Als sie in die Autostadt zog, fing Mommy Terror damit an, mich schwierigen, motorisch unruhigen Jungen im Keller einzusperren.
    Sie haben ein echtes Schlüsselkind vor sich. Während ich unten war, waren mein Stiefbruder und meine Stiefschwester oben im Haus meines Vaters! Sie spielten mit meinen Spielsachen. Sie haben mich durch die Dielenbretter verhöhnt. Einmal war ich wochenlang im Keller eingesperrt. So sehen meine Erinnerungen aus. Gehen in Ihrem Kopf Alarmlichter und Sirenen an, Dr. Cross? Gequälter Junge im Keller. Verwöhnte Kinder, in einer Scheune vergraben. So hübsche, saubere Parallelen. Passen jetzt alle Stücke zusammen? Sagt unser

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