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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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schafften es zu Jezzies Cottage, bevor es dunkel wurde. Winterliche Kühle drang in die Luft ein.
    Wir machten Feuer im Kamin und kochten ein gutes Essen, das vier satt gemacht hätte.
    Es gab weißen Süßmais, einen riesigen Salat, ein pfundschweres Steak für jeden von uns und einen trockenen Weißwein, auf dessen Etikett stand Chassagne-Montrachet, Premier Cru, Marquis de Laguiche .
    Nach dem Essen kam das Gespräch auf Mike Devine, Charlie Chakely und den Beobachter. Jezzie war keine große Hilfe. Sie sagte, was die Secret-Service-Agenten anlange, sei ich vermutlich auf der falschen Spur. Chakely sei leicht erregbar, es sehe ihm ähnlich, daß er wegen eines Anrufs in Arizona explodiere. Sie sagte, er sei auch bei der Arbeit verbittert gewesen, deshalb sei er vermutlich auch außer Dienst verbittert. Ihrer Meinung nach waren Mike Devine und Chakely beide gute Agenten gewesen, wenn auch keine hervorragenden. Wenn bei der Überwachung der Familie Goldberg etwas Wichtiges vorgefallen wäre, hätten sie es gemerkt. Ihre Berichte seien bestimmt korrekt gewesen. Beide seien nicht schlau genug, etwas zu vertuschen. Jezzie war sich dessen sicher.
    Sie bezweifelte nicht, daß Nina Cerisier in der Nacht vor den Morden an den Sanders' ein parkendes Auto auf der Straße gesehen hatte, aber sie glaubte nicht, daß jemand Soneji/Murphy beobachtet hatte. Sie glaubte nicht einmal, daß Soneji in den Siedlungen gewesen war.
    »Ich habe mit dem Fall nichts mehr zu tun«, sagte Jezzie schließlich zu mir. »Ich vertrete weder die Interessen des Service noch die von sonst jemandem. Hier kommt meine ehrliche Meinung, Alex. Warum gibst du nicht einfach auf? Es ist vorbei. Laß es dabei.«
    »Das geht nicht«, sagte ich zu Jezzie. »An der Tafelrunde von König Artus tun wir so was nicht. Ich kann in diesem Fall nicht aufgeben. Jedesmal, wenn ich das versuche, taucht irgend etwas auf, und ich überlege es mir anders.«
    In jener Nacht gingen wir ziemlich zeitig zu Bett. Gegen neun, Viertel zehn. Der Chassagne-Montrachet, Premier Cru, tat seine Wirkung. Zwischen uns war immer noch Leidenschaft, aber auch Wärme und Zärtlichkeit.
    Wir kuschelten uns aneinander, wir lachten, wir schliefen nicht früh ein. Jezzie taufte mich »Sir Alex, der schwarze Ritter der Tafelrunde«. Ich nannte sie die »Herrin des Sees«. Schließlich schliefen wir ein, während wir uns solche Dinge zuflüsterten und uns friedlich in den Armen hielten.
    Ich weiß nicht, wann ich wieder aufwachte. Ich lag auf zerwühlten Laken und auf der Bettdecke, und es war sehr kalt.
    Vom Feuer kam noch ein orangeroter Schein, und es knisterte leise. Ich fragte mich, warum es so kalt im Schlafzimmer war, wenn das Feuer noch brannte.
    Was meine Augen sahen und mein Körper spürte, paßte nicht zusammen. Ich grübelte kurz darüber nach.
    Ich kroch unter die Decke und zog sie bis zum Kinn. Der Feuerschein, der sich in der Fensterscheibe spiegelte, sah seltsam aus.
    Ich dachte daran, wie merkwürdig es war, daß ich wieder mit Jezzie hier war. Mitten im Nirgendwo. Ich konnte mir jetzt >
    nicht mehr vorstellen, je wieder ohne sie zu sein.
    Ich war versucht, sie zu wecken. Ihr das zu sagen. Mit ihr über alles und jedes zu reden. Die Herrin des Sees. Und der schwarze Ritter. Klang wie Geoffrey Chaucer für die neunziger Jahre unseres Jahrhunderts.
    Plötzlich merkte ich, daß es nicht die Glut vom Kamin war, was am Fenster flackerte.
    Ich sprang aus dem Bett und rannte hin. Ich sah etwas, wovon ich mein Leben lang gehört hatte, aber ich hatte nicht erwartet, es je zu sehen zu bekommen.
    Auf Jezzies Rasen brannte lichterloh ein Kreuz.

    73. Kapitel
     
    Ein vermißtes kleines Mädchen namens Maggie Rose.
    Morde in den Siedlungen. Der Lustmord an Vivian Kim.
    Ein Psychopath. Gary Soneji/Murphy.
    Ein »Komplize«. Ein rätselhafter Beobachter.
    Ein Feuerkreuz in North Carolina.
    Wann würden die Puzzleteile endlich zusammenpassen? Würden sie je zusammenpassen? Von jenem Augenblick in Jezzies Cottage bis zum Ende war mein Kopf voller starker, verstörender Bilder. Ich konnte den Fall nicht aufgeben, wie Jezzie vorgeschlagen hatte. Ereignisse in der folgenden Woche verstärkten meine Paranoia.
     
    Am Montag kam ich spät von der Arbeit nach Hause. Damon und Janelle stürzten sich auf mich, als ich das Dutzend Schritte vom Eingang zur Küche entlangstapfte.
    »Telefon! Telefon! Telefon!« sang Damon, als er sich neben mich schob.
    Nana hielt mir in der Küche den Telefonhörer hin.

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