Untitled
Vorderveranda hinaus. Ich würde mit den Reportern sprechen.
Ich hatte mir nicht die Mühe gemacht, Schuhe anzuziehen. Oder ein Hemd. Ich dachte an die unsterblichen Worte Tarzans – Uuuuuuuuaaaaaah !
»Wie geht's euch Leuten denn an diesem schönen Wintermorgen?« fragte ich, als ich in ausgebeulten Khakihosen vor ihnen stand. »Möchte jemand noch Kaffee und belegte Brötchen?«
»Detective Cross, Katherine Rose und Thomas Dunne geben Ihnen die Schuld an den Fehlern, die in Florida gemacht wurden. Mr. Dunne hat gestern abend eine weitere Erklärung abgegeben.« Jemand las mir die Nachrichten vor – noch dazu gebührenfrei. Ja, ich war immer noch der Sündenbock der Woche.
»Ich kann die Enttäuschung der Dunnes über das Ergebnis in Florida verstehen«, sagte ich in ruhigem Ton. »Lassen Sie die Kaffeebecher nur weiterhin irgendwo auf dem Rasen fallen. Ich räume sie später weg.«
»Dann geben Sie also zu, einen Fehler gemacht zu haben«, sagte jemand. »Weil Sie das Lösegeld übergeben haben, ehe Sie Maggie Rose zu sehen bekamen?«
»Nein. Ich gebe überhaupt nichts zu. Ich hatte in Florida und South Carolina keine andere Wahl. Ich hatte nur die Wahl, nicht mit dem Kontaktmann mitzugehen. Sehen Sie, wenn Sie mit Handschellen gefesselt sind und der andere hat die Waffe, sind Sie ganz schön im Nachteil. Und wenn Ihre Hilfstruppen zu spät kommen, ist das noch ein Problem.«
Es war, als hörten sie kein Wort, das ich sagte. »Detective, nach unseren Quellen war es Ihre Entscheidung, das Lösegeld zu zahlen«, meinte jemand.
»Warum kommen Sie hierher und kampieren auf meinem Rasen?« erwiderte ich auf diesen Blödsinn. »Warum kommen Sie her und machen meinen Kindern angst? Verstören die Nachbarschaft? Mir ist egal, was Sie über mich drucken, aber eins sage ich Ihnen: Sie haben überhaupt keine Ahnung, was zum Teufel los ist. Sie könnten die kleine Dunne in Gefahr bringen.«
»Ist Maggie Rose am Leben?« rief jemand.
Ich drehte mich um und ging ins Haus. Das würde ihnen eine Lehre sein, klar. Jetzt hatten sie begriffen, daß sie die Privatsphäre respektieren mußten.
»Hey, Erdnußbuttermann. Wie geht's?«
Etwas später an jenem Morgen erkannte mich eine anders geartete Menschenmenge. Männer und Frauen standen dreireihig in der 12th Street vor der Kirche St. Anthony Schlange. Sie waren hungrig und froren, und niemand hatte Nikons oder Leicas umgehängt.
»Hey, Erdnußbuttermann, hab' Sie im Fernsehen gesehen. Sind Sie jetzt ein Filmstar?« rief jemand.
»Ja, zum Teufel. Noch nichts davon gemerkt?«
Seit ein paar Jahren arbeiten Sampson und ich in der Suppenküche von St. Anthony. Wir tun das an zwei bis drei Tagen in der Woche. Ich habe dort wegen Maria angefangen, die für die Gemeinde einen Teil ihrer Sozialarbeit leistete. Nach ihrem Tod habe ich aus dem selbstsüchtigsten aller Gründe weitergemacht: Die Arbeit gab mir ein gutes Gefühl. Sampson begrüßt die Leute am Eingang. Er nimmt die Nummer entgegen, die ausgegeben wird, wenn sie sich in die Schlange stellen. Er wirkt außerdem abschreckend auf Leute, die Ärger machen wollen.
Ich bin das körperliche Abschreckungsmittel im Speisesaal. Ich werde Erdnußbuttermann genannt. Jimmy Moore, der die Küche leitet, glaubt an den Nährwert von Erdnußbutter. Zu einer vollen Mahlzeit, die meistens aus Brötchen, zwei Gemüsesorten, einem Fleisch- oder Fischeintopf und Nachtisch besteht, bekommt jeder, der will, einen Becher Erdnußbutter. Jeden Tag.
»Hey, Erdnußbuttermann. Haben Sie heute gute Erdnußbutter für uns? Haben Sie Skippy oder den Scheißdreck von Peter Pan?«
Ich grinste vertraute Armesündermienen an. Mir stieg Körpergeruch, schlechter Atem, schaler Schnaps in die Nase. »Weiß nicht genau, was heute auf der Speisekarte steht.«
Die Stammgäste kennen Sampson und mich. Die meisten wissen außerdem, daß wir bei der Polizei sind. Manche wissen, daß ich Psychiater bin, weil ich in einem Wohnwagen neben der Küche Beratungen durchführe. Auf dem Wohnwagen steht: »Der Herr hilft denen, die sich selbst helfen. Kommt zum Teufel rein!«
Jimmy Moore leitet eine effektive, schöne Einrichtung. Er behauptet, es sei die größte Suppenküche im Osten, und wir geben im Durchschnitt elfhundert Mahlzeiten am Tag aus. Serviert wird ab Viertel nach zehn, und das Mittagessen ist um halb eins vorbei. Das heißt, wenn man auch nur eine Minute nach halb eins kommt, bleibt man an jenem Tag hungrig. Disziplin ist bei aller
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