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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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die Augen.
    »Genau das wollte ich vermeiden. Tut mir leid, Schwesterchen.« Marty streckte die Arme aus, um sie zu trösten.
    »Mir fehlt nichts.« Missy löste sich von ihrem Bruder. Sie schaute über den Frühstückstisch hinweg Gary an. Ihre Augen wirkten klein und dunkler.
    »Wo bist du in den ganzen Monaten herumgefahren, Gary? Was hast du gemacht? O Gary, Gary, manchmal habe ich das Gefühl, ich kenne dich gar nicht. Sag was, damit das hier ein bißchen besser wird. Bitte, sag was, Gary.«
    Gary dachte gründlich nach, bevor er etwas äußerte. Dann sagte er: »Ich liebe dich so sehr, Missy. Ich liebe dich und Roni mehr als mich.«
    Gary log, und er wußte, daß das eine ganz hervorragende Lüge war. Gut vorgetragen, gut gespielt.
    Am liebsten hätte er ihnen in die gottverfluchten Gesichter gelacht. Am allerliebsten hätte er sie alle umgebracht. Zeit zum Losschlagen. Bumm, bumm, bumm. Mehrfachmord in Wilmington. Damit sein meisterhafter Plan wieder in die Gänge kam.
    Eben da kam Roni ins Haus zurückgerannt. Sie umklammerte eine neue Filmkassette und lächelte wie ein Ballonkopf.
    »Schau mal, was Onkel Marty mir mitgebracht hat.«
    Gary hielt den Kopf in beiden Händen. Er konnte das Geschrei in seinem Gehirn nicht abstellen. Ich will jemand sein !

    30. Kapitel
     
    Im Südosten gingen Leben und Tod weiter. Sampson und ich waren wieder auf die Sanders- und Turner-Mordfälle angesetzt. Es war keine Überraschung, daß bei der Aufklärung der sechs Morde wenig Fortschritte gemacht worden waren. Es war keine Überraschung, daß niemandem etwas daran lag.
    Am Sonntag, dem 10. Januar, war es Zeit für einen Ruhetag, mein erster freier Tag seit der Entführung.
    Ich fing den Morgen damit an, mir eine Spur leid zu tun, blieb bis zehn im Bett und kurierte einen Kater aus, das Ergebnis einer Sauftour mit Sampson in der Nacht davor. Alles, was mir durch den Kopf ging, war unproduktiv.
    Zum Beispiel fehlte mir Maria entsetzlich, weil ich daran dachte, wie schön es gewesen war, wenn wir an einem Sonntagmorgen lange schliefen. Ich war immer noch wütend darüber, wie ich im Süden zum Sündenbock gemacht worden war. Wesentlicher war, daß ich mich beschissen fühlte, weil niemand von uns Maggie Rose Dunne hatte helfen können. Am Anfang des Falls hatte ich eine Parallele zwischen der kleinen Dunne und meinen Kindern gezogen. Jedesmal, wenn ich an sie dachte, krampfte sich mir der Magen unfreiwillig zusammen – was gar nicht gut ist, vor allem am Morgen nach einem Zug durch die Gemeinde.
    Mir ging durch den Kopf, bis sechs in der Falle zu bleiben. Einen ganzen Tag zu verlieren. Ich hatte es verdient. Ich wollte Nana nicht sehen und mir ihre Fragen, wo ich gestern nacht gewesen war, nicht anhören. An diesem Morgen wollte ich nicht einmal meine Kinder sehen.
    Ich dachte immer wieder an Maria. Es war einmal, in einem anderen Leben, daß sie und ich und meistens auch die Kinder die ganzen Sonntage gemeinsam verbrachten. Manchmal blieben wir bis zum Mittag im Bett, machten uns dann fein und fuhren zu einem üppigen Brunch. Es gab nicht viel, was Maria und ich nicht gemeinsam taten. Jeden Abend kam ich so früh wie möglich von der Arbeit nach Hause. Maria machte es auch so. Nichts war uns beiden lieber. Sie hatte meine Wunden geheilt, als ich in der Privatpraxis als Psychologe keinen Erfolg gehabt hatte. Sie hatte mich wieder ins Gleichgewicht gebracht, nachdem ich zwei Jahre lang mit Sampson und ein paar anderen alleinstehenden Freunden, darunter die ungestüme Clique, die bei den Washington Bullets Basketball spielte, zuviel Blödsinn gemacht hatte und zuviel herumgestrichen war.
    Maria zog mich zurück in eine gewisse geistige Gesundheit, und dafür schätzte ich sie hoch und höher. Vielleicht wäre es ewig so weitergegangen. Vielleicht hätten wir uns inzwischen auch schon getrennt. Wer will das genau wissen? Wir bekamen nicht die Chance, es herauszufinden.
    Eines Abends verspätete sie sich beim Heimkommen von der Sozialarbeit. Schließlich wurde ich angerufen und raste zum Misericordia Hospital. Auf Maria war geschossen worden. Sie sei in einem sehr schlechten Zustand, mehr wollten sie mir am Telefon nicht sagen.
    Ich kam kurz nach acht dort an. Ein Freund, ein Streifenpolizist, setzte sich zu mir und sagte mir, Maria sei tot gewesen, als die Polizei sie ins Krankenhaus brachte. Es war eine Schießerei vom fahrenden Auto aus gewesen, außerhalb der Sozialsiedlung. Niemand wußte, warum, oder wer die Schießerei

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