Untitled
Tochter nicht.«
»Das meiste davon ist reiner Quatsch«, sagte ich zu Chief Pittman. »Soneji wollte mich als Kontaktmann haben. Bis jetzt weiß noch niemand, warum. Vielleicht hätte ich es nicht machen sollen, aber ich habe es getan. Das FBI hat die Überwachung verpatzt, nicht ich.«
»Jetzt erzählen Sie mir mal was, was ich nicht schon weiß«, erwiderte Pittman. »Jedenfalls können Sie und Sampson sich jetzt wieder mit den Sanders- und Turner-Morden befassen. Genau das, was Sie von Anfang an wollten. Es stört mich nicht, wenn Sie im Hintergrund an dem Kidnappingfall dranbleiben. Das ist alles, was es zu sagen gibt.« Der Jefe hielt seinen Sermon, dann ging er. Aus und vorbei. Keine Diskussion.
Sampson und ich waren wieder, wo wir hingehörten: Washington-Südosten. Jetzt waren die Prioritäten geklärt. Der Mord an sechs Schwarzen zählte wieder.
28. Kapitel
Zwei Tage, nachdem ich aus South Carolina zurückgekommen war, wachte ich vom Lärm einer Menge auf, die sich vor unserem Haus im Südosten versammelt hatte.
Von einem scheinbar sicheren Ort aus hörte ich Stimmengewirr. In meinem Kopf erklang ein Satz: »O nein, es ist schon wieder Morgen.«
Schließlich machte ich die Augen auf. Ich sah in andere Augen. Damon und Janelle schauten auf mich herunter. Es schien sie zu amüsieren, daß ich in einem solchen Augenblick schlafen konnte.
»Ist das der Fernseher, Kinder? Der gräßliche Lärm, den ich höre?«
»Nein, Daddy«, sagte Damon. »Der Fernseher ist nicht an.«
»Nein, Daddy«, wiederholte Janelle. »Das ist besser als Fernsehen.«
Ich stützte den Kopf auf einen Ellbogen. »Gebt ihr beiden da draußen 'ne laute Party für eure Freunde? Ist es das? Ist es das, was ich vor meinem Schlafzimmerfenster höre?«
Beide schüttelten ernst den Kopf. Damon lächelte schließlich, aber mein kleines Mädchen blieb ernst und ein bißchen ängstlich.
»Nein, Daddy. Wir geben keine Party«, sagte Damon.
»Hm. Erzählt mir bloß nicht, die Journalisten und Fernsehreporter seien schon wieder da. Die waren doch erst vor ein paar Stunden hier. Erst gestern abend.«
Damon stand mit den Händen auf dem Kopf da. Er macht das, wenn er aufgeregt oder nervös ist.
»Ja, Daddy, es sind wieder die Reporter.«
»Die können mich mal«, murmelte ich vor mich hin.
»Mich können die auch mal«, sagte Damon mit einem finsteren Blick. Er verstand zum Teil, was los war.
Öffentliche Lynchjustiz! An mir.
Wieder die verdammten Reporter, die Nachrichtenjäger. Ich drehte mich auf den Rücken und schaute an die Decke. Ich sah, daß ich wieder streichen mußte. Wenn man ein Haus hat, nimmt das nie ein Ende.
Es war jetzt eine »Tatsache« für die Medien, daß ich den Austausch verpfuscht hatte. Jemand, vielleicht das FBI, vielleicht George Pittman, hatte mich zum Abschuß freigegeben. Jemand hatte außerdem die falsche Insiderinformation durchsickern lassen, meine psychologische Einschätzung Sonejis sei der Aktion in Miami zugrunde gelegt worden.
Eine überregionale Zeitschrift brachte die Schlagzeile: Cop aus D.C. verlor Maggie Rose! Thomas Dunne hatte in einem Fernsehinterview gesagt, er mache mich persönlich für den Fehlschlag bei der Freilassung seiner Tochter in Florida verantwortlich.
Seitdem war ich das Thema mehrerer Artikel und Leitartikel gewesen. Keiner war besonders positiv – oder kam den Tatsachen auch nur nahe.
Wenn ich die Lösegeldübergabe in irgendeiner Weise verpfuscht hätte, dann hätte ich die Kritik eingesteckt. Ich kann Druck verkraften. Aber ich hatte nicht gepfuscht. Ich hatte in Florida mein Leben aufs Spiel gesetzt.
Mehr denn je mußte ich wissen, warum Gary Soneji mich für den Austausch in Florida ausgesucht hatte. Warum war ich ein Teil seines Plans gewesen? Warum war ich ausgewählt worden? Bis ich das herausfand, war es ausgeschlossen, mich aus dem Kidnappingfall herauszuhalten. Es war egal, was der Jefe sagte, dachte oder mit mir machte.
»Damon, du marschierst hinaus auf die Vorderveranda«, sagte ich zu meinem kleinen Jungen. »Sag den Reportern, sie sollen abhauen. Sag ihnen, sie sollen woanders spielen. Sag ihnen, sonst machst du ihnen Beine. Okay?«
»Ja. Ich mach euch Beine, ihr Schweine!« sagte Damon.
Ich grinste Damon an, der verstand, daß ich das Beste aus der Situation machen wollte. Er lächelte zurück. Janelle grinste schließlich und nahm Dämons Hand. Ich stand auf. Sie spürten: ACTION war angesagt. Und so war es auch.
Ich schlich auf die
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