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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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oder Sarg stand offen. Und er war leer.
    »Was zum Teufel ist denn das?« hörte Dils sich fragen.
    Artie Marshall beugte sich tiefer nach unten. Er richtete den Lampenstrahl direkt in das Loch. Instinktiv schaute er sich um. Er hielt sich den Rücken. Dann wandte er die Aufmerksamkeit wieder dem schwarzen Loch zu.
    Etwas lag auf dem Boden des Lochs. Etwas, das rosa oder rot aussah.
    Die Gedanken rasten durch Marshalls Kopf. Ein Schuh … Herrgott, der muß von dem kleinen Mädchen sein. Hier müssen sie Maggie Rose Dunne versteckt haben.
    »Hier haben sie die beiden Kinder versteckt«, sagte er schließlich zu seinem Partner. »Wir haben das Versteck gefunden, Chesty.«
    Und so war es.
    Und außerdem hatten sie einen von Maggie Roses rosa Turnschuhen gefunden. Die alten Reebok-Treter, die ihr dabei helfen sollten, sich den anderen Kindern in der GeorgetownTagesschule anzupassen. Das wirklich Unheimliche daran war, daß es so aussah, als wäre der Turnschuh hinterlassen worden, damit er gefunden wurde.

Zweiter Teil
     
    Lindberghs Sohn

    26. Kapitel
     
    Wenn Gary stark erregt war, zog er sich in seine geliebten Geschichten und lebhaften Phantasien aus der Kindheit zurück. Er war jetzt stark erregt. Sein meisterhafter Plan schien ihm aus den Händen zu gleiten. Er wollte nicht einmal daran denken.
    Flüsternd wiederholte er die magischen Worte aus der Erinnerung: Aus dem Farmhaus Lindberghs drang helles, orange gelbes Licht. Es sah aus wie ein brennendes Schloß … Aber jetzt ist die Entführung von Maggie Rose das Verbrechen des Jahrhunderts. Schlicht und einfach!
    Als Junge hatte er phantasiert, er habe die LindberghEntführung begangen. Gary hatte die Phantasie seinem Gedächtnis eingeprägt.
    So hatte alles angefangen: mit einer Geschichte, die er sich ausgedacht hatte, als er zwölf Jahre alt war. Eine Geschichte, die er sich immer wieder erzählte, damit er nicht den Verstand verlor. Ein Tagtraum über ein Verbrechen, das fünfundzwanzig Jahre vor seiner Geburt begangen worden war.
    Im Keller seines Hauses war es jetzt pechschwarz. Er hatte sich an die Dunkelheit gewöhnt. In ihr ließ sich leben. Sie konnte sogar herrlich sein.
    Es war 18.15 Uhr, Mittwoch, der 6. Januar in Wilmington, Delaware.
    Gary ließ seine Gedanken jetzt schweifen, seinen Verstand fliegen. Er konnte sich jede winzige Einzelheit im Farmhaus von Lucky Lindy und Anne Morrow Lindbergh in Hopewell Junction vorstellen. Er war schon lange von dem weltberühmten Kidnappingfall besessen. Seit seine Stiefmutter mit ihren zwei verzogenen Bankerten eingezogen war. Seit sie ihn zum ersten Mal in den Keller geschickt hatte. »Wo böse Jungen hin kommen, um darüber nachzudenken, was sie getan haben.«
    Er wußte mehr als jeder Lebende über das Kidnapping in den dreißiger Jahren. Baby Lindbergh war schließlich aus einem flachen Grab gezogen worden, nur acht Kilometer vom Farmhaus in New Jersey entfernt . Ah, aber war es wirklich Baby Lindbergh? Die Leiche, die sie gefunden hatten, war zu groß gewesen – vierundachtzig Zentimeter, während Charles junior nur dreiundsiebzig gemessen hatte.
    Niemand begriff den sensationellen, unaufgeklärten Kidnappingfall. Bis heute. Und so würde es auch bei Maggie Rose Dunne und Michael Goldberg sein.
    Niemand würde es je rauskriegen. Das war ein festes Versprechen.
    Niemand hatte je was über die anderen Morde rausgekriegt, die er begangen hatte, oder? John Wayne Gacy junior hatten sie nach über dreißig Morden in Chitown geschnappt. Jeffrey Dahmer faßten sie nach siebzehn Morden in Milwaukee. Gary hatte mehr Menschen ermordet als die beiden zusammen. Aber niemand wußte, wer er war, wo er war und was er als nächstes plante.
    Es war dunkel in seinem Keller, aber Gary war daran gewöhnt. »Mit der Zeit gefällt es einem im Keller«, hatte er einmal zu seiner Stiefmutter gesagt, um sie zu ärgern. Der Keller war, wie der Verstand eines Menschen nach dem Tod sein würde. Das konnte herrlich sein, wenn man einen phänomenalen Verstand hatte. Über den er eindeutig verfügte.
    Gary dachte über seinen Plan nach, und der Gedanke war einfach: sie hatten in Wahrheit noch gar nichts zu sehen bekommen.
    Sie würden Augen machen.
    Oben im Haus tat Missy Murphy ihr Bestes, nicht allzu wütend auf Gary zu sein. Sie buk Plätzchen für ihre Tochter Roni und die Kinder aus der Nachbarschaft. Missy gab sich wirklich Mühe, verständlich und hilfsbereit zu sein. Wieder einmal.
    Sie hatte versucht, nicht an Gary zu denken.

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