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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Bescheidenheit ein großer Teil des Hilfsprogramms von St. Anthony.
    Niemand wird betrunken oder eindeutig high eingelassen. Es wird erwartet, daß man sich während der Mahlzeit gut benimmt. Man hat etwa zehn Minuten Zeit zum Essen – andere Leute in der langen Schlange draußen haben auch Hunger und frieren. Jeder wird mit Würde und Respekt behandelt. Den Gästen werden keinerlei Fragen gestellt. Wer in der Schlange wartet, bekommt etwas zu essen. Man wird mit Sir oder Ms. angeredet, und das überwiegend freiwillige Personal ist perfekt geschult. Neue Freiwillige in der Servierschlange oder im Speisesaal werden darauf überprüft, ob sie lächeln.
    Gegen Mittag entstand draußen Unruhe. Ich hörte, wie Sampson brüllte. Irgend etwas war los.
    Leute in der Schlange schrien und fluchten laut. Dann hörte ich Sampson um Hilfe rufen. »Alex! Komm raus!«
    Ich lief hinaus und sah sofort, was los war. Ich ballte die Fäuste. Die Presse hatte uns gefunden. Sie hatten mich gefunden.
    Zwei wieselflinke Kameramänner filmten Leute in der Schlange vor der Suppenküche, und das ist äußerst unpopulär – verständlicherweise. Diese Menschen versuchten, den Rest ihrer Selbstachtung zu wahren, und sie wollten nicht im Fernsehen gesehen werden, wie sie in der Schlange standen und auf ein Almosen warteten.
    Jimmy Moore ist ein zäher, ungehobelter Ire, der früher unser Kollege bei der Polizei war. Er war schon draußen, und es war Jimmy, der den meisten Krach machte.
    »Ihr miesen, verschissenen Arschlöcher!« brüllte ich plötzlich. »Euch hat niemand eingeladen. Ihr Scheißer seid hier nicht willkommen! Laßt die Leute in Ruhe. Laßt uns in Frieden das Mittagessen servieren.«
    Die Fotografen knipsten nicht weiter. Sie starrten mich an. Genau wie Sampson. Und Jimmy Moore. Und fast alle in der Essensschlange. Die Presse ging nicht, zog sich aber zurück. Die meisten überquerten die 12th Street, und ich wußte, sie würden auf mein Herauskommen warten.
    Wir gaben Menschen etwas zu essen, dachte ich bei mir, als ich die Reporter und Fotografen beobachtete, die in einer Anlage auf der anderen Straßenseite auf mich warteten. Wem zum Teufel diente heutzutage die Presse außer den reichen Konzernen und den Familien, für die sie alle arbeiteten?
    Um uns herum wurde zorniges Murren laut. »Menschen haben Hunger und frieren. Laßt uns essen. Menschen haben das Recht zu essen«, rief jemand aus der Schlange.
    Ich ging auf meinen Posten zurück. Wir teilten das Mittagessen aus. Ich war der Erdnußbuttermann.

    29. Kapitel
     
    In der Stadt Wilmington, Delaware, schippte Gary Murphy zehn Zentimeter Schnee weg. Es war Mittwoch nachmittag, der sechste Januar. Er dachte über die Entführung nach. Er versuchte, sich zu beherrschen. Er dachte an das kleine reiche Miststück Maggie Rose Dunne, als ein glänzender blauer Cadillac vor Garys kleinem Haus im Kolonialstil an der Central Avenue hielt. Gary fluchte leise in den Atemdampf aus seinem Mund.
    Die sechsjährige Roni, Garys Tochter, formte Schneebälle und legte sie auf die eisige Schneekruste. Sie kreischte, als sie sah, daß ihr Onkel Marty aus dem Auto stieg.
    »Wer ist denn dieses wunderschöne kleine Mädchen?« rief Onkel Marty ihr über den Garten weg zu. »Ist das ein Filmstar? Bestimmt! Muß einer sein. Ist das Ron-iii? Muß sie wohl sein!«
    »Onkel Marty! Onkel Marty!« schrie Roni und lief auf das Auto zu.
    Jedesmal, wenn Gary Marty Kasajian sah, dachte er an den wirklich ekelhaften Film Unde Buck . In Unde Buck spielte John Candy einen unsympathischen, unwillkommenen, unglaubwürdigen Verwandten, der ständig zu Besuch kam und eine verarmte Familie im Mittelwesten quälte. Es war ein widerlicher Streifen. Onkel Marty Kasajian war reich und erfolgreich, lauter als John Candy, und er war hier. Aus allen diesen Gründen verabscheute Gary Missys großen Bruder, vor allem aber, weil Marty sein Chef war.
    Missy mußte Martys Gebrüll gehört haben. Wie hätte das jemandem in der Central Avenue oder in der nahen North Street entgehen können? Sie kam mit einem Geschirrtuch in >
    der Hand aus der Hintertür.
    »Schau mal, wer da ist!« kreischte Missy. Sie und Roni klangen in Garys Ohren wie Ferkel.
    Was für eine Scheißüberraschung, hätte Gary am liebsten gebrüllt. Er ließ nichts davon heraus – wie er zu Hause nie etwas von seinen wahren Gefühlen herausließ. Er stellte sich vor, wie er Marty mit der Schneeschaufel totschlug, Kasajian vor Missy und Roni ermordete.

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