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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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sich die Ereignisse abgespielt haben. Erinnern Sie sich an irgend etwas, was Sie möglicherweise im Restaurant gegessen haben?«
    Ich sah, wie die Augen hinter den geschlossenen Lidern rollten. Er dachte darüber nach, ehe er antwortete. Gary trug Sandalen und klopfte schnell mit dem linken Fuß auf.
    »Nein … nein … Kann nicht sagen, ob ich was gegessen habe. Hab' ich dort denn was gegessen? Ich kann mich nicht erinnern. Bin mir nicht sicher, ob ich was gegessen habe.«
    Wenigstens stritt er nicht ab, in dem McDonald's gewesen zu sein.
    »Sind Ihnen in dem McDonald's irgendwelche Leute aufgefallen?« fragte ich. »Können Sie sich an irgendwelche Gäste erinnern? Vielleicht an ein Mädchen am Tresen, mit dem Sie gesprochen haben?«
    »Mhm … Es war voll. Mir fällt niemand Bestimmtes ein. Ich weiß noch, ich habe gedacht, manche Leute ziehen sich so schlecht an, daß es geradezu komisch ist. Das kann man in jedem Einkaufszentrum sehen. Und dauernd in Lokalen wie McDonald's.«
    In seinem Kopf war er immer noch in dem McDonald's. So weit war er mir gefolgt. Bleib bei mir, Gary.
    »Haben Sie die Toilette benutzt?« Ich wußte schon, daß er auf dem Klo gewesen war. Fast alles, was er getan hatte, stand in den Berichten über die Festnahme.
    »Ja, ich habe die Toilette benutzt«, antwortete er.
    »Und was war mit einem Getränk? Haben Sie was getrunken? Stellen Sie mich neben sich. Versetzen Sie sich so gut, wie Sie können, in die Situation zurück.«
    Er lächelte. »Bitte. Bloß keine Herablassung.«
    Er hatte den Kopf etwas seltsam schiefgelegt. Dann fing Gary zu lachen an. Ein merkwürdiges Lachen, tiefer als sonst. Seltsam, aber nicht eigentlich erschreckend. Seine Stimme wurde schneller und klang abgehackt. Sein Fuß klopfte immer heftiger auf den Boden.
    »Dazu sind Sie nicht schlau genug«, sagte er.
    Der Wechsel der Stimmlage überraschte mich etwas. »Wozu? Sagen Sie mir, was Sie ausdrücken wollen, Gary. Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Ihn auszutricksen. Das will ich ausdrücken. Sie sind intelligent, aber so intelligent nun wieder auch nicht.«
    »Wen will ich austricksen?«
    »Natürlich Soneji. – Er ist da drin in dem McDonald's. Er >
    tut, als ob er Kaffee will, aber eigentlich ist er stocksauer. Er ist kurz vor dem Explodieren. Jetzt muß er auf sich aufmerksam machen.«
    Ich setzte mich im Stuhl vor. Damit hatte ich nicht gerechnet.
    »Warum ist er wütend? Wissen Sie, warum?« fragte ich.
    »Er ist stocksauer, weil die Glück gehabt haben. Das ist der Grund.«
    »Wer hat Glück gehabt?«
    »Die Polizei. Er ist stocksauer, weil blöde Leute Glück hatten und alles ruinieren konnten, den meisterhaften Plan versaut haben.«
    »Ich möchte gern mit ihm darüber sprechen«, sagte ich. Ich versuchte, so sachlich zu bleiben, wie er es war. Falls Soneji jetzt hier war, konnten wir vielleicht miteinander reden.
    »Nein! Nein. Sie sind nicht auf derselben Ebene wie er. Sie würden kein Wort von dem verstehen, was er sagt. Sie haben überhaupt keine Ahnung von Soneji.«
    »Ist er immer noch wütend? Ist er jetzt wütend? Ist er hier im Gefängnis? Was hält Soneji davon, daß er in dieser Zelle ist?«
    »Er sagt – Scheiße . DU SCHEISSER!«
    Er stürzte sich auf mich. Er packte mich am Hemd und an der Krawatte, am Sportjackett.
    Er war stark, aber das bin ich auch. Ich ließ mich von ihm festhalten und hielt ihn fest. Wir steckten in einer heftigen Umklammerung. Unsere Köpfe stießen zusammen. Ich hätte mich losreißen können, aber ich versuchte es nicht. Im Grunde tat er mir nichts. Es war eher so, als wollte er eine Drohung äußern, einen Trennstrich zwischen uns ziehen.
    Campbell und seine Wärter rannten den Flur entlang. Soneji/Murphy ließ mich los und warf sich gegen die Zellentür. Speichel lief ihm aus dem Mundwinkel. Er schrie. Fluchte, was die Stimme hergab.
    Die Wärter rangen ihn zu Boden. Sie konnten ihn nur mit Mühe halten. Soneji war viel stärker, als der schlanke Körper vermuten ließ. Ich wußte das schon aus Erfahrung.
    Die Krankenwärter kamen herein und spritzten ihm Ativan. Innerhalb weniger Minuten schlief er auf dem Zellenboden ein.
    Die Wärter hoben ihn auf die Pritsche und legten ihm eine Zwangsjacke an. Ich wartete, bis sie ihn in der Zelle einschlossen.
    Wer war in der Zelle?
    Gary Soneji?
    Gary Murphy?
    Oder beide?

    51. Kapitel
     
    An jenem Abend rief mich Chief Pittman zu Hause an. Ich glaubte nicht, er wolle mir zu meiner Arbeit mit Soneji/ Murphy gratulieren.

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