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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Hispanics, Koreaner, weiße Arbeiter aus dem Dienstleistungsgewerbe im Südosten. Aber niemanden, der Lee auch nur annähernd ähnelt.
    »Ich falle hier drin ja auf wie ein bunter Hund«, beschwerte er sich. »Ich bin Klassen zu schick für diesen Schuppen.«
    »Wer kriegt dich denn hier schon zu sehen? Bob Woodward? Evans und Novak?«
    »Sehr komisch, Alex. Was hast du auf dem Herzen? Warum hast du mich denn nicht angerufen, als die Story noch heiß war? Ehe der Vollidiot gefaßt worden ist?«
    »Bringen Sie dem Herrn bitte einen heißen, ganz schwarzen Kaffee«, sagte ich zum Kellner am Tresen. »Ich muß ihn aufwecken.« Ich wandte mich wieder Lee zu. »Ich werde Soneji im Gefängnis hypnotisieren. Ich will in seinem Unterbewußtsein nach Maggie Rose Dunne suchen. Du kannst die Exklusivrechte haben. Aber dafür bist du mir einen Gefallen schuldig«, sagte ich.
    Lee Kovel hätte die Reaktion fast ausgespuckt. »So ein Quatsch! Sag mir lieber alles, Alex. Ich glaube, du hast ein paar Sachen ausgelassen.«
    »Stimmt. Ich bemühe mich um die Erlaubnis, Soneji zu hypnotisieren. Dabei spielt jede Menge kleinliche Politik mit. Wenn du die Sache in der Post durchsickern läßt, komme ich damit durch, glaube ich. Die Theorie von der SelffulfillingProphecy. Ich bekomme die Erlaubnis. Und du bekommst die Exklusivrechte.«
    Der Kaffee kam in einem schönen alten Becher. Hellbraun mit einem dünnen blauen Rand. Lee trank den Java verteufelt nachdenklich. Es schien ihn zu amüsieren wie ich versuchte, das Establishment in D.C. zu manipulieren. Es appellierte an seine Sentimentalität.
    »Und wenn du was von Gary Soneji erfährst bin ich der zweite, der das weiß. Gleich nach dir, Alex.«
    »Du verhandelst hart, aber okay. So sähe unser Handel aus. Denk darüber nach, Lee. Es geht um eine gute Sache. Darum, etwas über Maggie Rose zu erfahren, von deiner Karriere ganz zu schweigen.«
    Ich ließ Kovel allein, damit er den Kaffee austrinken und über seinen Artikel nachdenken konnte. Offenbar tat er das auch. Der Artikel erschien in der Morgenausgabe der Post .
     
    Nana Mama ist in unserem Haus jeden Tag als erste auf. Vermutlich ist sie im ganzen Universum als erste auf. Jedenfalls hatten Sampson und ich das geglaubt, als wir zehn waren und sie Konrektorin an der Junior-High-School in Garfield North war.
    Ob ich um sieben, um sechs oder um fünf aufwache, wenn ich in die Küche komme, brennt immer schon Licht und Nana sitzt schon beim Frühstück oder bereitet es zu. Meistens frühstückt sie dasselbe: ein pochiertes Ei, ein Maismuffin mit Butter, schwacher Tee mit Sahne und viel Zucker.
    Sie hat dann auch schon damit angefangen, Frühstück für uns zu machen, und sie nimmt Rücksicht auf die verschiedenen Geschmäcker. Auf dem Speiseplan stehen Pfannkuchen und Wurst oder Schinken; in der Saison Melone, Grütze oder Haferflocken oder Müsli mit einem dicken Klecks Butter und viel Zucker; Eier in jeder Form.
    Gelegentlich gibt es ein Omelett mit Traubengelee, das einzige ihrer Gerichte, aus dem ich mir nichts mache. Nana brät das Omelett zu braun, und ich habe ihr schon oft gesagt, daß Eier und Gelee in meinen Augen etwa so gut zusammenpassen wie Pfannkuchen und Ketchup. Nana ist anderer Meinung, obwohl sie nie ein Omelett mit Gelee ißt. Die Kinder sind ganz >
    verrückt danach.
    An jenem Morgen im März saß Nana am Küchentisch. Sie las die Washington Post , die zufällig von einem Mann namens Washington gebracht wurde. Mr. Washington frühstückt jeden Montag morgen mit Nana. Heute war Mittwoch, ein wichtiger Tag für die Ermittlung.
    Alles an der Frühstücksszene war so vertraut, und trotzdem erschrak ich, als ich in die Küche trat. Wieder einmal wurde mir bewußt, wie sehr der Kidnappingfall in unser Privatleben eingedrungen war, in das Leben meiner Familie.
    Die Schlagzeile der Washington Post lautete:
    SONEJI/MURPHY WIRD HYPNOTISIERT
    Neben dem Artikel sah ich Fotos von Soneji/Murphy und mir. Ich hatte die Nachricht am Abend zuvor erfahren. Ich hatte Lee Kovel angerufen und ihm wegen unserer Abmachung die Exklusivinformationen gegeben.
    Ich las Lees Artikel, während ich zwei Pflaumen aß. Darin stand, gewisse ungenannte Quellen seien »skeptisch, was die Meinungen der mit dem Kidnapper befaßten Psychologen anlangt«; »medizinische Befunde könnten sich auf den Prozeß auswirken und Soneji/Murphy, falls er für zurechnungsunfähig befunden würde, mit einem milden Urteil davonkommen, zum Beispiel mit drei Jahren

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