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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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doch was, nicht wahr, Alex?« Jetzt klang er tief besorgt.
    »Hey, hören Sie mal!« hob ich schließlich die Stimme. »Verpissen Sie sich, Soneji. Was sagt Ihnen das über die Realität?«
    »Moment mal.« Er wiegte den Kopf vor und zurück. Das wölfische Grinsen war genauso schnell verschwunden, wie es kurz zuvor aufgetaucht war. »Warum nennen Sie mich Soneji? Was soll das, Herr Doktor? Was ist denn hier los?«
    Ich beobachtete sein Gesicht und konnte nicht fassen, was ich sah.
    Er hatte sich wieder verändert. Gary Soneji war fort. Er hatte die Persönlichkeit innerhalb weniger Minuten zweimal, vielleicht dreimal geändert.
    »Gary Murphy?« versuchte ich es.
    Er nickte. »Wer sonst? Im Ernst, Herr Doktor, was ist denn? Was ist los? Sie waren wochenlang weg. Jetzt sind Sie wieder da.«
    »Sagen Sie mir, was eben passiert ist«, sagte ich. Ich behielt ihn weiter scharf im Auge. »Jetzt eben. Sagen Sie mir, was Ihrer Meinung nach eben passiert ist.«
    Er sah verwirrt aus. Völlig ratlos über meine Frage. Wenn das alles Schauspielerei war, dann war das die glänzendste und überzeugendste Vorstellung, die ich in meinen Jahren als Psychologe je zu sehen bekommen hatte.
    »Ich verstehe das nicht. Sie kommen in meine Zelle. Sie wirken etwas angespannt. Vielleicht sind Sie verlegen, weil Sie so lange nicht mehr da waren. Dann nennen Sie mich Soneji. Aus heiterem Himmel. Das soll doch nicht etwa komisch sein, oder?«
    War das jetzt sein Ernst? War es möglich, daß er nicht wußte, was vor nicht einmal sechzig Sekunden passiert war?
    Oder war das jetzt Gary Soneji, der mir immer noch etwas vorspielte? Konnte er aus den Schuhen so einfach, so übergangslos herausschlüpfen? Es war möglich, kam aber selten vor. In diesem Fall konnte es bewirken, daß eine Gerichtsverhandlung zu einer unglaublichen Farce wurde.
    Es konnte sogar bewirken, daß Soneji/Murphy straflos da vonkam.
    War das sein Plan? War das von Anfang an sein Fluchtweg gewesen?

    56. Kapitel
     
    Wenn sie mit den anderen arbeitete, am Berghang Obst und Gemüse pflückte, versuchte Maggie Rose, sich daran zu erinnern, wie es zu Hause gewesen war. Anfangs war ihre »Liste« aus Dingen, an die sie sich erinnerte, kurz und ganz allgemein.
    Am meisten fehlten ihr ihre Eltern. Sie fehlten ihr in jedem Augenblick.
    Außerdem fehlten ihr ihre Freunde in der Schule, vor allem Shrimpie.
    Ihr fehlte Dukado, ihr »frecher« kleiner Kater.
    Und Angel, ihr »lieber« kleiner Kater.
    Und Nintendo-Spiele und ihr Kleiderschrank.
    Es war so toll gewesen, nach der Schule auf Partys zu gehen. Und es war herrlich gewesen, im zweiten Stock über den Gärten ein Bad zu nehmen.
    Je mehr sie jedoch an zu Hause dachte, je mehr sie sich erinnerte, desto besser wurde Maggie Roses Liste.
    Ihr fehlte, wie sie sich manchmal zwischen ihre Eltern drängte, wenn sie sich umarmten oder küßten. »Wir drei«, nannte sie das.
    Ihr fehlten die Figuren, die ihr Vater ihr vorgespielt hatte, vor allem, als sie klein gewesen war. Da war Hank, ein Hüne von Südstaatenvater mit schleppender Stimme, der liebend gern rief: »Weeeeer spricht mit dir?« Da war »Susie Wooderman«. Susie war der Star in allen Rollen, die Maggie in den Geschichten ihres Vaters spielen wollte.
    Da war das Ritual, wenn sie bei kaltem Wetter ins Auto steigen mußten. Alle brüllten, so laut sie konnten: »Bibber, bibber, zitter, zitter, zappel, zappel, bibber, bibber.«
    Ihre Mutter zitierte immer noch aus Dornröschen : »Ich kenne dich. Es war einmal, da habe ich von dir geträumt.« Ihre Mom hatte das zu ihr gesagt, seit sie sich erinnern konnte.
    Sie sagte: »Liebes, ich tu' alles für dich, alles, weil du mir alles bedeutest.« Maggie erwiderte: »Fährst du mit mir nach Disneyland?« Ihre Mutter antwortete: »Alles.«
    »Gibst du Dukado einen dicken Kuß auf den Mund?«
    »Alles«, antwortete ihre Mutter jedesmal.
    Maggie konnte sich an ganze Tage in der Schule erinnern, wie sie von Stunde zu Stunde gegangen war. Sie erinnerte sich daran, wie ihr Ms. Kim zugezwinkert hatte. Sie erinnerte sich daran, wie sich Angel in einen Sessel kuschelte und sanft etwas schnurrte, das wie »wau« klang.
    »Liebes, ich tu' alles für dich, weil du mir alles bedeutest.« Maggie konnte immer noch hören, wie ihre Mutter das zu ihr sagte.
    »Könntest du bitte, bitte kommen und mich nach Hause bringen?« bat Maggie in ihrem Kopf. »Könntest du bitte, bitte kommen?«
    Aber niemand sagte etwas. Jetzt nicht mehr. Niemand sagte etwas zu

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