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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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einmal einen Kuß auf seine Schläfe gedrückt, die feucht und fiebrig war von kaltem Schweiß. Von einer Telefonzelle aus hatte sie vergeblich versucht, eine englischsprachige Telefonistin zu erreichen, die ihnen Adresse und Telefonnummer von Orlow, Jewgenij Iwanowitsch, oder Hoban, Alix, Patronymikum unbekannt, hätte geben können. Offenbar war irgendein Feiertag oder Geburtstag oder es war einfach zu spät am Abend für die Angestellten der Istanbuler Telefonvermittlung, denn Aggie wurde nur in gebrochenem Englisch vertröstet und höflich gebeten, es morgen noch einmal zu versuchen.
    »Denk doch noch mal an die Aussicht von der Veranda«, drängte sie ihn, als sie an einem Touristenaussichtspunkt hielt und den Motor abstellte. »Ist dir da nicht irgendwas Besonderes aufgefallen? Du warst auf der europäischen Seite. Du hast Richtung Asien geblickt. Was hast du gesehen?«
    Er war so weit weg von ihr, so in sich gekehrt. Er war wieder Oliver, wie sie ihn am ersten Tag gesehen hatte, als er in seinem grauen Wolfsmantel in das Haus in Camden gekommen war, verletzt, mit grimmigem Blick und ohne Vertrauen zu »Schnee«, sagte er. »Es war verschneit. Paläste an der Küste gegenüber. Boote, Lampions. Und ein Tor«, sagte er, als die Bilder sich für ihn zusammenzusetzen begannen. »Ein Torhaus«, verbesserte er sich. »Am unteren Ende des Gartens. Terrassen, und am unteren Ende des Gartens eine Mauer mit einem Tor, und darüber dieses Torhaus. Und auf der anderen Seite eine schmale Straße. Kopfsteinpflaster. Wir sind dort herumgegangen.« »Wer?«
    »Jewgenij und ich und Michail.« Eine Pause für Michail. »Wir haben einen Rundgang durch den Garten gemacht. Michail war stolz darauf. Es gefiel ihm, so ein großes Grundstück zu besitzen. ›Wie Bethlehem‹, hat er immer wieder gesagt. Im Torhaus war Licht. Jemand hat dort gewohnt. Hobans Leute. Wachen oder so was. Michail hat sich nicht um sie gekümmert. Hat ein finsteres Gesicht gezogen und ausgespuckt, als er sie im Fenster gesehen hat.« »Beschreib mal.« »Ich hab sie nicht gesehen.«
    »Nicht die Leute, Oliver. Das Torhaus.« »Kreneliert.«
    »Was um alles in der Welt heißt das denn?« - scherzend, in der Hoffnung, ihn aus sich herauszuholen.
    »Da waren Zinnen drauf. Kleine Türmchen.« Er zeichnete die Form undeutlich auf die beschlagene Windschutzscheibe. »Kreneliert«, wiederholte er.
    »Und die Straße mit Kopfsteinpflaster«, sagte sie. »Was soll damit sein?«
    »War die vielleicht in einem Dorf? Kopfsteinpflaster erinnert mich an Dorf. Waren da Straßenlaternen gegenüber dem Torhaus, als du über den Garten in den Schnee gesehen hast?«
    »Ampeln«, gab er zu, mit den Gedanken immer noch ganz woanders. »Links unterhalb von dem Torhaus. Die Villa lag im dem Kopfsteinpflaster, die breitere ging davon ab, und da, wo die beiden zusammentrafen, standen Ampeln. Warum hat er gesagt, er habe gesprochen, als ob er eine Zwiebel im Mund gehabt hätte?« grübelte er, während sie den Stadtplan absuchte. »Wie ist er darauf gekommen, daß ich ihm folgen würde? Wahrscheinlich hat er gewußt, daß ich zu Nadia gehe.« Bleib bei unserem jetzigen Thema, mahnte sie. Und er kramte weiter in seinem Gedächtnis: »Da waren zwei Straßen. Eine Küstenstraße und eine Bergstraße. Michail mochte die Bergstraße, weil er dort mit seinen Fahrkünsten angeben konnte. Und es gab da ein Porzellangeschäft und einen Supermarkt. Und eine beleuchtete Bierreklame.« »Welche Marke?«
    »Efes. Türkisches Bier. Und eine Moschee. Mit einem alten Minarett, obendrauf eine Antenne. Wir haben den Muezzin gehört.«
    »Und die Antenne gesehen«, sagte sie und ließ den Motor an. »Nachts. Über einer Mauer mit einem bewohnten Torhaus an einer Kopfsteinpflasterstraße in einem Dorf gelegen, unten der Bosporus und gegenüber Asien und Hausnummer fünfunddreißig. Reiß dich zusammen, Oliver, ich brauche deine Augen. Mach jetzt nicht schlapp, dazu ist jetzt nicht die Zeit.« »Der Porzellanladen«, sagte er. »Was ist damit?
    »Er hieß Jumbo Jumbo Jumbo. Eben kam mir das Bild von drei Elefanten in einem Porzellanladen.«
    In einer anderen Telefonzelle fanden sie ein zerfetztes Telefonbuch und eine Adresse für Jumbo Jumbo Jumbo, doch als sie auf dem Stadtplan nachsahen, gab es die Straße nicht, beziehungsweise falls doch, war der Name geändert worden. Sie fuhren kreuz und quer auf dem Hang herum, kurvten um Schlaglöcher, bis Olivers Kopf nach vorn schoß und seine Hand Aggies

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