Untitled
erstarrt, als die Siganesin mit wirbelnder Mikro-Hubschraube näherflog und auf seiner Schulter landete. Sie klammerte sich am Kragen der weißen Kunstfaserkombination fest. "Tycho, Sie werden gebraucht", schrie sie erneut. "Nehmen Sie mich mit? Wenn Klabis Tchun ausgerechnet nach Ihnen ruft, muß etwas ganz Verrücktes passiert sein."
Tycho Braynzer, hochgewachsen, schlaksig, sommersprossig und mit Fingern ausgestattet, die nach den Aussagen seiner Mitarbeiter eher einem Spinnengewebe als menschlichen Greifwerkzeugen glichen, rannte unvermittelt los.
Er stieß zwei Kollegen zu Boden, stolperte mit seinen langen Beinen über sie hinweg und erreichte den Ausgang in dem Augenblick, als ein aufgeregter Leutnant des Sicherheitsdienstes seinen Namen brüllte.
Vor der Tür hielt ein Prallfeldgleiter jener Konstruktion, die man in medizinischen Kreisen als Knochenbrecher bezeichnete. Die Wagen waren einfach zu schnell.
"Wo bleiben Sie denn, Doc?" rief der Offizier. "Was haben Sie da auf der Schulter? Ich - ach so, Verzeihung, Madam. In Ordnung, ich höre ja schon auf zu schreien. Legen Sie bitte Ihre Ohrenschützer an. Es wird noch lauter werden. Einsteigen, Doktor. Unser medizinischer Chef schaut sich nach Ihnen die Augen aus."
Tycho fiel halbwegs in den flachen Prallfeldgleiter hinein. Die Siganesin verlor den Halt und wurde unsanft auf die Polster geschleudert. Sie ging schweigend darüber hinweg, aktivierte ihre
Rückenhubschraube und flog auf Braynzers Schulter zurück.
Der Gleiter heulte mit der Anfangsgeschwindigkeit einer Kanonenkugel davon. Wie immer bei diesen Modellen kam die Andruckneutralisation zu spät. Tycho wurde gegen die Lehnen gedrückt. Nach Luft schnappend, erkundigte er sich nach den Ursachen dieses ungewöhnlichen Aufwandes.
"Eine harte Nuß, Doc. Ich weiß nur, daß in der Maschine ein völlig verbrannter Mann liegt. Waffeneinwirkung. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen."
Tycho unterdrückte seine Erregung. Jetzt erst bemerkte er die Siganesin auf seiner Schulter. "Oh, Anari. Wo kommen Sie denn her? Verstehen Sie das?"
"Ich habe eine dumpfe Ahnung. Vorsicht, halten Sie mich fest."
Dr. Braynzer hielt die Hand flach vor die Schulter und verhinderte somit einen zweiten Absturz der Siganesin.
Vor der stark beschädigten Jet waren zwei fliegende Ambulanzen gelandet. Jede Großraummaschine war mit einem modernen OP-Raum ausgerüstet.
Als Tycho Braynzer ausstieg, wirkte er nicht mehr so verlegen und linkisch wie zuvor. Sein hageres Gesicht hatte sich gespannt.
Zwei Männer schubsten ihn auf die glatte Hülle der Jet. Andere halfen ihm weiter bis zur Kanzel. Dort bemerkte er die unübersehbare Gestalt des militärischen Oberbefehlshabers.
"Doktor Braynzer? Wir kennen uns, nicht wahr?"
"Wo ist der Verletzte?" fragte Tycho.
Admiral Koroman deutete in die Kanzel hinein.
"Großer Gott!" sagte Tycho tonlos.
"Nun kommen Sie schon", schrie Klabis Tchun von unten herauf.
Braynzer kletterte in die Zentrale hinein. Der Ara stand neben dem Medoroboter. "Sie sehen, was los ist, junger Mann. Das Gehirn ist unbeschädigt und lebt. Was halten Sie von dieser Kurve?"
Braynzer beugte sich über die Anzeigen des Roboters. Der Individualtaster warf spitze Leuchtzacken auf den Schirm. Das Gerät empfing die parapsychische Ausstrahlung eines denkenden Gehirns.
Von dem Augenblick an war Tycho Braynzer nur noch jener Neurochirurg, dem es mehrfach gelungen war, tierische Gehirne in speziell konstruierte Robotkörper zu verpflanzen und die Nervenleiter mit den mechanischen Ausführungssorganen der jeweiligen Geräte zu verbinden.
"Schmerzüberlagerung in hohem Maße. Aber das ist doch unmöglich. Ich..." "Das hatte auch ich angenommen", unterbrach der Ara. "Man sollte eine Modifizierung unter Umständen gar eine bislang unbemerkt gebliebene Mutation in Erwägung ziehen. Was wollen Sie tun? Sie sind unser fähigster Gehirnspezialist. Kann man eine Tiefnarkose wagen? Der Roboter berichtet, alle bekannten Betäubungsmittel hätten versagt."
Braynzer überlegte nicht lange. Es gab in diesem .Falle nur eine erfolgversprechende Möglichkeit.
"Wir geben Paradeaktin, vorerst zwei Milliliter. Ich habe das Mittel erprobt. Ein Offizier des Mutantenkorps wollte auch nicht auf gängige Präparate reagieren."
Zwei Minuten später fühlte Kennon eine plötzlich auftretende, wohltuende Müdigkeit. Die qualvollen Schmerzen ließen nach. Nochmals eine Minute später flachten die Diagrammkurven ab. Tycho Braynzer atmete auf.
Er
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