Untitled
zog das Anschlußstück der Spritze aus dem Zuführungsventil der robotonischen
Herz-Lungenmaschine.
"Er, oder es schläft. Und was nun?"
Der junge Neurochirurg sah sich etwas hilflos um. Im Körper des Roboters gurgelte die Blutwaschanlage.
Niemand konnte Dr. Braynzer eine verbindliche Auskunft geben, doch dieser Zustand der Ratlosigkeit dauerte nur wenige Augenblicke.
Ein Luftgleiter des Wachkommandos näherte sich in rasender Fahrt. Die Maschine landete neben der Space-Jet. Atlan war rechtzeitig genug angekommen, um einen der kühnsten Vorschläge in der Geschichte des Medo-Centers Tahun zu unterbreiten.
Als der Arkonide die Überreste seines Kosmokriminalisten sah, wußte er, daß man zur Erhaltung des Lebens alles riskieren mußte.
"Doc, darf ich Sie und Ihre Begleiterin in meine Maschine bitten. Vorsicht, die Zellenoberfläche ist glatt. Sie können sich keinen Beinbruch erlauben. Professor Tchun, ich darf Sie ebenfalls ersuchen. Ihre Damen und Herren können unterdessen den Verletzten in eine Ambulanz bringen. Bitte sehr ...!"
Tycho Braynzer rutschte nach unten. Er bestieg Atlans Luftgleiter. Der Pilot entfernte sich. Augenblicke später waren die drei Männer und Anari Bendelor allein. Drüben, nur wenige Meter entfernt, entstanden Diskussionen. Atlan schaute nervös aus dem Kabinenfenster.
"Man debattiert, und das mit Recht!" erklärte er stockend. "Sagen Sie, Doktor Braynzer, wie lange können Sie Major Kennons Gehirn in dieser Zustandsform am Leben erhalten?"
Tchun senkte den Blick. Eine ähnliche Frage hatte er nach all den Vorkommnissen erwartet. Braynzer wirkte sehr ruhig und konzentriert.
"Wenn keine Schäden vorliegen, die von der Medomaschine nicht erkannt und daher auch nicht registriert wurden, ist es nach dem heutigen Stand der Wissenschaft möglich, das Gehirn solange zu speisen, bis es durch den natürlichen
Alterungsprozeß stirbt. Das kann noch hundert Jahre dauern."
Atlan schaute den Neurochirurgen entsetzt an. Klabis Tchun meldete sich mit leiser Stimme.
"Sir, der Körper ist nicht wiederherstellbar. Geben Sie sich keinen falschen Hoffnungen hin."
Atlan nickte nur. Er hatte genug gesehen, um es zu wissen. "Wie viele Gehirntransplantationen haben Sie bis zur Stunde vorgenommen, Doc?"
Die Siganesin hielt es für richtig, sich endlich von Braynzers Schulter zu lösen. Sie landete mit flirrender Hubschraube auf dem Kabinentisch. Tycho fühlte ihren Blick. Er drückte Zuversicht aus.
"Vierunddreißig, Sir. Es handelt sich jedoch ausschließlich um Tierversuche." "Ist es Ihnen einwandfrei gelungen, diese organischen Steuerzentralen für Handlungen, Überlegungen und Gefühle jeder Art in Robotkörper zu übertragen?" Tycho wurde es heiß. Er begann zu ahnen, worauf der Lordadmiral hinaus wollte. "In fünf Fällen. Es ist nicht schwierig, die Gehirne durch Präzisionsgeräte mit Blut, Sauerstoff und Spurenelementen zu versorgen. Sie arbeiten tadellos. Problematisch ist jedoch die Verbindung der ausgehenden Nervenleiter mit den Impulsgebern der robotonischen Mechanik. Es wäre zwecklos, ein Hirn deshalb aus dem Plasmabad zu befreien und es in eine kopfähnliche Stahlhülle zu bringen, nur damit es darin ist. Es soll dort seine funktionelle Arbeit aufnehmen können. Also ist es erforderlich, daß es seine Steuerimpulse auch in befehlsgebender Form weiterleiten kann." "Funktionieren die Versuchsmaschinen?"
"Fünf davon, wie gesagt, Sir. Zwei antilopenähnliche Kunstkörper mit lebenden Gehirnen benehmen sich in ihrem Bewegungs- und Handlungsablauf fast genauso, wie die ehemaligen organischen Körper. Die verpflanzten Gehirne arbeiten mit voller Intensität. Naturgemäß geben sie an ihre neuen Körper Impulsbefehle, die der Mechanismus nicht durchführen kann; beispielsweise der Drang nach Nahrungsaufnahme und der Fortpflanzungstrieb." Atlan zwang sich zur Ruhe.
"Ja, ich habe davon gehört. Es ist also möglich geworden, die sicherlich zahllosen Nervenleiter, die - dilettantisch gesprochen! - aus einem Gehirn hervor-
kommen, mit mechanischen Befehlsübermittlern zu verbinden?"
"Erst seit vier Monaten, Sir. Die Befehlsimpulse werden über BalprilolHalbleiter in direkter Verbundschaltung auf einen positronischen Wandler übertragen, der die ursprünglichen Reizimpulse bioelektrischer Art umformt und sie als direkten Steuerbefehl zur Mechanik weiterleitet. Die neuen Halbleiter stellen die Verbindung zwischen echten Nervenzellen und den Biomolplast-Tastern her. Die bisher üblichen
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