Untot in Dallas
mir mit, die Farbe ihres Lippenstifts heiße 'Grabesmoder' . Trudis Jeans saßen so tief auf den Hüften, daß ich mich fragte, wie die junge Frau es wohl fertigbrachte, aufzustehen und sich zu setzen. Wahrscheinlich trug sie diese Jeans, damit jeder den Ring bewundern konnte, der ihren Nabel schmückte. Ihr kurzärmliges Stricktop war ebenfalls recht knapp bemessen. Im Vergleich dazu waren die Sachen, die ich in der Nacht getragen hatte, als die Mänade mich erwischt hatte, blaß und harmlos. Von Trudi, das konnte man sagen, bekam man allerhand zu sehen.
Unterhielt man sich jedoch mit der jungen Frau, dann stellte man rasch fest, daß sie bei Weitem nicht so bizarr war, wie sie sich nach außen hin den Anschein gab. Trudi war Studentin. Ich fand - durch absolut legitimes Zuhören - heraus, daß für sie die Beziehung mit Joseph das rote Tuch war, mit dem sie dem Bullen vor der Nase herumwedelte, um ihn fuchsteufelswild zu machen. Der Bulle waren in Trudis Fall ihre Eltern.
„Denen wäre es sogar lieber, ich wäre mit einem Schwarzen liiert!“ verkündete sie mir ganz stolz. Ich versuchte, angemessen schockiert zu schauen. „Deine Eltern haben wohl etwas gegen die Totenszene, was?“ fragte ich.
„Mann, das kann man laut sagen!“ Trudi nickte heftig und flatterte auf extravagante Weise mit ihren schwarzlackierten Fingernägeln. Sie trank Dos Equis. „ 'Kannst du dir nicht wenigstens jemanden suchen, der noch am LEBEN ist?' jammert meine Mama immer.“ Wir mußten beide lachen. „Wie läuft es mit dir und Bill?“ Dabei wackelte Trudi bedeutungsvoll mit den Augenbrauen, damit ich die Frage auch ja nicht mißverstand.
„Du meinst...?“
„Wie ist er im Bett? Joseph ist wirklich und wahrhaftig unglaublich.“
Ich kann nicht sagen, daß mich das überraschte, aber ein wenig betroffen war ich schon. Hektisch durchwühlte ich mein Gehirn nach einer passenden Antwort, bis mir eine einfiel: „Wie schön für dich!“ Wäre sie eine gute Freundin gewesen, wie Arlene, hätte ich vielleicht gelächelt oder ihr zugezwinkert, aber ich hatte nun wahrlich nicht vor, mein Sexleben mit einer völlig Fremden zu erörtern. Auch wollte ich nichts weiter über sie und Joseph wissen.
Trudi sprang auf, um sich noch ein Bier zu holen und blieb dann, in eine Unterhaltung mit dem Barkeeper vertieft, an der Bar hängen. Erleichtert und erschöpft schloß ich die Augen, bis ich spürte, wie die Couch neben mir einsackte, weil wieder jemand darauf Platz genommen hatte. Ich warf einen Blick nach rechts, um zu sehen, welcher neue Gefährte sich da zu mir gesellt hatte. Eric. Oh, toll.
„Wie geht es dir?“ wollte er wissen.
„Besser, als es aussieht“, erwiderte ich. Was nicht stimmte.
„Hast du Hugo und Isabel gesehen?“
„Ja.“ Ich blickte auf meine Hände, die ich im Schoß gefaltet hielt.
„Angemessen, findest du nicht?“
Ich nahm an, Eric wolle mich provozieren.
„Auf gewisse Weise ja“, sagte ich. „Wenn man sich darauf verlassen kann, daß Stan Davis zu seinem Wort steht.“
„Das hast du ihm hoffentlich nicht gesagt.“ Aber Eric wirkte nur amüsiert.
„Nein. Jedenfalls nicht direkt. Ihr seid ja alle so stolz.“
Eric wirkte überrascht. „Ja, ich schätze, das stimmt.“
„Sind Sie nur gekommen, um zu sehen, ob ich auch alles richtig mache?“
„Nach Dallas?“
Ich nickte.
„Ja.“ Eric zuckte die Achseln. Er trug ein Strickhemd mit einem hübschen Muster in Blau- und Brauntönen, und als er darin die Achseln zuckte, wirkten seine Schultern einfach riesig. „Wir leihen dich ja zum ersten Mal aus. Ich wollte, ohne in meiner offiziellen Funktion auftreten zu müssen, sehen, ob alles glatt läuft.“
„Glaubst du, Stan weiß, wer du bist?“
Er gab sich den Anschein, als sei diese Frage neu und interessant für ihn. „Unmöglich wäre das nicht.“
„Meinst du, du kannst mich jetzt einfach nach Hause gehen lassen und mich und Bill nicht mehr behelligen?“ wollte ich wissen.
„Nein“, erwiderte Eric. „Dafür bist du zu nützlich. Außerdem hoffe ich, du gewöhnst dich an mich, wenn du mich häufiger siehst.“
„Wie man sich an Kopfschmerzen gewöhnt?“
Daraufhin lachte er, aber sein Blick war in einer Art und Weise auf mich gerichtet, bei der mir nicht zum Lachen zumute war. Sein Blick war anzüglich und ließ keine Fragen offen. Verdammt.
„In diesem Strickkleid, ohne was darunter“, sagte Eric, „siehst du einfach besonders zauberhaft und verführerisch aus, Sookie! Wenn
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