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Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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wissen. Aber ich war es meiner Ehre schuldig, die Sache hier bis zum Ende durchzustehen. „Sie werden sich also nicht an die mit mir getroffene Vereinbarung halten?“ erkundigte ich mich höflich, wohl wissend, daß eine solche Behauptung für Stan eine ungeheure Herausforderung war.
    'Stolz wie ein Spanier' - das Sprichwort sollte man ändern: 'Stolz wie ein Vampir' war viel treffender. Sie sind alle stolz, und ich hatte Stan in diesem Punkt schwer getroffen. Die Unterstellung, er habe vor, sich unehrenhaft zu verhalten, ließ ihn fuchsteufelswild werden. Schlagartig wirkte seine Miene so bedrohlich, daß ich um ein Haar einen Rückzieher gemacht hätte. Einige Sekunden lang hatte er nichts Menschliches mehr an sich. Er bleckte die Zähne, die Fangzähne fuhren aus, sein ganzer Körper krümmte sich und schien dabei immer länger zu werden.
    Nach einer Weile stand Stan auf und gab mir mit einem kurzen Nicken zu verstehen, ich möge ihm folgen. Bill half mir auf die Beine, und wir zockelten hinter dem wütenden Vampir her, der sich tiefer in die Villa hineinbegab. Das Haus hatte sechs Schlafzimmer, deren Türen sämtlich geschlossen waren. Hinter der einen Tür erklangen unmißverständlich die Geräusche von Sex; an dieser Tür gingen wir jedoch zu meiner großen Erleichterung vorbei. Dann stiegen wir eine Treppe hinauf, was mir schwerfiel. Stan sah sich kein einziges Mal nach uns um, wurde kein einziges Mal langsamer. Die Treppe bewältigte er in demselben Tempo, das er auch auf dem Boden vorgelegt hatte. Vor einer Tür, die aussah wie alle anderen, blieb er dann stehen. Er schloß auf, trat beiseite und forderte mich mit einer Handbewegung auf, das Zimmer zu betreten.
    Das war so ungefähr das letzte, was ich tun wollte! Ich hätte auf den Anblick, der sich mir in diesem Zimmer bieten mochte, wirklich gern verzichtet. Aber das ging nicht, ich mußte dort hinein. Ich trat einen Schritt vor.
    Bis auf den dunkelblauen Teppichboden war das Zimmer leer. Isabel hatte man an eine Zimmerwand gekettet - mit Silber, versteht sich. Hugo hing an der gegenüberliegenden Wand, ebenfalls angekettet. Sowohl der Mensch als auch die Vampirin waren wach, und beide blickten natürlich zur Tür.
    Isabel war nackt; dennoch nickte sie mir ganz beiläufig zu, so, als würden wir uns gerade in einem Einkaufszentrum begegnen. Man hatte ihr die Hand- und Fußgelenke gepolstert, damit die Haut dort nicht verbrannte, aber dennoch waren die Silberketten in der Lage, sie zu schwächen.
    Auch Hugo Ayres war nackt und schaffte es nicht, den Blick von Isabel zu lösen. Er hatte lediglich einmal ganz flüchtig zu mir herübergesehen, als ich ins Zimmer getreten war, dann hatten sich seine Augen sofort wieder auf sein Gegenüber geheftet. Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen, denn unter den gegebenen Umständen schien mir das eine eher kleinliche Beobachtung am Rande, aber ich konnte dennoch nicht umhin, ich mußte mir eingestehen, daß ich hier zum ersten Mal in meinem Leben einen nackten Erwachsenen sah. Außer Bill, versteht sich.
    „Sie kann nicht von ihm trinken, mag sie auch noch so hungrig sein“, erklärte Stan. „Er kann keinen Sex mit ihr haben und ist doch süchtig danach. Monatelang so auszuharren ist ihre Strafe. Was würde ein Gerichtshof der Menschen mit Hugo tun?“
    Darüber mußte ich erst nachdenken. Was hatte Hugo getan, wofür konnte man ihn vor Gericht bringen?
    Er hatte die Vampire getäuscht, als er sich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen ins Nest eingeschlichen hatte. Isabel liebte er zwar, Isabels Gefährten jedoch hatte er verraten. Hm. Es gab keinen Paragraphen, der hierfür zutraf.
    „Er hat in eurem Eßzimmer eine Wanze angebracht“, sagte ich schließlich. Das war illegal, oder? Zumindest nahm ich an, so etwas sei illegal war.
    „Wie lang käme er dafür ins Gefängnis?“ fragte Stan.
    Gute Frage. Lange würde Hugo dafür nicht sitzen müssen, das war mir klar. Menschliche Geschworene wären unter Umständen sogar zu der Ansicht gelangt, es sei gerechtfertig, die Behausungen von Vampiren abzuhören. Ich seufzte. Für Stan war das Antwort genug.
    „Was gibt es sonst noch, wofür Hugo rechtskräftig zu einer Gefängnisstrafe verurteilt würde?“ bohrte er weiter.
    „Er hat mich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in die Zentrale der Bruderschaft gelockt... legal. Er ... nun ...“
    „Genau.“
    Hugo wandte den vernarrten Blick nicht eine Sekunde von Isabel.
    Hugo hatte dafür gesorgt, daß

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