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Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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schlingen konnte.
    Als die Rede auf die Gestaltwandler kam, die mir so sehr geholfen hatten, beugte Stan sich aufmerksam vor. Offenbar hätte er gern mehr erfahren, als ich zu erzählen bereit war, aber ich würde ihm auf keinen Fall irgendwelche Namen nennen. Stan wirkte nachdenklich, als ich berichtete, wie ich vor dem Hotel abgesetzt worden war. Mir war nicht klar, ob es richtig war, Eric zu erwähnen oder nicht, also ließ ich ihn lieber außen vor, und zwar vollständig. Hier dachte man ohnehin, er sei ein Vampir aus Kalifornien. Also änderte ich meine Erzählung dahingehend, daß ich vorgab, bei meiner Rückkehr ins Hotel allein auf mein Zimmer gegangen zu sein, um dort auf Bill zu warten.
    Dann erzählte ich Stan von Godfrey.
    Stan schien nicht zu verstehen, daß und wie Godfrey gestorben war, was mich sehr verwunderte. Er bat mich, meinen Bericht zu wiederholen, wobei er seinen Stuhl so drehte, daß er mir den Rücken zuwandte, während ich sprach. Da Stan es nicht sehen konnte, streichelte Bill mich beruhigend. Als der Obervampir sich uns wieder zuwandte, wischte er sich mit einem rotgefleckten Taschentuch die Augen. Es war also wahr, Vampire konnten weinen. Genau wie es stimmte, daß ihre Tränen blutig waren.
    Ich schloß mich Stan an und weinte nun ebenfalls. Godfrey hatte den Tod verdient; er hatte jahrelang Kinder mißhandelt und ermordet. Wie viele Menschen wohl für Verbrechen, die er begangen hatte, im Gefängnis sitzen mochten? Aber andererseits hatte Godfrey uns auch geholfen, und zudem hatte er den größten Berg an Trauer und Schuldgefühlen mit sich herumtragen müssen, der mir in meinem ganzen Leben je untergekommen war.
    „Welche Entschiedenheit, welcher Mut!“ bemerkte Stan bewundernd. Es war also. gar nicht Trauer gewesen, die ich an ihm hatte beobachten können - vielmehr hatte er sich in der Bewunderung für einen anderen Vampir verloren. „Das bringt mich wirklich zum Weinen.“ Das sagte er so, daß ich wußte, seine Tränen waren als große Ehrung gedacht. „Ich habe Nachforschungen angestellt“, fuhr er fort, „nachdem Bill Godfrey neulich Nacht hat identifizieren können. Dabei habe ich festgestellt, daß Godfrey zu einem Nest in San Francisco gehörte. Seine Nestgefährten werden sehr bekümmert sein, wenn sie von seinem endgültigen Hinscheiden erfahren, und natürlich auch von seinem Verrat an Farrell. Aber sein Mut, einen einmal gefaßten Plan unter allen Umständen auszuführen, ein einmal gegebenes Wort auch zu halten ...“ Stan wirkte immer noch sehr erschüttert.
    Mir tat alles weh, weswegen ich in meiner Handtasche nach meinem Fläschchen Tylenol kramte und mir zwei der kleinen Schmerztabletten in die Hand gleiten ließ. Auf einen Wink Stans hin brachte mir der junge Vampir Joseph ein Glas Wasser, wofür ich mich bedankte, was ihn sehr zu wundern schien.
    „Vielen Dank für Ihre gute Arbeit“, bemerkte Stan mit einem Mal wie aus heiterem Himmel, als habe er sich gerade, durch mein Beispiel angeregt, seiner guten Manieren entsonnen. „Die Dinge, für die wir Sie eingestellt hatten, haben Sie alle erledigt und noch einige weitere darüber hinaus. Wir verdanken es Ihnen, daß wir Farrell rechtzeitig finden und befreien konnten. Es tut mir sehr leid, daß Sie einen so großen Schaden erlitten haben, während Sie in unseren Diensten standen.“
    Das hörte sich ganz so an, als sei ich entlassen. „Entschuldigen Sie“, sagte ich, wobei ich auf die Stuhlkante vorrückte. Bill machte hinter mir eine plötzliche Bewegung, aber ich schenkte ihm keine Beachtung.
    Erstaunt über meine Kühnheit zog Stan eine Braue hoch. „Ja? Ihr Scheck wird an Ihren Repräsentanten in Shreveport geschickt werden, wie vereinbart. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie heute nacht bei uns blieben und mit uns gemeinsam die Rückkehr unseres Freundes Farrell feierten.“
    „Wenn ich einen Menschen befrage und herausfinde, daß er sich eines Vergehens schuldig gemacht hat, dann wird dieser Mensch nicht von euch Vampiren bestraft, sondern der Polizei übergeben, damit sich die Gerichte mit ihm befassen können - so war es abgemacht. Wo ist Hugo?“
    Stans Augen wanderten von meinem Gesicht zu dem Bills, der dicht hinter mir stand. Seine Augen schienen Bill verwundert und lautlos zu fragen, warum er seinen Menschen nicht besser im Griff hatte.
    „Hugo und Isabel sind beisammen.“ Stans Antwort klang sehr kryptisch.
    Was das bedeutete, wollte ich eigentlich aus ganzem Herzen gar nicht so genau

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