Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
und ging. Ich erwischte einen Platz im nächsten Flugzeug nach Shreveport, das in knapp einer Stunde abfliegen sollte. Ich dankte Gott, daß ich meine eigene Kreditkarte besaß.
    Weil ich noch nie zuvor ein öffentliches Telefon benutzt hatte, brauchte ich ein paar Minuten, um herauszufinden, wie das ging. Ich hatte Glück: Ich erwischte Jason sofort, und mein Bruder sagte, er würde mich vom Flughafen abholen.
    In den frühen Morgenstunden lag ich daheim im Bett.
    Aber erst am Tag darauf fing ich an zu weinen.

       Kapitel 9
    Wir hatten nicht zum ersten Mal Streit. Ich hatte es bereits vorher schon manchmal gründlich satt gehabt, war es leid gewesen, den ganzen Vampirkram lernen und mich danach richten zu müssen, hatte Angst gehabt, noch tiefer in die Sache hineingezogen zu werden. Manchmal hatte ich auch einfach nur ausschließlich mit Menschen zusammensein wollen.
    Dazu hatte ich nun mehr als drei Wochen lang ausgiebig Gelegenheit. Ich rief Bill nicht an - und er mich auch nicht. Daß er aus Dallas zurück war, wußte ich, denn er hatte mir meinen Koffer auf die vordere Veranda gestellt. Als ich ihn auspackte, fand ich in einer der Seitentaschen ein kleines schwarzes Schmuckkästchen mit dem Namen eines Juweliers. Ich wäre gern stark genug gewesen, das Kästchen gar nicht erst aufzumachen, aber natürlich konnte ich nicht widerstehen. Das Schmuckkästchen enthielt zwei Ohrringe aus Topas, zusammen mit einem Kärtchen: 'Sie passen zu deinem braunen Kleid' . Womit wohl das mausgraue Strickkleid gemeint war, das ich im Hauptquartier der Vampire von Dallas getragen hatte. Ich streckte dem Kästchen die Zunge heraus und fuhr noch am selben Tag zu Bills Haus hinüber, um es dort im Briefkasten zu versenken. Endlich war er mal losgezogen, um mir ein Geschenk zu kaufen, und schon sah ich mich gezwungen, diese Gabe zurückgehen zu lassen!
    Ich unternahm gar nicht erst den Versuch, die Angelegenheit gründlich, bis zum Ende sozusagen, zu durchdenken. Irgendwann, versicherte ich mir, würde mein Kopf sich schon wieder beruhigen. Dann würde ich alles klarer sehen und auch wieder wissen, was ich tun sollte.
    Wohl las ich gründlich die Zeitungen. Die Vampire von Dallas waren nun Märtyrer, was Stan Davis wahrscheinlich mehr als recht war. In allen Berichten wurde das Mittemachtsmassaker von Dallas als typisches rassistisches Verbrechen bezeichnet. Politiker sahen sich genötigt, alle möglichen Gesetze und Verordnungen zu diskutieren, von denen dann letztlich nicht ein einziger Paragraph wirklich den Weg in die Gesetzbücher fand. Die Debatte allein aber hatte viel dazu beigetragen, die Gemüter zu beruhigen, indem sie den Menschen das Gefühl gab, es geschähe etwas. So wurde zum Beispiel diskutiert, ob man nicht alle Gebäude, in denen Vampire lebten, unter den Schutz von Bundesbehörden stellen könnte. Es wurden Überlegungen laut, Vampiren die Kandidatur für öffentliche Ämter zu gestatten (auch wenn niemand es wagte, so weit zu gehen, auch ihren Einzug in den Senat und das Repräsentantenhaus zu fordern). In der gesetzgebenden Versammlung von Texas wurde sogar formell gefordert, einen Vampir zum Henker zu bestellen. Ein gewisser Senator Garza begründete den entsprechenden Antrag folgendermaßen: „Soweit man weiß, ist ein Vampirbiß nicht schmerzhaft, und dem vollstreckenden Vampir käme der Akt als Nahrungsaufnahme zugute.“
    Da irrte Garza, was ich ihm leicht hätte erklären können! Vampirbisse waren nur angenehm, wenn der Vampir das so wollte. Hatte dieser sein Opfer nicht vorher bezirzt, dann tat ein richtiger Vampirbiß (im Gegensatz zum zarten Beißen beim Liebesakt) sogar höllisch weh.
    Ich hätte gern gewußt, ob Senator Garza wohl mit Luna verwandt war. Sam erklärte mir jedoch, der Name Garza komme bei Amerikanern lateinamerikanischer Abstammung ungefähr so häufig vor wie der Name Smith bei Amerikanern mit englischen Vorfahren.
    Wie ich dazu gekommen war, mir Fragen über mexikanische Nachnamen zu stellen, wollte Sam gar nicht wissen. Dieses Desinteresse bekümmerte mich; ich fühlte mich etwas verloren, denn inzwischen hatte ich mich daran gewöhnt, für Sam wichtig zu sein. Aber mein Chef schien dieser Tage sehr mit anderen Dingen beschäftigt, sowohl bei der Arbeit als auch in seiner Freizeit. Arlene war der festen Überzeugung, er treffe sich mit jemandem, was ja, soweit wir das beurteilen konnten, ein komplettes Novum gewesen wäre. Aber wer diese angebliche Flamme sein mochte,

Weitere Kostenlose Bücher