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Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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fanden wir nicht heraus, denn wir bekamen sie nie zu Gesicht. Auch das war für sich genommen ziemlich merkwürdig. Ich hatte versucht, Sam von den Gestaltwandlern in Dallas zu berichten, aber er hatte nur gelächelt und eine Ausrede gefunden, warum er mich unbedingt stehen lassen und etwas Wichtiges erledigen mußte.
    An einem dieser Tage kam Jason mich zu Hause besuchen, um mit mir Mittag zu essen. So, wie es zu Lebzeiten meiner Oma gewesen wäre, fiel das Essen natürlich nicht aus, denn Oma pflegte die Hauptmahlzeit - ein richtiges, warmes Essen - mittags auf den Tisch zu bringen, und abends aßen wir dann belegte Brote. Jason war oft zu uns zum Mittagessen gekommen, als Oma noch lebte; die alte Dame war aber auch eine ganz ausgezeichnete Köchin gewesen. An jenem Tag hatte ich es geschafft, Jason Frikadellenbrote mit Kartoffelsalat vorzusetzen (daß der Salat aus dem Laden stammte, verriet ich ihm natürlich nicht). Zudem hatte ich Pfirsichtee gekocht, was sich als Glücksfall erwies.
    „Was ist denn nun mit Bill und dir?“ fragte mein Bruder geradeheraus, nachdem er seine Mahlzeit beendet hatte. Als er mich in jener Nacht vom Flughafen abgeholt hatte, um mich nach Hause zu fahren, war er sehr lieb und nett gewesen und hatte mir keine Fragen gestellt.
    „Ich habe mich über ihn aufgeregt.“
    „Warum?“
    „Er hat ein Versprechen gebrochen, das er mir gegeben hatte“, erwiderte ich. Jason gab sich wirklich Mühe, sich wie ein fürsorglicher großer Bruder zu benehmen; ich sollte versuchen, seine Aufmerksamkeit einfach hinzunehmen, ohne gleich sauer zu werden. Nicht zum ersten Mal wurde mir klar, daß ich offenbar ein ziemlicher Hitzkopf war, nicht immer, aber manchmal, unter bestimmten Bedingungen, auf jeden Fall. Nun hielt ich meinen sechsten Sinn standhaft unter Verschluß, denn ich wollte nur hören, was Jason auch laut sagte.
    „Bill wurde drüben in Monroe gesehen.“
    Ich holte tief Luft. „Mit jemand anderem?“
    „Ja.“
    „Mit wem?“
    „Du wirst es kaum glauben: mit Portia.“
    Wenn Jason mir erzählt hätte, Bill sei mit Hilary Clinton liiert, hätte mich das nicht stärker erstaunen können (und dabei ist Bill Anhänger und Wähler der Demokraten). Sprachlos starrte ich meinen Bruder an, als hätte dieser verkündet, er sei Satan persönlich. Die einzigen Dinge, die Portia und ich gemeinsam hatten, waren unser Geburtsort, weibliche Geschlechtsorgane und langes Haar. „Na ja“, sagte ich völlig verdattert. „Soll ich jetzt einen Wutanfall kriegen oder einen Lachkrampf? Was hältst du denn davon?“
    Denn wenn sich irgendwer in den Geschichten, die sich zwischen Männern und Frauen abspielen können, auskannte, dann mein Bruder - zumindest, was die Seite der Männer angeht.
    „Sie ist das genaue Gegenteil von dir“, sagte Jason nachdenklicher, als ich angebracht fand. „In allem. Sie ist gebildet, sie stammt aus einer Familie, die man wohl getrost als aristokratisch bezeichnen kann, sie ist Anwältin. Andy ist Bulle. Sie hören sich Symphoniekonzerte an und so.“
    In meinen Augen brannten Tränen: Ich wäre ja gern mit Bill in ein Symphoniekonzert gegangen, wenn er mich je dazu eingeladen hätte.
    „Du hingegen bist hübsch, gescheit und bereit, dich mit Bills kleinen Eigenheiten abzufinden“, fuhr Jason fort, wobei ich nicht wußte, was er mit 'kleinen Eigenheiten' wohl meinen mochte, es aber klüger fand, nicht nachzufragen. „Aber zur Aristokratie gehören wir beide nun gerade nicht. Du arbeitest als Kellnerin, und dein Bruder ist Straßenbauer.“ Er warf mir ein schiefes Lächeln zu.
    „Wir leben schon genauso lange hier in der Gegend wie die Bellefleurs“, sagte ich, wobei ich versuchte, nicht allzu erbost und beleidigt zu klingen.
    „Du weißt das, und ich weiß es auch, und Bill - der weiß es sogar ganz sicher, denn er hat damals ja gelebt.“ Richtig!
    „Wie steht es mit den Ermittlungen gegen Andy?“ wollte ich nun wissen.
    „Anklage ist gegen ihn noch nicht erhoben worden, aber die Gerüchteküche in der Stadt läuft auf Hochtouren, was diese Sexclub-Geschichte angeht. Lafayette war wohl ganz aus dem Häuschen, weil er dorthin eingeladen worden war; anscheinend hatte er das vielen Leuten gegenüber erwähnt. Man munkelt, Lafayette sei um die Ecke gebracht worden, weil er gegen die erste und wichtigste Regel des Clubs verstoßen hatte: Klappe halten.“
    „Wie siehst du das?“
    „Wenn irgendwer vorgehabt hätte, einen Sexclub für Bon Temps und Umgebung

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