Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
aufzumachen, dann hätte er mir als erstes Bescheid gesagt, so sehe ich das“, erwiderte mein Bruder, und es war ihm todernst damit.
    „Da hast du recht“, sagte ich, wieder einmal erstaunt darüber, wie klarköpfig und vernünftig Jason sein konnte. „Du hättest auf jeder Gästeliste ganz oben gestanden!“ Warum war ich darauf nicht schon selbst gekommen? Jason stand schließlich nicht nur im Ruf, schon viele Betten erfolgreich gewärmt zu haben; er war noch dazu äußerst attraktiv und unverheiratet.
    „Das einzige, was gegen diese These spricht“, sagte ich dann langsam und nachdenklich, „ist die Tatsache, daß Lafayette, wie du ja weißt, schwul war.“
    „Na und?“
    .Vielleicht nimmt dieser Club, sollte er denn wirklich existieren, ja nur Leute auf, denen so etwas nichts ausmacht.“
    „Da könntest du unter Umständen recht haben“, pflichtete Jason mir bei.
    „Na klar, du Inbegriff der Homophobie!“
    Lächelnd zuckte Jason die Achseln. „Jeder hat nun mal so seine Schwächen“, verteidigte er sich. „Außerdem gehe ich seit einiger Zeit ziemlich fest mit Liz. Jeder, der nur einen Funken Grips hat, weiß genau, daß Liz keine Frau ist, mit der man sich eine Serviette teilen kann - geschweige denn einen Liebhaber.“
    Womit wiederum Jason recht hatte; in Liz' Familie befolgte man den Leitsatz 'Bei Geld hört die Freundschaft auf' wirklich extrem genau.
    „Du bist schon eine Marke, Bruderherz!“ sagte ich nun, wobei ich mich auf Jasons eigene Mängel bezog, nicht auf die im Verhalten von Liz' Familie. „Ein Typ kann weiß Gott so viel Schlimmeres sein als schwul!“
    „Ach ja?“
    „Ein Dieb, Verräter, Mörder, Vergewaltiger ...“
    „Schon gut, schon gut, ich verstehe ja, worauf du hinaus willst.“
    „Das hoffe ich“, sagte ich. Unsere Meinungsverschiedenheiten taten mir immer weh, aber ich liebte Jason sehr. Einzig er war mir verblieben.
    In derselben Nacht sah ich Bill mit Portia. Ich erhaschte einen Blick auf die beiden, als Bills Wagen, in dem sie saßen, gerade die Claiborne Street hinabfuhr. Portia hatte Bill das Gesicht zugewandt und redete, er selbst sah unverwandt auf die Straße, seine Miene war starr und unergründlich, soweit ich das sehen konnte. Keiner von beiden hatte bemerkt, daß ich sie gesehen hatte. Ich kam gerade vom Geldautomaten und war auf dem Weg zur Arbeit.
    Etwas zu hören und es mit eigenen Augen zu sehen sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Ich fühlte einen unbändigen Zorn in mir aufsteigen, und da verstand ich, wie Bill sich gefühlt hatte, als er hatte mitansehen müssen, wie seine Freunde starben. Ich wollte nur zu gern jemanden umbringen! Ich wußte nur nicht, wen.
    An diesem Abend saß Andy an einem von Arlenes Tischen. Ich freute mich über seinen Anblick, denn er sah einfach elend aus. Er war längst nicht so glattrasiert wie sonst; seine Kleidung war zerknittert.
    Als er aufbrach, um zu gehen, kam er zu mir herüber. Ich roch, daß er getrunken hatte. „Nimm ihn bloß wieder zurück!“ sagte Andy, wobei seine Stimme vor Wut ganz belegt klang. „Nimm ihn zurück, diesen verdammten Vampir, damit er meine Schwester in Ruhe läßt.“
    Ich wußte nicht, was ich Andy Bellefleur darauf hätte erwidern sollen. Ich starrte ihn einfach nur wortlos an, bis er aus der Bar stolperte. Dabei schoß mir durch den Kopf, daß die Leute wohl nun nicht mehr so erstaunt wären zu hören, in seinem Auto sei eine Leiche gefunden worden, wie sie es noch vor ein paar Wochen gewesen waren.
    In der nächsten Nacht hatte ich frei, und die Temperaturen sanken auf einmal ganz erheblich. Es war Freitag abend; ich hatte es plötzlich satt, allein zu Hause herumzuhocken. Also beschloß ich, mir in der High School das Footballspiel anzusehen. Das ist ein Zeitvertreib, in dem sich ganz Bon Temps ergeht: Jeden Montag morgen wird in sämtlichen Geschäften der Stadt das Spiel vom Freitag davor ausführlich erörtert. Unser lokaler Fernsehsender schneidet jedes Spiel mit und zeigt die Aufzeichnungen jeweils zweimal. Jeder, der auch nur annähernd Talent zeigt, mit einem schweinsledernen Ball umgehen zu können, wird behandelt wie das Mitglied einer königlichen Familie, was vielen von ihnen nicht bekommt und von daher eine ziemliche Schande ist.
    Beim Spiel taucht man nicht völlig abgehalftert auf.
    Ich kämmte mir die Haare zurück, faßte sie mit einem Haarband zu einem kleinen Wasserfall zusammen und brannte mir Locken in den Rest meiner Mähne, die mir daraufhin

Weitere Kostenlose Bücher