Untot in Dallas
meine ich. Natürlich hatte ich schon früh mitbekommen, was Frauen und Männer miteinander tun; immerhin konnte ich Gedanken lesen (und hatte als Kind noch überhaupt keine Kontrolle über das, was ich aufschnappte). Ich hatte die Sache mit dem Sex immer recht interessant gefunden, selbst dann noch, als dieselbe Behinderung, die dafür gesorgt hatte, daß ich über Sexualität theoretisch bestens Bescheid wußte, ganz praktisch verhindert hatte, daß ich diese Theorie in die Praxis umsetzte. Es ist unendlich schwer, sich wirklich auf Sex einzulassen, wenn man weiß, daß der Partner wünscht, man wäre Tara Thornton, zum Beispiel, oder wenn er hofft, man hätte daran gedacht, ein Kondom mitzubringen oder wenn er an einzelnen Körperteilen, mit denen er sich gerade befaßt, etwas auszusetzen hat. Wenn man erfolgreichen, guten Sex haben will, muß man sich ganz auf das konzentrieren, was der Partner tut, darf sich auf keinen Fall ablenken lassen durch das, was er denkt.
Bills Gedanken konnte ich nie hören, kein einziges Wörtchen, und er hatte so unendlich viel Erfahrung, er war so fähig, so geschickt, so absolut ehrlich daran interessiert, es richtig zu machen. Offenbar war ich schon ebenso süchtig wie Hugo in Dallas.
Den Rest des Spiels über hockte ich einfach nur da, nickte und lächelte, wenn es angebracht schien, versuchte, nicht nach links unten zu schielen und mußte, als die Showeinlage nach der ersten Halbzeit vorbei war, feststellen, daß ich von den Musikstücken, die die Band gespielt hatte, nicht ein einziges gehört hatte. Auch das Solo von Taras Cousine als Tambourmajorette hatte ich verpaßt. Nachdem Bon Temps mit 28:18 gewonnen hatte und die Zuschauermenge sich langsam Richtung Parkplatz schob, erklärte ich mich bereit, JB nach Hause zu fahren. Eggs war inzwischen etwas nüchterner, weswegen ich davon ausging, Tara und ihm würde schon nichts passieren, aber ich war erleichtert, als ich mitbekam, daß Tara sich ans Steuer setzte.
JB wohnte in einer Doppelhaushälfte in Innenstadtnähe. Sehr lieb bat er mich, doch noch ein bißchen mit ins Haus zu kommen, aber ich erklärte ihm, ich müsse heim. Dann umarmte ich ihn und riet ihm, Dr. Sonntag anzurufen. Wie die Frau mit Vornamen hieß, wußte ich immer noch nicht.
JB versprach mir, dies zu tun, aber bei ihm kann man nie wissen.
Dann mußte ich noch bei unserer einzigen Tankstelle, die die ganze Nacht geöffnet hat, halten, um zu tanken. Dort hatte ich eine lange Unterhaltung mit Arlenes Vetter Derek (der tapfer genug war, dort die Nachtschicht zu übernehmen), weswegen ich etwas später nach Hause kam, als ich eigentlich geplant hatte.
Bill trat aus der Finsternis, als ich gerade die Haustür aufschließen wollte. Ohne ein Wort zu sagen packte er mich beim Arm, drehte mich zu sich herum und küßte mich. Eine Minute später standen wir an die Tür gedrückt, wobei er seinen Körper rhythmisch an meinem rieb. Ich langte hinter mich und fummelte so lange am Türschloß herum, bis sich der Schlüssel endlich im Schloß drehte. Wir stolperten ins Haus. Bill drehte mich so, daß ich mit dem Gesicht zur Couch stand, ich klammerte mich an der Couch fest, und dann riß er mir, genau wie ich es mir vorgestellt hatte, das Höschen entzwei und war in mir.
Ich gab einen heiseren Ton von mir, wie ich ihn noch nie aus meiner Kehle gehört hatte. Bill gab ebenso primitive Geräusche von sich. Ich glaube nicht, daß ich ein einziges Wort zustande gebracht hätte. Seine Hände waren unter meinem Pulli, und sofort ging mein BH entzwei. Er war unbarmherzig. Nachdem ich das erste Mal gekommen war, brach ich fast zusammen. „Nein!“ knurrte er, als ich schlapp zu machen drohte und stieß einfach immer weiter zu. Er erhöhte sein Tempo, bis ich nur noch schluchzen konnte; dann zerriß mein Pullover, und Bills Zähne fanden meine Schulter. Er gab einen tiefen, schrecklichen Laut von sich. Nach ein paar Sekunden, die mir unendlich lang erschienen, war alles vorbei.
Ich keuchte, als sei ich mindestens anderthalb Kilometer gerannt, und auch Bill zitterte. Er machte sich gar nicht erst die Mühe, seine Kleider zu ordnen, sondern beugte sich statt dessen über meine Schulter, um die kleine Wunde dort zu lecken. Als sie aufgehört hatte zu bluten, zog er mir alles aus, was ich am Leibe trug, ganz langsam. Unten machte er mich sauber, oben küßte er mich.
„Du riechst nach ihm“, war alles, was er sagte. Er machte sich daran, diesen Geruch auszumerzen und durch
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