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Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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trat eine hochgewachsene rothaarige Vampirin ins Zimmer, die ich aus Bethanys Erinnerungen kannte. Sie war in der Nacht, in der Farrell entführt worden war, auch im Bat's Wing gewesen.
    „Was ist Ihnen an dem Abend, an dem Farrell entschwand, aufgefallen?“ fragte ich sie ohne Umschweife und ohne großartig auf Protokoll zu achten. Daraufhin zischte sie mich an; ihre blendend weißen Zähne leuchteten vor dem Hintergrund der dunklen Zunge und der leuchtend rot bemalten Lippen.
    „Kooperieren!“ befahl Stan, woraufhin das Gesicht der Vampirin sich glättete und jeglicher Ausdruck daraus verschwand, wie bei einer Tagesdecke, die man glattgestrichen hat, weswegen sie nun keine einzige Falte mehr zeigt.
    „Ich erinnere mich an nichts“, sagte sie. Also war Bills Fähigkeit, sich auch an das allerkleinste Detail eines Ereignisses zu erinnern, ein ganz persönliches Talent. „Meines Wissens nach habe ich Farrell nicht länger als ein oder zwei Minuten gesehen.“
    „Kannst du mit Rachel dasselbe machen wie mit der Kellnerin?“ wollte Stan wissen.
    „Nein“, erwiderte ich wie aus der Pistole geschossen, wobei meine Stimme vielleicht etwas zu nachdrücklich klang. „Die Gedanken von Vampiren kann ich nicht lesen. Sind mir Bücher mit sieben Siegeln.“
    Nun mischte Bill sich ein: „Kannst du dich an einen blonden - an einen von uns - erinnern? An einen, der aussieht wie sechzehn und der auf den Armen und dem Torso eine Tätowierung in einem uralten, blauen Muster trägt?“
    „Klar“, erwiderte Rachel wie aus der Pistole geschossen. „Die Tätowierung stammt aus der Römerzeit, glaube ich. Etwas krude, aber durchaus interessant. Ich hatte mich schon gefragt, was es mit diesem Vampir auf sich haben mag, denn ich konnte mich nicht erinnern, daß er hier ins Haus gekommen wäre, um Stan um Jagderlaubnis zu bitten.“
    Man erwartete also von Vampiren, die durch ein von anderen Vampiren bewohntes Revier reisten, daß sie sich im Besucherzentrum vorstellten und eintrugen. Das wollte ich mir merken; vielleicht würde ich später darauf zurückkommen können.
    „Er war in Begleitung eines Menschen oder hat zumindest mit einem Menschen geredet.“ Die Frau trug Jeans und einen Pulli, der aussah, als müßte ihr eigentlich viel zu warm darin sein. Aber um die real herrschenden Temperaturen braucht sich ein Vampir keine Gedanken zu machen. Nun warf Rachel einen fragenden Blick zuerst zu Stan, dann zu Bill. Bill forderte sie mit einer Handbewegung auf, uns alles zu erzählen, was ihr noch im Gedächtnis geblieben war. „Der Mensch war dunkelhaarig und trug einen Schnurrbart, wenn ich mich recht erinnere“, erklärte die Frau mit einer Handbewegung, die besagte, daß für sie ein Mensch aussah wie jeder andere - wer kann die schon unterscheiden?
    Nachdem Rachel weg war, erkundigte sich Bill, ob im Haus ein Computer vorhanden sei. Stan versicherte, das sei der Fall und wirkte interessiert, als Bill fragte, ob er diesen kurz benutzen dürfe und sich entschuldigte, weil er seinen Laptop nicht dabei hatte. Stan nickte, und Bill war schon fast aus dem Zimmer, als er an der Tür kurz zögerte und einen fragenden Blick auf mich warf. „Kannst du einen Moment lang allein bleiben, Sookie?“ fragte er besorgt.
    „Klar!“ Ich bemühte mich, überzeugend zu klingen.
    „Ihr wird nichts geschehen“, versicherte Stan. „Da sind noch mehr Leute, die sie sich anschauen soll.“
    Ich nickte, und Bill ging. Ich lächelte Stan an, denn ich lächle nun einmal, wenn ich gestreßt bin. Es ist kein glückliches Lächeln, aber es ist besser als hysterisches Kreischen.
    „Wie lange seid ihr jetzt zusammen?“ wollte Stan wissen.
    „Ein paar Monate.“ Je weniger der Obervampir über uns wußte, desto glücklicher durfte ich mich schätzen.
    „Du bist zufrieden mit ihm?“ „Ja.“
    „Du liebst ihn?“ Stan klang belustigt.
    „Das geht Sie nichts an“, stellte ich fest. „Hatten Sie nicht gesagt, es gäbe noch mehr Leute, die ich überprüfen soll?“
    Ich führte die nächsten Befragungen ebenso durch wie die Bethanys. So hielt ich eine ganze Reihe Hände und durchforstete einen langweiligen Haufen Köpfe. Bethany hatte eindeutig am besten abgeschnitten, was Beobachtungsgabe betraf. Die anderen - noch eine Kellnerin, der Barkeeper (ein Mensch) und ein Stammgast (Fangbanger), der sich wahrhaftig freiwillig zum Verhör gemeldet hatte, boten nichts als lauter langweilige, nichtssagende Gedanken, und ihr Erinnerungsvermögen war arg

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