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Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Sonne entgegentreten will, möchte sich umbringen, indem er sich bei Tagesanbruch eben nicht verbirgt, sondern weiterhin draußen unterwegs ist.
    Wieder einmal machte mich der Liebste, den ich mir ausgesucht hatte, mit Dingen bekannt, von denen ich sonst nie im Leben etwas mitbekommen hätte. Von denen ich ja auch sonst nichts hätte mitbekommen müssen! Ich hätte mir, wäre ich nicht mit der Gabe oder Behinderung der Telepathie zur Welt gekommen, wahrscheinlich in meinen kühnsten Träumen nicht ausmalen können, mit jemandem zusammen zu sein, der bereits verstorben war. Aber so, wie die Dinge bei mir standen, galt ich für das Gros der menschlichen Männer als abnormal, als Paria sozusagen. Sicher kann sich jeder vorstellen, wie unmöglich es ist, mit jemandem auszugehen, dessen Gedanken man lesen kann! Als ich Bill traf, begann die glücklichste Zeit meines Lebens. Aber zweifellos hatte ich in den paar Monaten, in denen ich jetzt mit ihm zusammen war, auch mehr um die Ohren gehabt als in den ganzen vorherigen fünfundzwanzig Jahren meiner Existenz. „Ihr seid also der Meinung, Farrell sei bereits nicht mehr am Leben?“ fragte ich ihn, wobei ich mich bemühte, mich ganz auf die vorliegende Krise zu konzentrieren. Ich stellte diese Frage nur ungern, aber sie mußte einfach gestellt werden.
    .Vielleicht“, sagte Stan nach einer langen Pause.
    .Vielleicht halten sie ihn versteckt“, ergänzte Bill. „Wir wissen, wie gern diese Leute die Presse dabeihaben, wenn eine ... Zeremonie stattfindet.“
    Wieder starrte Stan eine Weile vor sich hin. Dann erhob er sich. „Derselbe Mann war in der Bar und auf dem Flugplatz“, sagte er und es hörte sich an, als würde er diese Worte an sich selbst richten. Dann fing Stan Davis, der Obervampir von Dallas, der aussah wie ein strebsamer Stubenhocker, an, nervös im Zimmer auf und ab zu laufen. Das machte mich wahnsinnig, was ich aber unmöglich so deutlich sagen konnte. Immerhin war Stan hier in seinem eigenen Haus, und sein 'Bruder' war verschwunden. Aber es fällt mir schwer, lange, unheilschwangere Schweigeminuten zu ertragen. Außerdem war ich müde und wollte ins Bett.
    „Also!“ sagte ich, wobei ich mir alle Mühe gab, frisch und munter zu klingen. „Woher wußten die, daß ich am Flughafen sein würde?“
    Wissen Sie, was schlimmer ist als ein Vampir, der einen anstarrt? Zwei Vampire, die einen anstarren!
    „Wenn sie rechtzeitig erfahren wollten, wann und wie du ankommst... es gibt einen Verräter!“ erklärte Stan, woraufhin die Luft im Zimmer vor lauter Spannung zu vibrieren und Funken zu sprühen schien.
    Mir jedoch kam die Idee, daß alles auch wesentlich undramatischer verlaufen sein mochte. Ich schnappte mir den Notizblock, der auf dem Tisch lag und schrieb darauf: „VIELLEICHT WERDEN SIE ABGEHÖRT.“ Daraufhin glotzten die beiden Vampire mich an, als hätte ich die Unhöflichkeit besessen, ihnen einen Big Mäc anzubieten. Vampire verfügen als Individuen über unglaubliche und vielfältige Fähigkeiten und Talente. Oft fehlt ihnen aber das Verständnis dafür, daß auch die Menschheit ein paar Fähigkeiten entwickelt hat und über einige Techniken verfügt. Stan und Bill warfen einander skeptische Blicke zu, aber keiner von ihnen hatte einen praktischen Vorschlag parat.
    Na, dann eben nicht! Ich kannte so etwas ja auch nur aus Filmen, aber ich ging davon aus, daß derjenige, der in diesem Haus eine Wanze plaziert hatte, es dabei eilig gehabt und vermutlich ziemliche Ängste ausgestanden hatte. Es war also wahrscheinlich, daß die Wanze nicht allzuweit entfernt und nicht allzu geschickt versteckt angebracht worden war. Also schälte ich mich aus der grauen Kostümjacke und streifte die Pumps ab. Ich war ja nur ein Mensch, was hieß, ich hatte mir nichts zu vergeben, in Stans Augen zumindest; also ließ ich mich auf alle Viere fallen, schlüpfte unter den Tisch und kroch dort von einem Ende zum anderen, wobei ich die Drehstühle zur Seite schob, wenn sie mir im Weg standen. Zum bestimmt millionsten Mal an diesem Tag wünschte ich, ich hätte eine Hose an.
    Nur ein paar Meter von dem Stuhl entfernt, auf dem Stan gesessen hatte, fiel mir etwas Merkwürdiges ins Auge. Dort befand sich an der Unterseite des heilen Holztischs eine dunkle Erhebung. Diese sah ich mir so genau an, wie mir das ohne Zuhilfenahme einer Taschenlampe möglich war. Um einen alten Kaugummi handelte es sich nicht!
    Nachdem ich die kleine mechanische Abhörvorrichtung gefunden hatte,

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