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Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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wußte ich nicht, wie ich weiter vorgehen sollte. Also kroch ich etwas staubiger als zuvor wieder unter dem Tisch hervor und fand mich direkt zu Stans Füßen wieder. Er streckte mir die Hand hin, die ich widerstrebend ergriff. Stan zog ganz sanft an mir - oder zumindest hatte es den Anschein, als zöge er sanft. Urplötzlich jedoch stand ich auf den Füßen, dem Obervampir direkt gegenüber. Stan war nicht groß, und so blickte ich ihm länger in die Augen, als ich eigentlich je vorgehabt hatte. Daraufhin hielt ich mir einen Finger in Augenhöhe vor das Gesicht, um sichergehen zu können, daß Stan auch mitbekam, was ich tat, und zeigte dann mit demselben Finger unter den Tisch.
    In Windeseile hatte Bill das Zimmer verlassen. Stans farbloses Gesicht wirkte womöglich noch blasser als sonst: Seine Augen sprühten Funken. Nervös irrte mein Blick im Zimmer umher, um Stan nicht direkt ansehen zu müssen. Ich mochte ungern diejenige sein, auf der sein Blick ruhte, während sein Verstand die Information verarbeitete, daß jemand in seinem Audienzzimmer eine Wanze plaziert hatte. Irgendwer hatte ihn verraten - nur nicht so, wie er zuerst gedacht hatte.
    Panisch grübelte ich nach, wie sich meine Lage wohl verbessern ließe. Ich strahlte Stan an; ich langte völlig automatisch hoch, um den Sitz meines Pferdeschwanzes zu überprüfen, wobei ich feststellte, daß mein Haar ja immer noch in diesem komplizierten Knoten hinten am Kopf steckte, der nun allerdings nicht mehr ganz so ordentlich saß. Also befaßte ich mich mit meinem Haar; das bot eine gute Ausrede dafür, konzentriert auf den Boden zu starren.
    Ich war ziemlich erleichtert, als Bill zurückkam, begleitet von Isabel und dem Mann, der vorhin in der Küche Geschirr abgewaschen hatte. Nun trug dieser Tellerwäscher eine Schüssel voll Wasser. „Stan?“ sagte Bill laut und deutlich, „so leid es mir tut - ich glaube, Farrell ist inzwischen tot. Wenn wir die Informationen zusammenfassen, die wir heute erhalten haben, müssen wir einfach davon ausgehen. Also werde ich morgen mit Sookie nach Louisiana zurückkehren, es sei denn, Sie benötigten uns noch in einer anderen Sache.“ Während Bill sprach, deutete Isabel auf den Tisch und der Mann, der mit den beiden Vampiren gekommen war, stellte seine Schüssel Wasser dort ab.
    „Ich brauche Sie nicht mehr“, sagte Stan, dessen Stimme so kalt wie Eis war. „Sie können wieder nach Hause fahren, und schicken Sie mir Ihre Rechnung. In dieser Frage war Eric, Ihr Herr und Meister, ja unerbittlich. Irgendwann werde ich mich einmal mit ihm treffen müssen.“ Das klang, als plane Stan, ein solches Treffen für Eric sehr unerfreulich verlaufen zu lassen.
    „Du dummer Mensch!“ rief da mit einem Mal Isabel. „Du hast mein Glas umgekippt!“ Im selben Moment langte Bill an mir vorbei, pflückte die Wanze von der Tischunterseite und ließ sie in die Schüssel fallen. Dann packte Isabel die Schüssel vorsichtig mit beiden Händen und verließ das Zimmer, sorgsam darauf bedacht, auch ja den Inhalt nicht zu verschütten. Der Mann, der mit ihr zusammen gekommen war, blieb zurück.
    Letztlich waren wir unsere Wanze ja recht einfach losgeworden, und unter Umständen hatten sich die, die uns zuhörten, von unserer inszenierten kleinen Unterhaltung auch in die Irre führen lassen. Nun, wo die Wanze nicht mehr unter uns weilte, entspannten wir uns alle sichtlich. Selbst Stan wirkte plötzlich nicht mehr ganz so furchterregend.
    „Laut Isabel haben Sie Anlaß zu der Annahme, Farrell sei von der Bruderschaft entführt worden“, sagte nun der Mann, der mit Bill und Isabel gekommen war. „Vielleicht können die junge Dame hier und ich ja morgen in die Zentrale der Bruderschaft gehen, um herauszufinden, ob in nächster Zeit eine Zeremonie geplant ist.“
    Bill und Stan sahen ihn nachdenklich an.
    „Gute Idee“, meinte Stan dann. „Als Pärchen würdet ihr weniger auffallen.“
    „Was denkst du, Sookie?“ wollte Bill wissen.
    „Von euch kann da niemand hingehen“, sagte ich. „Vielleicht können wir uns den genauen Lageplan der Zentrale einprägen, wenn wir dort sind. Falls ihr wirklich denkt, Farrell könnte dort gefangengehalten werden.“ Wenn es mir gelang herauszufinden, wo in der Zentrale der Bruderschaft sich welche Räume und möglichen Verstecke befanden, dann konnte ich vielleicht verhindern, daß die Vampire die Zentrale angriffen. Das würden sie nämlich ansonsten mit Sicherheit tun! Kein Vampir ging in einer

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