Untot in Dallas
gar nicht wußten, was ich getan habe!“ triumphierte er. „Bis jetzt bestand die Möglichkeit, aus Ihnen noch mehr Informationen herauszulocken, die sich dann später gegen die Vampire verwenden lassen könnten.“
„Also werden die Sie jetzt, jetzt, wo ich weiß, wer Sie sind und was Sie getan haben, laufen lassen, ja? Versuchen Sie es doch mal! Ich wäre nämlich lieber allein.“
Genau in diesem Moment ging eine Luke in der Tür auf, von deren Existenz ich vorher nichts mitbekommen hatte, da ich draußen auf dem Flur, wo sie mir hätte auffallen können, zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt gewesen war. In der Öffnung, die etwa zwanzig Quadratzentimeter groß sein mochte, erschien das vertraute Gesicht eines Mannes.
Gabe grinste fröhlich. „Na?“ fragte er. „Wie steht's da drin?“
„Sookie braucht einen Arzt,“ erklärte Hugo. „Sie jammert nicht, aber ich glaube, ihr Jochbein ist gebrochen.“ Er klang vorwurfsvoll. „Sie weiß über meine Allianz mit der Bruderschaft Bescheid, also können Sie mich genauso gut auch freilassen.“
Obgleich ich nicht wußte, was Hugo vorhatte, versuchte ich, einen möglichst zerschlagenen Eindruck zu machen. Schwer fiel mir das nicht.
„Da habe ich eine prima Idee!“ sagte Gabe. „Ich fing nämlich gerade an, mich hier unten ziemlich zu langweilen, und ich erwarte nicht, daß Steve und Sarah hier in nächster Zeit aufkreuzen. Selbst die gute alte Polly Blythe wird sich eine Weile nicht sehen lassen. Wir haben hier unten noch einen Gefangenen, und der freut sich vielleicht, dich zu sehen. Farrell! Erinnerst du dich an Farrell? Vielleicht hast du ihn ja im Hauptquartier der Bösen kennengelernt?“
„Ja“, erwiderte Hugo. Er schien nicht erbaut über die Wende, die die Unterhaltung mit Gabe genommen hatte.
„Kannst du dir vorstellen, wie froh Farrell bei deinem Anblick sein wird? Wo er doch noch dazu schwul ist. Ein schwuler Blutsauger. Wir sitzen hier so tief unter der Erde, daß er sich angewöhnt hat, früh wach zu werden. Da habe ich mir gedacht, ich stecke dich und ihn zusammen und amüsiere mich derweil mit unserer kleinen Verräterin hier.“ Dabei grinste mich der Kurzgeschorene auf eine Art und Weise an, die mir den Magen umdrehte.
Hugos Gesicht bot einen beeindruckenden Anblick. Einen wahrhaft beeindruckenden Anblick! Mir schossen eine Menge Dinge durch den Kopf, die ich gern gesagt und die auch gut hierher gepaßt hätten, es gelang mir jedoch, mir dies höchst zweifelhafte Vergnügen zu verkneifen. Es war besser, mir die Energie für Wichtigeres aufzusparen.
Dabei sah Gabe so gut aus! Ohne daß ich es wollte, kam mir einer der Lieblingssprüche meiner Oma in den Sinn. „Wahre Schönheit kommt von innen!“ murmelte ich finster vor mich hin, woraufhin ich mich dem äußerst schmerzhaften Prozeß widmete, auf die Beine zu kommen, um mich besser wehren zu können. Gebrochen waren meine Beine nicht, aber das linke Knie befand sich in einem wahrhaft jämmerlichen Zustand, verfärbt und ziemlich geschwollen.
Ob Hugo und ich gemeinsam es schaffen würden, Gabe zu Boden zu werfen, wenn er die Tür öffnete? Diese Frage erübrigte sich, denn als die Tür nun wirklich aufging, mußte ich feststellen, daß der Gefängniswärter sich mit einer Pistole und einem ziemlich gemein aussehenden schwarzen Objekt bewaffnet hatte. Bei dem gemein aussehenden Objekt handelte es sich um einen Knüppel, mit dessen Hilfe man jemanden durch einen Stromstoß betäuben konnte.
„Farrell!“ rief ich. Wenn Farrell wach war, dann konnte er mich hören, er war ja schließlich Vampir.
Gabe zuckte sichtlich zusammen und beäugte mich mißtrauisch.
„Ja?“ erklang eine tiefe Stimme aus dem Raum, der weiter hinten im Flur lag. Ich hörte Kettenrasseln: Der Vampir bewegte sich. Natürlich hatten sie ihn mit Silberketten fesseln müssen, sonst hätte er einfach die Tür aus den Angeln gerissen.
„Stan schickt uns!“ schrie ich, aber da versetzte mir Gabe auch schon mit dem Rücken der Hand, in der er die Pistole hielt, einen kräftigen Schlag. Ich stand direkt an der Wand; der Schlag ließ meinen Kopf schmerzhaft dagegen schlagen. Ich gab einen halb erstickten, schrecklichen Laut von mir, nicht ganz Schrei, aber zu laut, für ein Stöhnen.
„Halts Maul, du Schlampe!“ zischte Gabe mich an. Mit der Pistole hielt er Hugo in Schach, während er den Betäubungsknüppel nur Zentimeter von meinem Körper entfernt in Bereitschaft hielt. „Auf geht's, Herr Anwalt.
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