Untot in Dallas
so daß ich umkippte und auf dem Rücken landete.
Ich konnte mich kaum bewegen, aber ich konnte schreien und meine Beine zusammenpressen, und beides tat ich dann auch.
„Halts Maul!“ schrie Gabe. Er hockte auf mir, wir hatten also Körperkontakt; ganz deutlich konnte ich in seinen Gedanken lesen, wie gern er mich bewußtlos gesehen hätte, wie sehr er es genossen hätte, mich in ohnmächtigem Zustand zu vergewaltigen. Einer bewußtlosen Frau Gewalt anzutun, erfuhr ich, machte ihn richtig scharf, das war seine Idealvorstellung überhaupt.
„Wach magst du die Frauen nicht, die du dir nimmst!“ zischte ich keuchend. „Habe ich recht?“ Daraufhin streckte er die Hand aus und zerriß meine Bluse.
In der Ferne hörte ich Hugo schreien, als würde ihm das irgend etwas nützen. Ich biß Gabe in die Schulter.
Der beschimpfte mich daraufhin erneut als Schlampe - es hätte ihm ja auch ruhig mal etwas anderes einfallen können fummelte an seinem Hosenschlitz herum und versuchte, meinen Rock hochzuschieben. Eine Sekunde lang war ich dankbar dafür, einen so langen Rock gekauft zu haben.
„Du hast wohl Angst, die Frauen könnten sich beschweren, wenn sie wach sind, was?“ kreischte ich. „Laß mich los, du Schwein! Runter, runter, runter!“
Irgendwie hatte ich es geschafft, die Arme freizubekommen. Sie hatten den elektrischen Schlag inzwischen auch soweit verkraftet, daß sie wieder funktionsfähig waren, also formte ich mit beiden Händen zwei Schalen und schlug sie Gabe auf die Ohren, während ich gleichzeitig weiter auf ihn einschrie.
Er brüllte auf, fuhr zurück und griff sich mit beiden Händen an den Kopf. Gabe war wütend, so ungeheuer wütend, daß diese Wut sich Bahn brach und über mich hinwegschwemmte, bis ich das Gefühl hatte, von Kopf bis Fuß in Wut und Haß zu baden. Da wußte ich, der Mann würde mich umbringen, wenn sich die Gelegenheit bot, ganz gleich, welche Repressalien er danach zu erwarten hätte. Ich versuchte, mich zur Seite wegzurollen, aber er hielt mich mit den Beinen am Boden fest. Ich konnte zusehen, wie sich seine rechte Hand zur Faust ballte, wie diese Faust auf mich zukam und dabei immer größer wurde, bis sie so groß war wie ein Felsbrocken. Mit einem Gefühl hilfloser Verzweiflung erkannte ich, daß dieser Schlag mich endgültig außer Gefecht setzen würde, und dann wäre alles aus und vorbei...
Doch dann traf der Schlag mich gar nicht!
Statt dessen flog Gabe durch die Luft, mit offenem Hosenstall und baumelndem Pimmel, seine Faust traf nichts als Luft, seine Füße traten hilflos und vergeblich nach meinen Beinen.
Der Mann, der Gabe durch die Luft gewirbelt hatte und nun festhielt, war nicht sehr groß. Er war auch kein Mann, wie ich auf den zweiten Blick sah; er war ein Teenager. Ein uralter Teenager.
Er war blond, trug kein Hemd, und seine Arme sowie der Torso waren über und über mit blauen Tätowierungen bedeckt. Gabe schrie und schlug um sich, aber der Junge stand einfach nur da, ruhig, mit völlig ausdruckslosem Gesicht, bis Gabe die Luft wegblieb. Als der Widerling endlich den Mund hielt, schlang der junge Mann beide Arme um Gabes Taille und drückte zu, bis der Oberkörper meines Widersachers schlaff nach vorne sackte.
Der junge Mann sah auf mich herab, ohne auch nur im Geringsten eine Miene zu verziehen. Mir stand die Bluse offen, und mein BH war in der Mitte entzwei gerissen.
„Sind Sie sehr schwer verletzt?“ erkundigte sich der Teenager schließlich, allerdings offenbar nur recht ungern.
Ich hatte einen Retter, aber keinen besonders enthusiastischen.
Ich stand auf. Das hört sich leichter an, als es war: Eigentlich war es eine ziemliche Leistung, daß ich mich überhaupt hochrappeln konnte, und es dauerte auch eine ganze Weile. Ich stand unter Schock, weswegen ich am ganzen Leib zitterte wie Espenlaub. Als ich endlich stand, konnte ich feststellen, daß ich ebenso groß war wie mein Retter. Der mochte ungefähr sechzehn gewesen sein - in Menschenjahren gerechnet als er Vampir wurde. Wie lange das her war, vermochte ich nicht zu sagen. Der Junge war wahrscheinlich älter als Stan, älter als Isabel. Er sprach ein deutliches, klares Englisch, jedoch mit einem hörbaren Akzent, den ich nicht einzuordnen vermochte. Vielleicht wurde seine Muttersprache, inzwischen tot, schon nicht mehr gesprochen. Wie einsam er sich fühlen mußte!
„Vielen Dank!“ sagte ich. „Wird schon wieder werden.“ Ich versuchte, mir die Bluse zuzuknöpfen - ein paar Knöpfe
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