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Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Raus auf den Flur, und komm mir bloß nicht zu nahe, hast du mich verstanden?“
    Mit schweißüberströmtem Gesicht schob sich Hugo in den Flur. Ich sah nicht genau, was da draußen geschah, aber anscheinend war der Flur so eng, daß Gabe Hugo sehr nahe kam, als er nun Farrells Zelle aufschloß. Gerade dachte ich, Gabe sei weit genug entfernt und ich könnte einen Ausfall wagen, da erhielt Hugo den Befehl, meine Zellentür zu schließen und kam diesem Befehl nach, auch wenn ich ihm durch verzweifeltes Kopfschütteln zu verstehen gab, er möge das doch bitte sein lassen.
    Ich glaube nicht, daß Hugo mich überhaupt sah. Er hatte sich ganz in sich zurückgezogen. In seinem Inneren brach gerade alles zusammen. Seine Gedankenwelt war ein einziges Chaos. Ich hatte mein Bestes getan, ihm zu helfen, indem ich Farrell mitteilte, daß Stan uns geschickt hatte. Was ja, zumindest was Hugo betraf, eine ziemlich gewagte Interpretation der tatsächlichen Ereignisse war, aber Hugo war viel zu verängstigt, desillusioniert oder beschämt, um irgendwelches Rückgrat zu zeigen. Ein wenig wunderte ich mich über mich selbst. Warum hatte ich es angesichts der Tragweite von Hugos Verrat überhaupt noch auf mich genommen, Farrell Bescheid zu sagen? Sicher hätte ich das nicht getan, wenn ich nicht die Hand des Anwalts gehalten und die Bilder seiner Tochter gesehen hätte.
    „Na toll, Hugo“, sagte ich. Kurz tauchte sein Gesicht noch einmal an der Luke in der Tür meiner Zelle auf, ein bleiches Gesicht, verängstigt, verwirrt, dann verschwand es. Ich hörte, wie eine Tür geöffnet wurde, ich hörte Ketten rasseln, ich hörte, wie die Tür wieder geschlossen wurde.
    Also hatte Gabe Hugo wirklich gezwungen, zu Farrell in die Zelle zu gehen. Ich holte rasch und tief mehrmals hintereinander Luft, so lange, bis ich das Gefühl hatte, bald hyperventilieren zu müssen. Dann ergriff ich einen der beiden Stühle in der Zelle. Es war ein Plastikstuhl mit vier Metallbeinen, wie jeder ihn kennt, weil wir alle mehr als einmal in einem Gemeindehaus, in einem Klassenzimmer oder bei irgendeiner Versammlung auf so einem Stuhl gesessen haben. Diesen Stuhl hielt ich, wie ein Löwenbändiger ihn gehalten hätte: Die Beine zeigten von mir weg. Mehr war mir zu meinem Schutz nicht eingefallen. Ich dachte an Bill, aber das tat zu weh. Ich dachte an Jason und wünschte mir, er wäre bei mir. Es war schon lange nicht mehr vorgekommen, daß ich diesen Wunsch gehegt hatte.
    Die Tür ging auf, und Gabe lächelte schon beim hereinkommen. Es war ein sehr häßliches Lächeln, das die ganze Häßlichkeit seiner Seele offenbarte. Das hier entsprach tatsächlich seiner Vorstellung von Spaß.
    „Der kleine Stuhl soll dich schützen?“ fragte er hämisch.
    Ich antwortete nicht; mir war nicht nach reden. Auch wollte ich den Schlangen im Kopf dieses Mannes nicht zuhören müssen; also schottete ich meinen Kopf ab und konzentrierte mich ganz auf mich selbst, machte mich stark, um den Dingen entgegenzusehen, die auf mich zukamen.
    Gabe hatte die Pistole ins Halfter gesteckt, hielt den Betäubungsknüppel aber nach wie vor griffbereit. Doch dann schien er zu denken, er könne auch ohne Hilfsmittel spielend mit mir fertig werden: Der Knüppel wurde in einer Schlaufe links an seinem Gürtel verstaut. Dann griff er nach den Stuhlbeinen und fing an, den Stuhl von einer Seite zur anderen zu schwingen.
    Da griff ich an.
    Mein heftiger Gegenangriff traf Gabe so unerwartet, daß ich den Mann fast schon aus der Tür geschoben hatte, als es ihm in letzter Sekunde gelang, die Stuhlbeine seitwärts zu kippen, so daß es mir unmöglich war, ihn durch die enge Tür zu bugsieren. Er stand gegen die Wand mir gegenüber gepreßt, keuchend, mit krebsrotem Gesicht.
    „Schlampe!“ zischte er erbost, dann stürzte er sich auf mich, wobei er diesmal versuchte, mir den Stuhl aus den Händen zu winden. Aber ich habe wie gesagt Vampirblut getrunken. Den Stuhl würde Gabe nicht bekommen, und mich auch nicht.
    Ohne daß ich es mitbekommen hatte, hatte Gabe den Betäubungsstab wieder gezogen. Nun hob er ihn rasch und geschickt wie eine Schlange über den Stuhl und zog mir den Knüppel über die Schulter.
    Er hatte damit gerechnet, daß ich zusammenbrechen würde. Das tat ich zwar nicht, aber ich sank in die Knie, wobei ich immer noch die Stuhllehne umklammert hielt. Ehe mir klar war, was mit mir geschehen war, hatte Gabe mir den Stuhl aus der Hand gerissen und versetzte mir einen kräftigen Stoß,

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